Überraschende Studie zu Tempo 140 auf Autobahnen

Tempo 140 läuft seit August 2018 auf zwei Teststrecken
Laut einer aktuellen Untersuchung gab es weniger Unfälle und nur gering erhöhten Schadstoffausstoß. Dennoch gibt es massive Kritik.

Eine höhere Geschwindigkeit bringe ein höheres Unfallrisiko und mehr Schadstoffausstoß. So lautet vermutlich die landläufige Meinung zum Modellversuch „Tempo 140“, der seit August des Vorjahres auf Österreichs Autobahnen läuft. Wenn es nach den jüngsten Untersuchungsergebnissen der Asfinag geht, stimmt das allerdings nicht. Eine Evaluierung der beiden Teststrecken in Nieder- und Oberösterreich mit begleitenden Untersuchungen hat zum Teil überraschend positive Ergebnisse gebracht, heißt es von Seiten des Autobahnen- und Schnellstraßen-Betreibers.

Mehrere Gutachter

Wie das profil berichtet, sei die Umweltbelastung durch das hinauf gesetzte Tempolimit kaum gestiegen und die Zahl der Unfälle sogar gesunken.

Auf Anfrage des KURIER ging die Asfinag auf die Untersuchungsergebnisse im Detail ein. Für die Studie zeichnen sich demnach „mehrere unabhängige Gutachter“ verantwortlich, erklärt Unternehmenssprecherin Alexandra Vucsina-Valla.

Überraschende Studie zu Tempo 140 auf Autobahnen

Die beiden Teststrecken

Die Durchschnittsgeschwindigkeiten der Pkw habe auf den 88 niederösterreichischen Kilometern je nach Verkehrsmenge, Wetter oder Tageszeiten zwischen zwei und vier km/h zugenommen. Im mit 32 Kilometern deutlich kürzeren Testabschnitt in OÖ liege die Erhöhung der mittleren Geschwindigkeiten hingegen bei drei bis vier km/h.

Laut den Ergebnissen gab es auf beiden Teststrecken einen Rückgang der Unfälle mit Personenschäden um rund die Hälfte. In NÖ verzeichnete man auf dem Abschnitt von 2014 bis 2017 pro Monat durchschnittlich 4,3 Unfälle. Im Testzeitraum mit Tempo 140 waren es 2,2 Unfälle. Im oberösterreichischen Abschnitt ereigneten sich zwischen 2014 und 2017 pro Monat durchschnittlich 1,2 Unfälle mit Personenschaden. Im Testzeitraum waren es 0,5. „Interessant ist auch, dass sich in den letzten fünf Monaten auf der 140er-Teststrecke in Oberösterreich kein einziger Unfall mit Personenschaden ereignet hat“, so Vucsina-Valla.

Kritik vom VCÖ

Was die Luftgüte anbelangt, seien nur „minimale Auswirkungen“ festgestellt worden. In puncto Immissionen sei an den Messstationen keine Auswirkung auf Feinstaubkonzentration feststellbar gewesen. Was die Emissionen der Fahrzeuge betrifft, habe es „marginale Zunahmen“ bei Kohlendioxid und Stickoxiden um ein bis zwei Prozent gegeben.

„Auch wenn sie gering ausfällt, ist eine Zunahme des -Ausstoßes ein klare Verfehlung des Klimaziels. Österreich hat sich verpflichtet, die Emissionen um gut ein Drittel zu reduzieren“, sagt dazu Christian Gratzer vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ). Dass sich die Durchschnittsgeschwindigkeit auf den Teststrecken um nur zwei bis vier km/h erhöhte, sieht er als Beweis dafür, dass man Tempo 140 nicht braucht. „Es gibt anscheinend keinen Bedarf, schneller zu fahren“, so Gratzer. Bei der SPÖ will man die Studie erst kommentieren, wenn sie zur Gänze, also mit allen Details, vorliegt.

Überraschende Studie zu Tempo 140 auf Autobahnen

Zufrieden reagiert der Initiator von Tempo 140, Ex-Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ). Er schlug vor, sich in einem neuen Regierungsprogramm zu weiteren Teststrecken zu bekennen.

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