Anfang Jänner tauchte bereits der erste angebliche Fund eines Eierschwammerls in sozialen Medien auf. Manche hielten das zunächst für einen Scherz. Doch danach folgte um drei, vier Wochen früher als gewöhnlich die Morchel-Hochsaison - ein Speisepilz, der in Gerichten vieler Länder bis nach China zu finden ist. Er wächst sogar in Wien.
In einem heimischen Pilzforum wird jedes Jahr nach dem ersten Steinpilz gefahndet, diesmal gab es das erste Beweisfoto am 18. April. Normal fängt die Saison frühestens Ende Mai, eher aber im Juni an. Diskutiert wird, ob das ein absolut neuer Rekord ist oder ob es das im verrückten Schwammerljahr 2013 vielleicht schon einmal gegeben hätte. 2013 gilt vielen als das ertragreichste seit Jahrzehnten und wird unter Pilzfreunden wie der Heilige Gral angesehen.
Vom Wienerwald bis Bayern
Vor allem die April-Hitze mit bis zu 30 Grad dürfte heuer zu den ungewöhnlichen Funden beigetragen haben. Flockenstielige Hexenröhrlinge, im Jargon oft nur "Flockis" genannt, findet man etwa sonst im Juni oder Juli. Aktuell wächst sogar mancherorts bereits die zweite Welle, unterbrochen nur durch die kurze Frostperiode.
Auch Goldröhrlinge, eigentlich ein beliebter Sommerpilz, sind schon vereinzelt zu finden. Selbst frische Bovisten wurden bereits verspeist. Und das, obwohl auch die Morchelsaison weiterhin am Laufen ist. Sogar von einem Parasol-Fund (sonst ab Juli) wird berichtet.
"Der erste Steini Mitte April ist sensationell", oder "Ich komme aus dem Staunen nicht heraus" - die Kommentare überschlagen sich derzeit in der Schwammerl-Community. Einige der Pilze sind sogar bereits angeknabbert oder vertrocknet, dürften also mitunter schon länger im Wald stehen. Von Nieder- über Oberösterreich bis hin nach Bayern überschlagen sich die Meldungen über rekordverdächtige Frühfunde. Offenbar ist heuer das Flachland, wie beispielsweise der Wienerwald, gegenüber den Bergregionen bevorzugt.
Klimawandel sorgt für Verschiebung
Trotzdem tritt Irmgard Greilhuber von der Österreichische Mykologische Gesellschaft auf die Bremse: "Es gibt heuer gebietsweise ein gutes Verhältnis von Feuchtigkeit und Temperatur. Das bedingt Pilzwachstum, so wie früher auch, es gibt eben gute und schlechte Pilzjahre. Verrückt spielt hier noch gar nichts, aber es gibt Verschiebungen aufgrund des Klimawandels."
Für die Freunde von Pilzgerichten lohnt es sich jedenfalls, schon jetzt, die bekannten Plätze einmal abzusuchen. Das aktuelle Wetter mit Regen und Sonnenschein bringt durchaus gute Bedingungen. Und panierte Steinpilze oder Eierschwammerl mit Knödeln haben im Mai schon ein besonderes Flair.
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