Österreichisches Krisenteam auf heikler Mission in Moldau
Am Mittwoch in den frühen Morgenstunden haben sie ihre Reise in einem leicht gepanzerten Auto von Wien aus angetreten: Die Männer des zweiten Krisenteams, das Österreich aufgrund des Ukraine-Krieges entsendet hat. Sie sollen die österreichische Botschaft und die Auslandsösterreicher in Chisinau, der Hauptstadt Moldaus, für vorerst eine Woche unterstützen.
Botschaft wurde verlegt
Bereits vor gut einem Monat hatte sich die Bundesregierung entschieden, ein erstes dieser Teams direkt in Kiew zu positionieren. Wie wichtig dieser Einsatz war und nach wie vor ist, belegt der Umstand, dass die österreichische Botschaft aufgrund der heftigen Kämpfe mittlerweile von der ukrainischen Hauptstadt Kiew nach Uschgorod, im Dreiländereck zwischen Ungarn, der Slowakei und der Ukraine, verlegt wurde. Das erste Krisenunterstützungsteam (KUT), das stets unter der Gesamtleitung des Außenministeriums steht, ist nach wie vor in der Ukraine zum Schutz der Mitarbeiter vor Ort.
Luftbrücke geplant
Ab dem Wochenende soll es außerdem offenbar eine Luftbrücke für 2.000 Flüchtlinge des Ukraine-Kriegs zwischen Wien und Chisinau geben. Die offizielle Bestätigung steht noch aus, es dürfte sich aber um eine enge Kooperation zwischen Innen- und Außenministerium sowie UNHCR und Austrian Airlines handeln.
Die Sicherheitslage in Moldau, dem Nachbarland der Ukraine, dürfte sich jedenfalls zunehmenden verschärfen. „Die Lage in der Ukraine hat sich deutlich zugespitzt. Und auch die Nachbarländer leiden unter den Folgen des sinnlosen Angriffskrieges. Der Einsatz und die Unterstützung durch unser Krisenteam in derartig kritischen Stunden, hat sich bereits in der Vergangenheit bewährt und ist selbstverständlich“, sagt Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP). Was die Spezialisten für heikle Einsätze in Moldau genau machen, erklärt Detlef Polay, Leiter des Cobra-Standorts in Wien und Teil des besagten KUT-Teams. „Unsere Aufgabe besteht – wie auch in der Ukraine – darin, die Botschaft zu unterstützten. Sei es bei der Aufrechterhaltung der Kommunikation, bei der Organisation von Sammelpunkten oder der Festlegung von einer möglichen Fluchtroute.“
Cobra, Jagdkommando, Außenministerium
Ebenso an Bord sind ein weiterer Kollege des Sondereinsatzkommandos Cobra, drei Männer des Bundesheeres (zwei davon vom Jagdkommando), und mehrere Mitarbeiter des Außenministeriums. Darunter offenbar ein ehemaliger Botschafter, der für die Mission extra aus dem Ruhestand zurückgeholt worden sein soll.
„Die Angehörigen des Einsatzkommandos Cobra sind für die Aufgaben in den Krisenunterstützungsteams speziell ausgebildet, ausgerüstet und geschult. Die Teams haben sich in den vergangenen beiden Jahrzehnten bei vielen Krisensituationen im Ausland bewährt und vor Ort schwierige Aufgaben erfolgreich gemeistert“, erklärt auch Innenminister Gerhard Karner (ÖVP).
Krisenerprobter Experte
Mit Detlef Polay entsendet das Innenministerium einen ihrer krisenerprobtesten Mitarbeiter. Der Burgenländer stand erstmals im Jahr 1999 während der Jugoslawien-Krise in Albanien im Einsatz. Es folgten Einsätze zum Schutz von Österreichern im Zuge des Arabischen Frühlings in Ägypten, im Jemen oder während der Karikaturenkrise in Teheran. „Bei dem Einsatz in Teheran wurde die Botschaft mit Molotowcocktails beworfen“, erinnert sich der Cobra-Mann zurück.
Welche Eigenschaften man für Missionen dieser Art mitbringen muss? Die Antwort des Wiener Cobra-Chefs kommt schnell: „Ruhe, Hausverstand, vorausschauendes Denken und die Einstellung, sich für keine Arbeit zu schade zu sein“, sagt Polay.
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