Warum das Unwetter mit fünf Toten nicht vorherzusehen war

Man kann Gewitter wirklich in Gelenken spüren
ZAMG-Experte erklärt: Es hat sich um ein äußerst seltenes Wetterphänomen gehandelt.

Es waren nur zehn Minuten, in denen das Unwetter am Donnerstagnachmittag im Lavanttal wütete - und überhaupt nur einige Sekunden hielten die Windböen an, die tödliche Folgen hatten. Wie Christian Stefan, Leiter der ZAMG in Klagenfurt, im Gespräch mit der APA sagte, sei ein solches Wetterphänomen in Kärnten äußerst selten - innerhalb von Minuten hatte es einen Sprung von schwachem Wind auf knapp über 100 km/h gegeben.

Mehrere Faktoren zusammengekommen

Am Donnerstag waren gleich mehrere Faktoren zusammengekommen, erklärte der Experte der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik: "Im Lavanttal hatte es hohe Temperaturen von 33 Grad, während im Westen ein Gewitter aufgezogen ist."

Das System aus Italien war über Kärnten in Richtung Osten gezogen. Kräftiger Höhenwind hat dann durch das Gewitter in tiefe Lagen durchgegriffen: "Das hat die starken Böen verursacht." Die trockene, heiße Luft im Lavanttal habe zusätzlich zu einer Beschleunigung des Windes geführt - während in Villach und Klagenfurt Windspitzen von 70 bis 80 km/h gemessen wurden, waren es schließlich 100 km/h im Lavanttal und dann noch mehr in der Steiermark.

Es ist sehr selten, dass so etwas in Kärnten auftritt.

von Christian Stefan

Leiter der ZAMG in Klagenfurt

"Es ist sehr selten, dass so etwas in Kärnten auftritt, so eine Front, die in so kurzer Zeit diese Spitzen bringt", betonte Stefan. Solche Windgeschwindigkeiten würden in Kärnten kaum gemessen, das Bundesland sei eher windschwach.

Bäume stürzen bei Krems auf Autobahn (Video: J. Zahrl)

Es sei auch möglich, dass der Wind punktuell noch stärker war, als bei den Messstellen verzeichnet wurde: "Es kann sein, dass es da durchaus auch Orkanwerte gegeben hat." Fallwinde bei Gewittern könnten dafür sorgen, dass es innerhalb von wenigen 100 Metern große Unterschiede bei der Windgeschwindigkeit gibt.

Ohne Vorwarnung

Dass so ein Gewitter mit Sturmböen fast ohne Vorwarnung hereinbrechen kann, wurde am Donnerstag deutlich: Lediglich für Oberkärnten und Osttirol war zu Mittag eine orange Wetterwarnung vorgelegen, Unterkärnten stand auf gelb ("nur vereinzelt wetterbedingte Beeinträchtigungen und/oder Schäden zu erwarten"). Das bestätigte Stefan: "Laut den Einschätzung in der Früh haben die meisten Wettermodelle gezeigt, dass es in Oberkärnten und Osttirol intensivere Gewitter geben könnte." Diese Modelle hätten nicht gut erfasst, dass das Gewitter dann in den Osten durchziehen würde: "Das sind lokale Wettermodelle, die auch ihre Schwächen haben." Wenn das Tief 100 Kilometer woanders liege, verschiebe sich das, auch lokale Effekte würden die Lokalisierung erschweren. Bis zu einem gewissem Grad seien Gewitter unberechenbar, so Stefan. Dass das Potenzial für schwere Gewitter da war, sei schon relativ gut eingeschätzt gewesen: "Aber es ist schwer abzuschätzen, wo es dann entsteht und niedergeht."

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