Tausende Kontaktpersonen: Immer mehr Infizierte in Clubs

Tausende Kontaktpersonen: Immer mehr Infizierte in Clubs
Für Experten Popper sind steigende Fallzahlen allerdings "überhaupt nicht überraschend".

Die Zahlen steigen wieder. Von Montag auf Dienstag wurden erstmals seit Mitte Juni wieder mehr als 200 Neuinfektionen registriert (mehr dazu)

"Diese Entwicklung ist aber nicht überraschend", sagt Simulationsforscher Niki Popper zum KURIER. "Sie ist die logische Konsequenz der Öffnungsschritte." 

Um die Dynamik der Entwicklung zu reduzieren, müsse man nun zwei Dinge tun: "Möglichst viele Menschen impfen und Test-Screenings durchführen", sagt Popper. Immerhin: Zwei Drittel der Bevölkerung haben zumindest die erste Dosis erhalten. 

Geringe Durchimpfungsrate

Problematisch ist die Situation jedoch bei den Jüngeren. Die Befürchtung, dass sich das Virus dort, wo viele Besucher aufgrund ihres jungen Alters nicht geimpft sind, ausbreitet, dürfte sich bewahrheiten. Besonders kompliziert scheint dabei die Situation in der Nachtgastronomie zu sein, wo ein Infizierter gleich mehrere Hundert Kontaktpersonen nach sich ziehen kann. 

Alleine in Wien gab es sieben Infektionsfälle in Nachtclubs und mehr als 1.500 K1- bzw. K2-Personen, berichtet die "ZiB2" am Montag. Und im steirischen Lannach hatte in der Nacht von 3. auf 4. Juli eine Corona-infizierte Person die Diskothek "Almrausch" besucht.

Das Land Steiermark sucht nun Gäste, die sich zu dem Zeitpunkt in der Diskothek aufgehalten haben. Es soll rund 1.000 mögliche K1-Kontaktpersonen geben. 

Zwar haben inzwischen 47,17 Prozent der Österreicher einen vollständigen Impfschutz. In der Gruppe der 25- bis 35-Jährigen liegt die Rate hier jedoch nur bei knapp 30 Prozent, bei Unter-25-Jährigen liegt die Durchimpfungsrate überhaupt nur bei 8,31 Prozent (siehe auch Grafiken weiter unten).

Strengere 3-G-Regel?

Epidemiologe Gerald Gartlehner regte angesichts dieser Entwicklung zuletzt an, die 3-G-Regel im Bereich der Nachtgastronomie strenger zu gestalten. Wohnzimmer-Tests sollen  österreichweit nicht mehr für den Eintritt reichen, sondern nur noch PCR-Tests. Wien ist in diesem Fall noch strenger - hier gelten nur in Apotheken oder Teststraßen durchgeführte Tests. 

Banger Blick in die Niederlande

Wie schnell sich die Lage ändern kann, zeigt ein Blick in die Niederlande. Am Wochenende zog die Regierung dort die Reißleine und ließ Clubs und Bars nach wenigen Wochen wieder schließen. Seit Samstag ist ab Mitternacht wieder Schluss. 

In einer Mitteilung auf ihrer Internetseite führte die niederländische Regierung die meisten Neuinfektionen auf das gemeinsame Feiern in der Clubszene oder auf Partys zurück. So hatten sich etwa in der Stadt Enschede Hunderte, meist jugendliche Besucher eines Nachtclubs angesteckt.

Aktuell hält man im Land bei einer 7-Tages-Inzidenz von 230. Die meisten Neuinfektionen sollen in Bars oder Clubs stattgefunden haben.  Zum Vergleich: Österreich liegt aktuell bei einer Inzidenz von rund 12. Die Niederlande verzeichneten den bisherigen Tiefststand erst Ende Juni mit einer Inzidenz von rund 24. 

Gefälle beim Impfen

Bei der Corona-Schutzimpfung gibt es im Übrigen nicht nur massive Unterschiede bei der Altersstruktur. Auch regional gibt es teils große Unterschiede, was die Durchimpfungsrate betrifft. Das zeigen Zahlen des Gesundheitsministeriums.

Demnach sind in mehreren burgenländischen Gemeinden bereits drei Viertel der Einwohner zumindest einmal geimpft. In Kärnten, Oberösterreich und Tirol gibt es dagegen einzelne Gemeinden, wo nicht einmal ein Drittel der Bevölkerung den ersten Stich erhalten hat.

An der Spitze liegt Großmürbisch, Bezirk Güssing, mit fast 76 Prozent. Schlusslicht ist Spiss im Tiroler Bezirk Landeck mit 28,3 Prozent.

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