Terrornetz aus Österreich: Das ist der dritte Mann

Terrornetz aus Österreich: Das ist der dritte Mann
Festnahme: Der 20-Jährige ist ein Schulfreund des Terrorverdächtigen von Mekka. Auch Beran A. soll Teil des Netzes sein.

Er war der mysteriöse dritte Mann des Terrornetzwerkes aus Österreich, das zeitgleich in Mekka, Dubai und Istanbul zuschlagen wollte. Einzig der Anschlag in Mekka wurde durchgeführt. Hasan E. sitzt deshalb seither in Saudi Arabien in Haft.

In Dubai hätte laut Ermittlern Beran A. zuschlagen sollen - doch er soll Angst bekommen haben, flog wieder heim und soll stattdessen einen Anschlag auf das Taylor-Swift-Konzert in Wien geplant haben.

Und dann war noch der Unbekannte, der in Istanbul einen Anschlag verüben sollte. Ein Phantom, nach dem intensiv gefahndet werde, hieß es wochenlang bei der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN). Nun ist auch er gefasst, sitzt in Haft; Puls 24 berichtete zuerst. Der KURIER weiß mehr über diesen Mann.

Gemeinsames Interesse: Der Islam

Es handelt sich um den 20-jährigen Slowaken Arda K., der in Wien-Favoriten lebt und türkische Wurzeln hat. Er gilt als Schulfreund des im Bezirk Bruck an der Leitha aufgewachsenen Hasan E. (20). Ihr gemeinsames Interesse: Der Islam. "Wie normal gläubige Muslime", erklärte der 20-Jährige bei der Polizei. 

Die Freundschaft hielt auch nach der Schulzeit stand. Am 4. März des Vorjahres stieg Arda K. in Schwechat in ein Flugzeug und besuchte seinen Freund Hasan E. in Istanbul. Er habe dort in einem Hotel eingecheckt, schilderte er. Buchungsbestätigung habe er aber keine, weil er sein Handy verloren hätte, tischte er den Ermittlern bei einer Einvernahme auf.

Messer-Angriff in Mekka

In Istanbul habe ihm Hasan E. die Stadt gezeigt. Andere Personen hätten die beiden nicht getroffen, beteuert er. Hasan E. reiste dann nach Saudi Arabien weiter, wo es zu einer Messerattacke auf mehrere Sicherheitsleute vor der Al-Haram-Moschee in Mekka kam.

Arda K. sei dann das Geld ausgegangen, er sei deshalb wieder nach Österreich geflogen, gab er an. All das gab der nun Festgenommene bereits vor Monaten bei der Polizei zu Protokoll.

Belastende Chat-Nachrichten

Tatsächlich kam es zu keinem Anschlag in Istanbul. Die Polizei geht davon aus, dass der 20-Jährige "kalte Füße" bekam. Doch Chats, die bei Beran A. sichergestellt wurden, belasten das Trio schwer.

Um nähere Aufschlüsse zu bekommen, wurde Arda K. anscheinend bewusst nicht schon viel früher festgenommen. Die Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst setzte bei dem jungen Mann auf eine engmaschige Überwachung mit intensiven Observationsmaßnahmen. Man hoffte, damit nähere Aufschlüsse über die Vorgangsweise des mutmaßlichen Terrornetzwerks und weiterer Gefolgsleute zu bekommen.

Am Mittwoch war damit vorerst Schluss. Arda K. wurde an einer Adresse in Wien-Donaustadt festgenommen. Er gilt so wie seine beiden Freunde als mutmaßlicher Anhänger der radikalislamischen Terror-Miliz "Islamischer Staat“ (IS). Die intensiven Ermittlungen des Staatsschutzes laufen indes weiter.

20-Jähriger in JA Josefstadt: U-Haft beantragt

Die Staatsanwaltschaft Wien hat mittlerweile die Verhängung der U-Haft über den Beschuldigten beantragt. Ob dem entsprochen wird, entscheidet das Landesgericht für Strafsachen am Wochenende, so Gerichtssprecher Daniel Rechenmacher. 

Der 20-Jährige wurde inzwischen in die Justizanstalt (JA) Josefstadt überstellt.

Klarheit: Die wichtigsten Begriffe

Die Kriminalität in Wien gilt im Vergleich zu vielen anderen Großstädten als relativ niedrig. Laut der aktuellsten polizeilichen Kriminalstatistik wurden im Jahr 2023 insgesamt 186.475 Anzeigen bei der Polizei Wien erstattet, das entspricht 10,8 Prozent mehr als im Jahr davor (2022: 168.303). 

Die Aufklärungsquote lag bei 44,3 Prozent. Mit 98.878 ausgeforschten Tatverdächtigen konnten 15,9 Prozent mehr als im Vorjahr angezeigt werden (85.295 Personen). 

Der prozentuale Anteil der fremden Tatverdächtigen stieg auf 55,3 Prozent an (2022: 52,9 Prozent).

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