Zwei Polizisten werden auf einen Pkw auf einem Parkplatz aufmerksam. Bei der Fahrzeugkontrolle fällt ihnen im Kofferraum ein weißes Pulver auf. Im nächsten Moment kippt einer der Polizisten um. Er war mit Fentanyl in Berührung gekommen. Der Beamte kann nicht mehr atmen.
Das ist keine fiktive Szene, der Vorfall ist real. Er ereignete sich im Juli des Vorjahres in San Diego, USA. Bodycams der beiden Polizisten haben die Szene aufgezeichnet. Die Aufnahmen wurden veröffentlicht, um vor der Gefährlichkeit der Droge zu warnen. Nur durch den Einsatz von Naloxon, einem Nasenspray, nur wenige Sekunden nach dem Kollaps, überlebt der Beamte.
In Österreich kam es noch nie zu einem derartigen Vorfall. Dennoch: Die Drogenfahnder sind gewarnt. Und sie wollen sich schützen. Konkret mit einem Gegengift, das bei Schwerpunkt-Einsätzen künftig immer dabei sein soll. Seit einigen Monaten liegt im Innenministerium ein entsprechender Antrag.
„Insgesamt gibt es 1.000 bekannte synthetische Suchtgifte auf der Welt. Es sind noch nicht alle in Österreich aufgegriffen worden – aber sie existieren. Und manche sind sehr potent“, sagt Daniel Lichtenegger, Leiter des Suchtmittelbüros im Bundeskriminalamt.
Was er konkret damit meint: Die Konzentration der Drogen ist derart hoch, dass ein Körnchen auf der Haut reicht, um eine Vergiftung auszulösen.
„Speziell bei Schwerpunktkontrollen wäre es wichtig, dass die Kollegen auch mit entsprechenden Gegen-Arzneimitteln ausgestattet werden.“ Konkret meint er eben den Naloxon-Spray, der auch in den USA eingesetzt wird. Wirkung zeigt dieses Mittel bei Opioid-Überdosierungen (etwa Heroin, Methadon, Fentanyl). „Weil für einen Krankenwagen wird es da schon eng“, meint Lichtenegger.
Der Antrag liegt zur Beurteilung in der Generaldirektion, wird im Innenministerium bestätigt. Genehmigt wurde er noch nicht.
Einsatz in Justizanstalten
Doch nicht nur die Polizei ist mit dem Phänomen beschäftigt. In den Justizanstalten sind Überdosierungen bei Häftlingen keine Seltenheit. Auch dort kommt ein Gegengift zur Anwendung. Allerdings nur durch das medizinische Personal und auch nicht in allen Anstalten. Wie oft Gegengift in der Vergangenheit eingesetzt wurde, darüber gibt es keine Zahlen, heißt es aus dem Justizministerium. Zur Anwendung kommt hier allerdings kein Naloxon-Spray, sondern ähnlich wirkende Ampullen.
Grundsätzlich wird laut Lichtenegger der Reinheitsgehalt bei Drogen immer höher. Kokain etwa wird mit 60 Prozent auf der Straße verkauft (früher 20 Prozent), Heroin mit 40 Prozent (früher 2 bis 3 Prozent).
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