Terroralarm: Zwei IS-Aktivisten in Haft
Der Großteil der bisher von den Behörden unter Terrorverdacht festgenommenen Flüchtlinge entpuppte sich bei genauerer Prüfung als harmlose Spinner oder Opfer von Verleumdungen. Bei zwei nunmehr in einem Transitlager in Salzburg verhafteten Männern herrscht jetzt aber Großalarm. Denn die französischen Behörden vermuten eine enge Verbindung zu den Attentätern von Paris. Und die Justiz verhängte eine Nachrichtensperre.
Die beiden Männer wurden laut Kronen Zeitung vor wenigen Tagen verhaftet. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte nur, dass die beiden Verdächtigen in U-Haft genommen wurden und dass ein möglicher Zusammenhang mit den Anschlägen von Paris geprüft werde.
Selbstmordattentäter
Nach den bisher durchgesickerten Informationen handelt es sich um einen 28-jährigen Algerier und einen 34-jährigen Pakistani. Der Tipp kam vom französischen Geheimdienst.
Bisher war man davon ausgegangen, das zwei der Pariser Attentäter als Flüchtlinge nach Europa eingereist waren. Einer davon ist ein Selbstmordattentäter vom Pariser Stade de France. Bei ihm wurde ein gefälschter syrischer Reisepass auf den Namen Ahmad al Mohammad gefunden. Mit diesem Reisepass ließ sich der Mann erstmals am 3. Oktober auf der griechischen Insel Leros als Flüchtling registrieren.
Der französische Geheimdienst vermutet nun, dass die beiden in Salzburg Festgenommenen zur selben Gruppe von geschleusten IS-Terroristen gehören. Sie sollen zum gleichen Zeitpunkt mit derselben Schleuserorganisation gekommen sein. Warum sie nicht nach Paris weiter reisten, sondern in Salzburg blieben, ist noch unklar. Möglicherweise waren sie für weitere Anschläge vorgesehen.
Beim Lokalaugenschein im Transitlager bei der alten Autobahnmeisterei in Liefering, wo die beiden Terrorverdächtigen womöglich aufgegriffen wurden, wollte niemand etwas von den Festnahmen bemerkt haben. Auch nicht jene Flüchtlinge, die als Asylwerber schon tage- oder wochenlang hier untergebracht sind. Hasan Taha aus Syrien hat nach seiner Registrierung den Reisepass bei der Polizei hinterlegt – zur Sicherheit. „Weil ich befürchte, dass er sonst gestohlen werden könnte“, sagt Taha. Er geht aufgrund seiner Erfahrungen mit Sicherheit davon aus, dass Extremisten den Flüchtlingsstrom nutzen, um nach Europa zu gelangen.
Das bestätigt scheinbar den Verdacht jener Menschen, die unter den Flüchtlingen einen organisierten Massenexport von IS-Terroristen nach Europa vermuten. Dem will sich Hans-Georg Maaßen, Chef des deutschen Verfassungsschutzes, aber nicht anschließen.
Machtdemonstration
Maaßen bleibt dabei: Terroristen in Flüchtlingsbooten nach Europa zu bringen, wäre für den IS viel zu kompliziert. Im Falle von Paris vermutet der Sicherheitschef eine „Machtdemonstration“ des IS mit dem gleichzeitigen Ziel, den Flüchtlingsstrom zu diskreditieren. Bei einer Lageinformation vor wenigen Tagen im Wiener Innenministerium erläuterte Maaßen seine Verdachtsmomente. So habe der Attentäter auf seiner Reise über den Balkan keine Gelegenheit ausgelassen, sich registrieren zu lassen. Er hinterließ in Griechenland seine Fingerabdrücke, in Kroatien stellte er einen Asylantrag, auch in Serbien ließ er sich registrieren. Es hat den Anschein, dass seine Flüchtlingsreise nach der Tat auf jeden Fall entdeckt werden sollte.
Diskreditierung
Für eine mögliche Diskreditierungsabsicht spricht auch eine Anti-Flüchtlingskampagne des IS, die im September gestartet wurde. Offenbar will der IS die Menschen aus dem Irak und Syrien nicht vertreiben, sondern sie beherrschen. In professionell gefertigten Videos und Propaganda-Magazinen werden Flüchtlinge als „Verräter“ bezeichnet und vor angeblicher „Erniedrigung“ in Europa gewarnt.
Die Videos zeigen prügelnde Polizisten in Ungarn und Leichen an den Stränden der Türkei. Dagegengehalten werden Interviews mit „glückliche Untertanen“ im IS-Kalifat. Das Schicksal der Kurden und Jesiden, denen der IS mit der Vernichtung droht, bleibt unerwähnt.
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