Bahnunglück: Üble Pannen bei der Sicherheit
Wer den behördlichen Untersuchungsbericht zu dem tödlichen Bahnunfall auf der steirischen Übelbacher Bahn liest, dem könnte tatsächlich übel werden. Einige Details: Weil es keine technischen Sicherheitseinrichtungen gab, wurden den Lokführern einfach Mobiltelefone in die Hand gedrückt. Diese nutzten die Handys für zahlreiche Telefonate untereinander. So wurde über Abfertigung von Güterwaggons geplaudert und vielleicht auch über so manches Privates. Die Folge waren offenbar mehrere Beinahe-Kollisionen. Doch diese wurden – entgegen der geltenden Gesetze – dem Verkehrsministerium nicht einmal gemeldet.
Doch auch im Ministerium schien man es mit der Kontrolle nicht ganz so genau zu nehmen: 2013 gab es eine Sicherheitsüberprüfung der Schnellbahn, die im Landesbesitz steht. Gefunden wurde wenig – als einzige Maßnahme wurde die Einführung eines "Zugbegleitblatts" für den Fahrdienstleiter in Weiz eingefordert.
Die Folgen des Unfalls sind bekannt: Ein 21-jähriger Triebfahrzeugführer und ein Fahrgast starben im Mai 2015 bei dem Aufprall.
Nachdem der KURIER bereits vor zehn Tagen über Sicherheitspannen im Verkehrsministerium berichtet hat, folgt nun der nächste Paukenschlag. Wie berichtet, waren offenbar einige Untersuchungen eher schlampig geführt worden und die erlaubte einjährige Zeitspanne für die Veröffentlichung des Untersuchungsberichts wurde überschritten. Am Dienstag wurde nun der Bericht zu dem Vorfall in der Steiermark veröffentlicht – um sechs Wochen zu spät. Um diese Gesetzwidrigkeit zu umgehen, wurde das Veröffentlichungsdatum auf der Homepage auf 11. März 2016 rückdatiert. Damit wäre der Bericht plötzlich wieder in der gesetzlichen Frist fertiggestellt geworden. Tatsächlich stammt er vom 3. Juni, wie das Ministerium bestätigt. Grund für das falsche Datum sei ein Softwarefehler.
Doch auch sonst enthüllt das Papier schier unglaubliche Details: Durch die fehlenden Sicherheitseinrichtungen bekam der Fahrdienstleiter in Weiz überhaupt erst 33 Minuten nach dem Unglück mit, dass es zu dem tödlichen Crash gekommen ist. Erst Monate nach dem Unglück wurde die Sicherheitsbescheinigung für den Bahnbetrieb aufgehoben. Mittlerweile wird aber unter neuem Namen wieder gefahren.
Schadhafte Züge
Auch das verwendete Wagenmaterial scheint alles andere als gut in Schuss zu sein. Schon kurz nach dem Zusammenstoß berichtete der KURIER darüber, dass ein sogenannter Aufkletterschutz möglicherweise verhindert hätte, dass eine der Bahnen "aufsteigt" und sich in die andere bohrt. Ob dieser Schutz künftig zwingend vorgeschrieben wird, ist noch unklar.
Ein weiteres mögliches Sicherheitsproblem deckte die Kleine Zeitung im Mai auf: Seit dem Unfall muss die Tür zwischen Lokführer und Passagieren immer geöffnet bleiben. Bei dem Crash 2015 hatte sich herausgestellt, dass manche Schweißnähte einem Zusammenprall nicht standhalten. Würde der Zug also erneut gegen ein Hindernis prallen, müsste der Triebfahrzeugführer rasch in den Innenraum flüchten. Da die wuchtige Türe aber nicht so leicht zu bedienen ist, muss sie nun aus Sicherheitsgründen immer offen bleiben.
Im April wurde zumindest ein Ermittlungsverfahren der Eisenbahnbehörde eingeleitet.
Kommentare