Teurer Ski-Winter: Liftpreise kratzen an der 70-Euro-Marke

Am Kaunertaler Gletscher startet am Samstag der Liftbetrieb
Auf den Gletschern im Tiroler Kauner- und Pitztal werden am Samstag die Seilbahnen angeworfen. Die Wintersaison kommt langsam in Fahrt. Österreichs Skigebietsbetreiber gehen nach zwei Corona-Saisonen in einen weiteren Winter voller Ungewissheiten. Heuer sind es vor allem die Energiepreise, die den Unternehmern Sorgen bereiten.
Viele Skifahrer werden hingegen schlucken, wenn sie die Kartenpreise sehen. Wer in der Hauptsaison spontan einen Tag auf die Piste will, muss dafür bis zu 68,50 Euro bezahlen.
Frühbucher-Bonus
Spitzenreiter sind die Gasteiner Bergbahnen mit ihrem Liftverbund Ski Amadé. „Aber durch dynamic ticketing kann man bei frühzeitiger Buchung 15 bis 20 Prozent sparen. Auch auf Mehrtageskarten“, relativiert Geschäftsführer Franz Schafflinger.
Die Bergbahnen Sölden haben das System der flexiblen Ticketpreise bereits im Vorjahr praktiziert, müssen nun aber mit Blick auf die Energiekrise selbst ans Sparen denken. „Schon aus wirtschaftlicher Vernunft“, sagt Seilbahn-Chef Jakob Falkner.

Jakob "Jack" Falkner, Geschäftsführer der Bergbahnen Sölden
Er befürchtet, dass die Strommehrkosten allein in seinem Unternehmen bis zu 20 Millionen Euro ausmachen könnten. Wie genau im Skigebiet der Energieverbrauch gesenkt werden soll, ist laut Falkner noch nicht fix. Für ihn ist aber klar: „Bei der Qualität können wir nicht viel sparen. Wenn das der Gast merkt, ist das nicht in unserem Sinn.“
Branchenkollege Schafflinger wird konkreter: „Das kann etwa bei der Grundbeschneiung passieren, wenn zu Saisonbeginn nicht die ganze Pistenbreite beschneit wird.“ Ebenso würden die Sitzheizungen auf den Sesselliften im Gasteinertal heuer nicht eingeschaltet.

Franz Schafflinger, Geschäftsführer Bergbahnen Gastein
„Wenn man gewisse Vergütungen in Anspruch nimmt, darf man das auch nicht“, sagt Schafflinger mit Blick auf die Auflagen beim neuen Energiekostenzuschuss für Betriebe.
Dass die Skigäste bei solchen Preisen – noch dazu bei Komforteinbußen – ausbleiben, fürchtet er nicht? „Nicht wirklich. Am besten wär es, alles anzubieten und nix dafür zu verlangen, aber das spielt es nicht.“ Nachsatz: „Ja, der Skipass ist teuer, aber wenn es uns als Unternehmen nicht gelingt, die Kosten auf die Kunden abzuwälzen, dann gibt es uns nicht mehr lange.“
Branche wehrt sich
Die Tourismusbranche protestiert jedenfalls pünktlich zum Start in die Saison gegen den Vorwurf, dass sie unnötig Energie verpulvert. Das Umweltbundesamt hat im Auftrag der Branche errechnet, dass der Tourismus lediglich für 1,5 Prozent des österreichischen Energieverbrauchs verantwortlich ist – Gastronomie, Hotellerie, Seilbahnen und Beschneiung inklusive.
„Wir benötigen für 10 Prozent der Wertschöpfung gerade einmal 1,5 Prozent der Energie. Das ist musterschülermäßig“, findet Walter Veit, Präsident der Österreichischen Hoteliervereinigung.
Alle Seilbahnen zusammen würden 750 Gigawattstunden (GWh) Strom im Jahr verbrauchen, sagt Branchensprecher Erich Egger. Allein jene Geräte, die in Österreichs Haushalten auf Stand-by laufen, wären mit einem hochgerechneten Verbrauch von 800 GWh größere Energiefresser.
Laut den Berechnungen des Umweltbundesamts ist der durchschnittliche Energieverbrauch pro Gästenächtigung zwischen 2008 und 2019 um 54 Prozent gesunken. Gelungen ist das durch die höheren Auslastungen und die Steigerung der Energieeffizienz“, sagt Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler. Den Unternehmen können man jedenfalls nicht vorschreiben, dass sie ihren Verbrauch drosseln müssen. Schon allein, weil viele bereits energieautark ist.
Winter
Laut dem Umweltbundesamt ist der Wintertourismus (Hotellerie, Gastronomie, Seilbahnen) für weniger als ein Prozent des österreichischen Energieverbrauchs verantwortlich. Von 2008 bis 2019 sei der Anteil Erneuerbarer Energien in Gastro- und Hotellerie von 36 auf 54 Prozent gestiegen
38 Milliarden Euro
geben Gäste jährlich in Österreich aus, die Hälfte davon für Gastronomie und Beherbergung
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