Terror und Hetze: Personenschutz hat sich verfünffacht

Cobra-Beamte bei Ex-US-Außenminister John Kerry
Spezialeinheit Cobra hat im Vorjahr 3000 Stunden an der Seite gefährdeter Personen verbracht.

Scharfschützen auf den Dächern, schwer bewaffnete Beamte in gepanzerten Fahrzeugen und Nahkampf-Spezialisten an der Seite der Zielpersonen: Der weltweite Terror, die politische Lage und das Phänomen der rasant zunehmenden Drohungen und Hetze in sozialen Netzwerken haben die Zahlen des polizeilichen Personenschutzes in Österreich rasant in die Höhe schnellen lassen. Beim Einsatzkommando Cobra hat sich der Personenschutz in den vergangenen vier Jahren verfünffacht. Etwas mehr als 3000 Stunden hat die Cobra im vergangenen Jahr damit verbracht, den Bundespräsidenten, Regierungsmitglieder, fremde Staatsgäste oder andere gefährdete Personen rund um die Uhr zu bewachen. Um für die neuen Herausforderungen gerüstet zu sein, wurde dieser Tage ein eigenes Personenschutz-Referat bei der Antiterror-Einheit geschaffen. Außerdem benötigt die Cobra dringend Personal.

"Das Bild des Personenschützers ist das eines Hünen mit schwarzer Sonnenbrille, dunklem Anzug und bösem Blick. Diese Zeiten sind vorbei", erklärt der neue Leiter des Personenschutz-Referats der Cobra, Thomas Pinkel. Heute müsse man sich besser anpassen, dazu zähle vor allem die äußerliche Erscheinung. "Es kommt extrem auf die Performance des Beamten an", so Pinkel. Da manche Personen 24 Stunden am Tag von den Cobra-Beamten begleitet werden, müssen sich die Leibwächter an diese Lebensbedingungen anpassen. Das beginnt beim richtigen Dresscode und endet mit den Benimmregeln beim Staatsdinner. Das richtige Verhalten bei Tisch wird genau so wie alles andere trainiert.

Ausdauer

"Es gibt schon ganz spezielle Anforderungen", erinnert sich Pinkel an die US-Botschafterin Alexa Wesner. Sie zu beschützen, war gar nicht so einfach. Als Top-Triathletin konnten ihr beim intensiven Lauftraining nur die ausdauerfähigsten Cobra-Beamten zur Seite gestellt werden. Für Wladimir Putin und andere Gäste mussten die Cobra-Beamten die kugelsichere Weste gegen die Skiausrüstung tauschen und beim Mountainbiken oder am Golfplatz gehören die Leibwächter längst zur Tagesordnung.

Wer meint, dass die Bodyguard-Dienste in Österreich reine Verbrechens-Vorbeugung sind, der irrt gewaltig. Es gibt eine Vielzahl konkreter Drohungen gegen Politiker oder andere Personen des öffentlichen Lebens. "Wir ziehen bei Veranstaltungen Stalker aus dem Verkehr, die Messer und andere Waffen eingesteckt haben. In sehr vielen Fällen geht die Bedrohung von Menschen mit psychischen Problemen aus", sagt Pinkel.

In mehreren internationalen Verbänden wie der ENPPF (European Network for the Protection of Public Figures, Anm.) versucht die Cobra im Zusammenspiel mit anderen Nationen internationale Standards festzulegen. Taktische Fragen oder die Bewaffnung sollten auf einem Level sein, erklärt der Abteilungsleiter für Ausbildung und Spezialeinsätze, Generalmajor Erwin Strametz.

Das sei vor allem bei Staatsbesuchen nötig. Gäste wie der Dalai Lama, George Bush, der frühere US-Außenminister John Kerry oder der Papst reisen mit ihrem eigenen Personenschutz-Team. "Es ist wichtig, dass man am gleichen Level ist und gut harmoniert", so Pinkel. Was die Öffentlichkeit in Sachen Personenschutz mitbekomme, sei nur die Spitze des Eisberges. Vor jedem Einsatz, für den es im übrigen einen gesetzlichen Auftrag geben muss, werden Konzepte erarbeitet, Flucht- und Anfahrtswege ausgearbeitet, Kontakte mit Hotels oder großen Veranstaltern gehalten und vieles mehr. Eine der wichtigsten Eigenschaften sei Diskretion. "Man ist den ganzen Tag mit wichtigen Entscheidungsträgern zusammen, hört Telefonate und viele Gespräche mit. Da ist Loyalität das oberste Gebot", so Strametz und Pinkel.

Im Zuge des Sicherheitspaketes erhält die Cobra bis Mitte 2018 mehr als 100 neue Planstellen.

Kommentare