Junges Liebesglück endete tödlich

Larissa Biber aus Reutte wurde vergangenen September getötet.
Die 21-jährige Larissa verschwand vor zwei Wochen. Der Freund gestand: „Ich habe sie erwürgt“.

In ganz Tirol hingen seit Tagen Bilder einer vermissten 21-Jährigen, die sich selbst gerne „Smileface“ nannte. Über Facebook starteten Familienangehörige und Freunde der jungen Frau, die seit 14. September vermisst wurde, mehrere Suchaktionen. Sogar Seher, Pendler und Wunderheiler traten auf den Plan und gaben der Polizei Tipps. Am Ende waren es die Kriminalisten, die das Schicksal von Larissa Biber aus Reutte klären konnten.

Junges Liebesglück endete tödlich
TIROL: FALL LARISSA - VERMEINTLICHER TATORT =

APA14853844 - 27092013 - INNSBRUCK - ÖSTERREICH: ZU APA 294 CI - Mitarbeiter der Polizei bei der Sicherung von Spuren am Inn im Osten von Innsbruck, Gemeindegebiet Thaur, am Freitag, 27. September 2013, wo der mutmaßliche Täter auf einer Sandbank die Leiche der 21-jährigen vermissten Larissa B. in den Inn geworfen haben soll. Nach der Leiche der jungen Frau wird, auch mit Taucher des Sondereinsatzkommandos Cobra, weiterhin gesucht. APA-FOTO: ROBERT PARIGGER

„Wir haben die Rufdaten des Handys von Larissas Freund ausgewertet. Das hat den schlagenden Beweis geliefert“, berichtete Walter Pupp, Chef des Landeskriminalamts Tirol.

Es waren zwei Telefonate in der Nacht von Larissas Verschwinden, die der 24-Jährige verschwiegen hatte und die Donnerstagabend zu seiner Verhaftung führten. „Er ist geständig, die Frau in seiner Wohnung getötet und zum Inn verbracht zu haben“, teilte Landespolizeichef Helmut Tomac mit.

Der entscheidende Fehler unterlief Larissas Freund, als er die Tote beiseitegeschafft hat. Während der Fahrt zum Inn blieb der Mordverdächtige mit seinem Auto im Sand stecken. Um fünf Uhr, zu einer Zeit, als er laut eigenen Aussagen geschlafen habe, telefonierte der Tiroler mit dem Pannendienst. Er sei „auf der Suche nach einem romantischen Plätzchen“ hängen geblieben.

Cool und gefasst

Nach derzeitigem Ermittlungsstand hat der 24-Jährige in der Tatnacht mit Larissa Lokale besucht. Danach fuhren beide in seine Wohnung nach Neu-Rum. Dort soll er sie erwürgt haben.

Bei drei Einvernahmen vor seiner Verhaftung hatte der 24-Jährige noch eine andere Version aufgetischt. Demnach habe seine Freundin mit dem Hinweis, gleich wiederzukommen, um 3.30 Uhr die Wohnung verlassen. Das Verschwinden von Larissa sei ihm erst am nächsten Morgen aufgefallen. „Er hat immer einen sehr coolen und gefassten Eindruck gemacht. Er hat sogar an Suchaktionen teilgenommen“, beschreibt Kripo-Chef Pupp den Täter. Der 24-Jährige habe sich zudem sehr kooperativ gegeben, ließ die Polizei Auto und Wohnung durchsuchen und gab ihr auch sein Handy. „Die Anrufe dieser Nacht hat er allerdings gelöscht.“

Letztlich hätten sich die Anzeichen aus dem Freundeskreis jedoch verdichtet, dass es in der fraglichen Nacht zu einem Streit zwischen dem Paar gekommen ist. Über richterlichen Auftrag griffen die Polizisten auf die Vorratsdaten zu und klärten damit den Fall. „Ohne diese Möglichkeit würden solche Taten vielleicht nie geklärt“, sagte Pupp.

Junge Beziehung

Der Kripo-Chef zeigt sich von dem Fall tief betroffen. „Der dramatische Verlauf ist erschütternd.“ Das Paar habe sich erst wenige Wochen gekannt. Der 24-Jährige war ein unbeschriebenes Blatt und ein „ganz normaler junger Mann, der einer Beschäftigung nachgeht.“ Nun sucht die Polizei die Leiche im Inn.

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Das Verschwinden von Larissa Biber hat in den vergangenen zwei Wochen zu großer Betroffenheit und Aufmerksamkeit in der Tiroler Bevölkerung geführt. Das Interesse wurden letztlich auch durch Facebook-Aufrufe zur Suche nach der 21-Jährigen befeuert. Private Suchtrupps kämmten das Gebiet ab, in dem die junge Frau zuletzt gesehen wurde. „Zwischen gut gemeint und gut gemacht klafft eine große Lücke“, lautet das Resümee von LKA-Leiter Walter Pupp über diese Aktionen. „Es bringt uns nichts, wenn jeder irgendetwas aufklaubt und uns bringt.“

Die Ermittler untersuchten unter anderem eine vermeintliche Blutspur, die eines der privaten Suchteams entdeckt hatte und ähnliche Spuren. „Das hat unsere Arbeit nicht erleichtert.“ Außerdem ist es zu der bizarren Situation gekommen, dass der nunmehr Tatverdächtige bei der Suche nach Larissa „mitgeholfen“ hat. Hinweise aus der Bevölkerung seien wichtig und erwünscht, stellte Pupp klar. „Aber es wurden in diesem Fall einfach auch Hinweise auf Facebook gestellt, die unwahr sind.“ Außerdem hätten verbreitete Gerüchte zum Teil zu „Angst in der Bevölkerung geführt“.

Dass die sozialen Netzwerke bei der Aufklärung von Verbrechen hilfreich sein können, will der erfahrene Kriminalist gar nicht in Abrede stellen. „Aber solche Aufrufe dürfen nicht zu einem Event verkommen. Jeder muss sich überlegen, was er da für Kommentare reinstellt“. Die Lehre aus dem Fall sei aber ungeachtet dessen, dass „die Community sehr aktiv ist“. Das LKA Tirol hat daher inzwischen auch eine eigene Seite auf Facebook eingerichtet.

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