„Wildkaninchen legen unterirdische Baue an. Das Buddeln zählt auch zu den Grundbedürfnissen der domestizierten Verwandten“, sagt Zoodoc Katharina Reitl. Der KURIER-Tiercoach erklärt, was die Heimtiere zum Glücklichsein brauchen.
„Am besten gefällt es Kaninchen im Außengehege“, sagt Reitl. Ein Gitter bis ein Meter tief unter die Erde verhindert, dass die Vierbeiner ausbrechen oder hungrigen Besuch bekommen. So können sie ihr Bedürfnis zu graben, sicher ausleben. In der Wohnung muss den Tunnelbauern ein Röhrensystem (z.B. aus dem Baumarkt) angeboten werden sowie eine Wühlkiste gefüllt mit einem Erde-Sand-Mix, mit Kokosfasern oder Handtüchern. Ersatzhandlungen reduzieren Stress.
Minimum zwei Exemplare
„Wildkaninchen leben meist in Kolonien. Einzelhaltung ist nicht erlaubt“, sagt die Tierärztin aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn. Minimum sind zwei Exemplare‚ sinnvoller ist eine Gruppe von mindestens vier. Vorlieben und Charaktere sind bei den Hasenartigen ausgeprägt. In der „Zwangsehe“ kann das schnell für alle zur Belastung werden. Futterneid und Misstrauen tragen dazu bei, dass die Artgenossen ständig auf der Lauer liegen. Gibt es keine Verstecke, kann der Stress krank machen. Am besten passen Jungtiere aus einem Wurf zusammen, sie können sich bereits beim Züchter anfreunden. Die Vergesellschaftung fremder Kaninchen erfolgt vorzugsweise auf neutralem Boden.
„Die Futterempfehlungen für die Pflanzenfresser haben sich geändert“, sagt Reitl. Hauptsächlich Heu und dazu eine Karotte oder ein halber Apfel täglich waren einmal; genauso falsch sind ausschließlich Körner im Napf. Heute gilt: Frische Kräuter, grünes Gemüse und Gras sind die Hauptmahlzeit und werden mit Heu ergänzt. Da saftiges Grünzeug viel Wasser, aber wenig Nährstoffe enthält, sind die Vierbeiner mit dem Decken des Kalorienbedarfs gut beschäftigt. Das Dauerfressen fördert außerdem den Abrieb der Kauflächen und damit die Zahngesundheit.
Besitzer mit Feingefühl gesucht
„Kaninchen sind Fluchttiere. Sie brauchen Besitzer mit Feingefühl“, sagt der KURIER-Tiercoach. Raubvögel etwa greifen von oben an. Wer also mit einem Kaninchen in Kontakt kommen will, nähert sich vorsichtig von unten und lockt den Vierbeiner mit einem Leckerli. Hedwig Derka
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