Tempo 140: "Eine Schnapsidee"

Zwischen Melk und Oed in NÖ sowie Haid und Sattledt in OÖ wird nun 140 ein Jahr lang getestet
Toleranzgrenzen verwirren Autofahrer, höheres Tempo auf Teststrecke wird angenommen. Der KURIER war dort unterwegs.

„Ich bin für die 140 km/h, aber den Start der Teststrecke habe ich übersehen.“ Christian Schürle aus Leonding zeigt sich am Mittwoch überrascht. Er wird am A1-Rastplatz bei Allhaming in Oberösterreich darauf hingewiesen, dass er sich mitten in der von FPÖ-Verkehrsminister Norbert Hofer zwischen Haid und Sattledt verordneten Teststrecke befindet. Und zwar für Tempo 140. Auf der Autobahn selbst sei ihm das nicht aufgefallen, versichert er.

Tatsächlich ist der Start der neuen Teststrecke kurz nach Haid leicht zu übersehen. Zwei unscheinbare 140-km/h-Taferl mit der Zusatztafel „von 05:00 bis 22.00 Uhr“ markieren das Areal. So sehr sich die Diskussion um die beiden Teststrecken für Tempo 140 auf der Westautobahn in Nieder- und Oberösterreich aufheizte, so unspektakulär zeigt sich der Start am Mittwoch. Sehr wohl zeigt sich bei der ersten Testfahrt des KURIER im oberösterreichischen A1-Abschnitt zwischen Haid und Sattledt aber eine Verunsicherung der Autolenker. „Erlaubte Höchstgeschwindigkeit 140 und Toleranzgrenze 159 sind ein Blödsinn“, schimpfte einer am Rastplatz Allhaming. (Was falsch kolportiert wurde.)

„Eine Schnapsidee“, kommentiert der Linzer Franz Purgar am selben Rastplatz das Aussetzen von Tempo 140 in der Nacht. „Ich dachte, man soll schneller vorankommen können. Nachts, wenn wenig Verkehr ist, muss man erst wieder langsam fahren“, schimpft er. Dass laut Bundesumweltamt die zusätzlichen 10 km/h einen Lärmzuwachs um 18 Prozent bedeuten ist dem Linzer und seiner Frau nicht bekannt. Umso mehr kritisieren beide die Sache mit den angeblich tolerierten 159 km/h. Als „Schwachsinn, weil ohnehin zu schnell gefahren wird“, bezeichnen Thomas und Christina Jöchlinger aus NÖ die gesamte Aktion.

Tempo 140: "Eine Schnapsidee"

Lehnen 140-km/h-Test ab: Thomas und Christina Jöchlinger, NÖ.

Die Teststrecke Richtung Salzburg ist dreispurig ausgebaut, gut einsehbar. Weil sie leicht ansteigt, bedarf es auch eines kräftigeren Tritts ins Gaspedal, um in Schwung zu kommen. 140 ist auf der Digitalanzeige rasch erreicht. Die Tankverbrauchsanzeige zeigt 10,1 Liter Diesel an. Zuvor bei 130 waren es 6,2.

Die 140 werden von vielen Autofahrern ausgenutzt. Auf den 16 Kilometern bis Sattledt sind es aber nur wenige, die sich auf der dritten Spur an die ominösen 159 km/h herantasten. Ein anderes Bild zeigt sich auf der abschüssigen Rückfahrt Richtung Haid. Da fahren viele weit schneller als 140 km/h. Die Tirolerin Petra Klotz , die mit Freunden am Weg zu einem Festival ist, tastet sich nur an die 140 heran. „Eigentlich fahr’ ich 120 um Benzin zu sparen“, sagt sie.

Tempo 140: "Eine Schnapsidee"

Am Weg zum Festival 140 getestet: Petra Klotz (2.v.l.) und Freunde.

Warnung

Oberösterreichs Verkehrslandesrat Günther Steinkellner, FPÖ, warnt jedenfalls davor sich auf kolportierten Toleranzen zu verlassen. „Es ist auch möglich, dass man von einer Zivilstreife gestoppt wird und für 142 oder 147 km/h Strafe zahlt“, erklärt er im KURIER-Gespräch. Die Diskussion um die Toleranzgrenzen sei höchst verwirrend. Denn nur fix montierte Radarboxen würden erst bei 159 km/h auslösen. Doch die gäbe es zwischen Sattledt und Haid gar nicht. Dass die in den Ländern unterschiedlich „gewachsenen“ Toleranzgrenzen für Kritik sorgen, versteht Steinkellner. Eine Harmonisierungen würde er begrüßen.

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