Acht monatige Sperre voraus
Ab November 2024 (18. November 2024 bis 4. Juli 2025) wird die Strecke gar für acht Monate gesperrt. Der Grund ist, dass der 113 Jahre ÖBB-Tauerntunnel - nicht zu verwechseln mit jenem auf der Tauernautobahn - generalsaniert werden muss. Und hier kommt der Höhkar-Bach ins Spiel.
Denn jener Bach sorgt für einen massiven Wassereintritt auf der Salzburger Seite - es ist Gefahr im Verzug. Im Winter mussten gar eigene Tunneltrupps ausrücken, um riesige Eiszapfen, die sich durch den Wassereintritt gebildet hatten, von der Tunneldecke zu schlagen, die sonst drohten, auf Züge zu stürzen.
Für Pendler, die zwischen den Bundesländern täglich hin und herfahren, bedeutet die Tunnelsperre einen massiven Umweg. Statt elf Minuten sind sie gute zwei Stunden unterwegs - in eine Richtung. Doch auch für Reisende durch Österreich (von Wien aus braucht man etwa gute sechs, statt bisher 4:30 Stunden), oder nach Deutschland, hat die Sperre massive Auswirkungen, wie meine Reise belegt.
Sechs Stunden Fahrzeit statt drei
Die wunderbare KURIER-Nachtlese führte mich am Dienstag nach Linz. In drei Stunden und elf Minuten ging es mit den ÖBB bequem von Mallnitz durch den noch offenen Tauerntunnel, über Bad Gastein, Hallein und Salzburg. Einmal wurde umgestiegen. Von Salzburg dann direkt, ohne Zwischenstopp, nach Linz.
Am Mittwoch, Tag eins der Tunnelsperre, verläuft der Weg retour ein wenig anders. Um ein dreimaliges Umsteigen zu verhindern, habe ich mich für den Zug um 7:57 Uhr in Linz entschieden. Es geht zunächst nach Leoben. Von dort über Judenburg, Friesach und Klagenfurt schließlich bis Spittal/Millstätter See.
Und von dort nochmals in 23 Minuten bis Mallnitz/Obervellach. Das ganze dauert laut Plan fast doppelt solange wie am Tag zuvor. Fünf Stunden und 48 Minuten. Eine Strecke, die Non-Stopp von A nach B führt, gibt es nur zwischen Spittal und Mallnitz. Weil hier einfach kein anderer Bahnhof existiert. Nicht auszumalen, wären die Züge verspätet und würde man Anschlüsse versäumen. Was bei dieser Reise nicht der Fall ist.
20 Euro mehr für den Umweg
Dafür wird etwas anderes geboten: ein wesentlich höherer Zugticket-Preis. Kostete das Erste-Klasse-Ticket am Hinweg nach Linz mit Vorteilscard 50,10 Euro, zahlt man am Rückweg 70,20 Euro. Gratis gibt es mehr CO2-Ersparnis. Die liegt nämlich bei 90,6 kg, anstelle von 49,0 kg. Kein Wunder, bei dem Umweg.
Stichwort Klima. Warum ich bei all diesem Mehraufwand nicht einfach mit dem Auto gefahren bin? Weil ich eine passionierte Zug-Arbeiterin bin. Ich finde, die Zeit, die man im Zug sitzt, kann man dank WLAN-Verbindungen wunderbar zum Arbeiten nutzen. So entsteht auch diese Geschichte auf einem ÖBB-Klapptisch.
1:20 mit dem Bus unterwegs
Hätte ich eine andere Verbindung für meine Reise gewählt, dann wäre allerdings auch das mobile Arbeiten erschwert worden. Denn Zugreisende über Salzburg müssen in Bischofshofen in einen Bus steigen, der sie dann über die Tauernautobahn in 1 Stunde und 20 Minuten nach Spittal am Millstättersee bringt. Dieses Arbeitserlebnis, verbunden mit drei Umstiegen, wollte ich mir dann doch ersparen.
Umwege in Tourismushochsaison
Fünf Wochen dauert die Tauerntunnel-Sperre nun. Fordernd werden aber vor allem die acht Monate im kommenden Jahr werden. Genau in der Wintersaison. Also jenen Monaten, von denen die Orte in Oberkärnten auch aus touristischer Sicht leben. Wie viele Gäste dann noch auf eine klimaneutrale Anreise setzen, bleibt abzuwarten.
Ich denke am Ende meiner Reise übrigens nicht an einen Bach, sondern an Verona. Von Linz hätte ich dorthin - trotz Umwegs über Tirol - nur sieben Stunden hin gebraucht. Nach Prag und Leipzig wären es sechs gewesen.
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