Ob die BIG das Projekt nicht günstiger oder für das Land Tirol zumindest budgetschonender realisiert hätte können, wird nun freilich nie ans Licht kommen. Fraglich ist auch, warum das Land einen Vergaberechtsexperten mit einer Einschätzung zu einer Variante beauftragt, von der es nun heißt, dass man an dieser gar nicht interessiert war.
Ein blickdichter Vorhang
Über Jahre hinweg sind bei diesem Projekt Entscheidungen hinter einem für Medien und Landtag blickdichten Vorhang gefallen. Diesen soll nun der Landesrechnungshof (LRH) lüften. Die Oppositionsparteien – FPÖ, Liste Fritz, Grüne und Neos – beauftragen das Kontrollorgan mit einer Sonderprüfung. Am Dienstag stellen sie gemeinsam ihren Fragenkatalog vor. Und der wird umfassend ausfallen. Dass dabei bis ins Jahr 2013 zurückgeschaut werden soll, zeigt wie lange das nunmehr abgesagte Vorhaben bereits die Politik beschäftigt.
In all der Zeit wurden rund 13 Millionen Euro an Steuergeld aufgewendet, um letztlich begleitet von externen Beratern und Planern nichts zu bauen, aber zwei Projekte in den Sand zu setzen. Die Intransparenz rund um die getroffenen Entscheidungen auf diesem Weg ist schier atemberaubend. Zumal der Neubau der privaten Hochschule, bei der das Land Hauptträger ist, zuletzt mit einer viertel Milliarde Euro veranschlagt wurde. Die Verschleppung des Vorhabens hat den Steuerzahler über den Umweg von Mieten für zahlreiche Ausweichstandorte des MCI, das aus allen Nähten platzt, weitere Millionen gekostet. Es gibt also reichlich Stoff für den Rechnungshof.
Alternative zum Neubau wird ausgelotet
Und an neuem Stoff für eine allfällige weitere Prüfung wird bereits gesponnen. Philip Wohlgemuth, Nachfolger von Georg Dornauer als SPÖ-Hochbaulandesrat, soll nun nämlich eine Alternative zum Neubau ausloten. Das heißt, „kostengünstigere Sanierung und Nachverdichtung des bestehenden MCI-Hauptstandortes und der weiteren Standorte“ umsetzen. Wie viel Geld all das kosten wird und ob es vernünftig eingesetzt wird, wird man sehen.
„Ich werde alle Varianten prüfen und arbeite mit Hochdruck daran“, sagt Wohlgemuth zum KURIER. Es gehe nun darum, „dass wir alle gemeinsam etwas Vernünftiges umsetzen.“ Er sei in erster Linie dem Land und damit dem Nutzer MCI verpflichtet. An der Hochschule scheint man die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben zu haben, dass das Land möglicherweise noch einmal Richtung Neubau einschwenkt.
Aber auch aus Sicht von Innsbrucks Bürgermeister Johannes Anzengruber ist das Projekt mit der Festlegung Mattles nun „gestorben“. Die Stadt ist ebenfalls Träger des MCI – so wie auch Wirtschaftskammer, Arbeiterkammer und Industriellenvereinigung. Sie hätte das Grundstück für den neuen Campus bereitgestellt. Für die Bebauung gab es bereits 2016 einen Siegerentwurf aus einem Architekturwettbewerb. 2018 hat der damalige ÖVP-Landesrat Johannes Tratter diesen beerdigt.
Zahlenspiele im Dunklen
Weder die Kalkulationen für die von ihm behauptete Kostenexplosion bei Weiterverfolgung des Vorhabens, noch die eingeholten Rechtsmeinungen, wonach man bei Realisierung an der Ausschreibung vorbeibauen und sich einem Klagsrisiko aussetzen würde, wurden jemals öffentlich gemacht. Beim Neustart samt neuem Entwurf setzte Tratter ein sogenanntes Dialogverfahren unter Einbindung eines Totalunternehmers auf, das einen Fixpreis von 135 Millionen Euro garantieren sollte.
Wie letztlich Dornauer nach Amtsübernahme sukzessive publik machte, hatte Tratter verschwiegen, dass mit dem Totalunternehmer eine stetige Indexanpassung vereinbart wurde; dass die genannte Summe ein Nettowert war und dass sie lediglich die Errichtung des Hauptgebäudes umfasste, aber Tiefgarage und Vorplatzgestaltung außen vor ließ. Die zugrunde liegenden Verträge durfte die Opposition ebenfalls nie einsehen. Auf den Rechnungshof wartet viel Arbeit.
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