Tiroler ÖVP-Verein will Schutzstatus des Wolfes lockern
Nicht zuletzt angesichts gehäufter Schafsrisse lässt Tirol die Wolf-Diskussion weiter nicht los. Ein von führenden ÖVP-Vertretern im Bundesland gegründeter Verein, in dem Sozialpartner und bäuerliche Organisationen vertreten sind, möchte unter anderem die Senkung des Wolf-Schutzstatus erreichen. Homepage und eine landesweite Plakataktion sollen zudem "sachliche Informationen" bereitstellen.
Dies betonte Vereinsobmann, Landwirtschaftskammerpräsident und Nationalratsabgeordneter Josef Hechenberger am Freitag bei einer Pressekonferenz in Innsbruck unter dem Titel "Schulterschluss gegen die Wiederansiedlung des Wolfes". Letzten Endes wolle man damit in der Wolfsfrage "von Tirol aus Druck auf Land, Bund und EU ausüben", ergänzte Hechenberger.
Das müsse schnell vonstattengehen, denn der Wolf habe eine "Reproduktionsrate von rund 30 Prozent". "Der Wolf hält augenscheinlich in Tirol Einzug", strich er heraus und sprach auch die "derzeit wöchentlichen Risse" an.
WWF betont europarechtlichen Schutzstatus
Der WWF hält dem Verein indes den "hohen europarechtlichen Schutzstatus der Tiere" entgegen, wie es in einer Aussendung hieß. Zudem forderte die Naturschutzorganisation eine "gemeinsame Herdenschutz-Offensive von Politik und Sozialpartnern". "Einige wenige Wölfe kehren derzeit in ihre frühere Heimat Tirol zurück, ihr europaweiter Schutzstatus ist gut abgesichert", erklärte WWF-Experte Christian Pichler. Daher sei fachgerechter Herdenschutz ein "absolutes Muss, um rasch und präventiv zu helfen".
Der WWF schlug einen Fünf-Punkte-Plan vor: Herdenschutz müsse stärker gefördert werden. Das Hirtenwesen gehört wiederbelebt. Die Ausbildung von Herdenschutzhunden sei schnellstmöglich voranzutreiben. Zudem müssten Nutztierhaltende besser entschädigt und ausgewogen informiert werden. Das von Bund und Ländern gegründete "Österreichzentrum Bär-Luchs-Wolf" sollte überdies gestärkt und ausreichend dotiert werden, so die Naturschutzorganisation, die für einen "sachlichen Umgang mit der natürlichen Rückkehr der Wölfe" eintrat.
"Von Wölfen umzingelt"
Hermann Gahr, Obmann des Forum Land, Obmann-Stellvertreter des Vereins und ÖVP-Klubkollege Hechenbergers, malte unterdessen ein düsteres Szenario. "Die Wiederansiedlung des Wolfes ist eine große Gefahr und gefährdet die Almwirtschaft", so Gahr. "Wir sind verpflichtet, etwas zu tun", fügte er hinzu. Es gehe nunmehr darum mit der Wolfsthematik "zu den Leuten zu gehen und Experten einzubinden", erklärte Gahr.
Einig waren sich die Vereins-Akteure, dass der Schutzstatus der Wölfe veraltet sei. "Dieser stammt aus einer Zeit, als der Wolf vom Aussterben bedroht war", meinte etwa Gahr, während Hechenberger hervorhob, dass es auch "Tierschutz auf Schaf-Seite" geben müsse. Wölfe, die im "Blutrausch gleich mehrere Nutztiere reißen", gehören für den Vereinsobmann weiter "entnommen". Dazu sei eine rasche "Lockerung des Schutzes" notwendig, zumal "Tirol von Wölfen umzingelt ist", so Hechenberger.
Die Dringlichkeit angesichts dieser Situation betonten auch die weiteren prominenten Vereinsmitglieder. "Das Thema beschäftigt uns von Tag zu Tag stärker", sagte etwa der Präsident des Tiroler Gemeindeverbandes, Ernst Schöpf (ÖVP). "Es ist zweifellos mit weiteren Wolf-Zuwächsen zu rechnen", erklärte wiederum Erwin Zangerl, Präsident der Arbeiterkammer Tirol. "Wildtiere gehören in die Wildnis", hielt zudem der Präsident der Wirtschaftskammer Tirol, Christoph Walser, unmissverständlich fest.
Zuletzt war es in Tirol unter anderem nach gehäuften Schafsrissen, bei denen ein konkreter Wolfsverdacht bestand, zu einer intensiven Debatte über den Umgang mit dem Raubtier gekommen. Die Landwirtschaftskammer etwa forderte Ausnahmeregelungen für einen legalen Abschuss. Das Land Tirol plante, einen sogenannten Problemwolf mit einem Sender auszustatten. Erst am Donnerstag waren in Kössen (Bezirk Kitzbühel) neuerlich zehn gerissene Schafe aufgefunden worden.
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