Nichts geht mehr: ÖBB-Tauerntunnel wird für fünf Wochen gesperrt
Angekündigt wurde es vor Wochen, nun ist es soweit: Der ÖBB-Tauerntunnel zwischen Mallnitz und Böckstein - nicht zu verwechseln mit jenem auf der Tauernautobahn- wird ab morgen, Mittwoch, für fünf Wochen gesperrt. Und zwar komplett. Es ist die nächste Sperre in einer ganzen Reihe der ÖBB auf der Westbahnstrecke.
Wassereintritt
Was keinen Güter- und keinen Personenverkehr auf der wichtigsten Zugverbindung zwischen Kärnten und Salzburg bedeutet. Es müssen "dringende und unaufschiebbare Instandhaltungsarbeiten im Tunnel durchgeführt werden", hieß es in einer Aussendung der ÖBB. Denn in das 113 Jahr alte Bauwerk tritt massiv Wasser ein. Es gelte deswegen Gefahr in Verzug, da befürchtet wird, dass sich Teile der Tunneldecke lösen und auf Züge stürzen könnten.
Um das zu verhindern, wird der Tunnel von 12.04. bis 17.05.2023 gesperrt und der Personenfernverkehr und Güterverkehr großräumig umgeleitet. Die Autoschleuse Tauernbahn verkehrt in diesem Zeitraum nicht.
Pendler betroffen
Und genau diese Tauernschleuse verbindet nicht nur die Bundesländer Kärnten und Salzburg, sondern auch zwei Arbeitsregionen. Gut 1.200 Personen besitzen eine Jahreskarte für den Autoüberstellzug, viele von ihnen pendeln dabei täglich zwischen den Bundesländern. Elf Minuten dauert die Fahrt auf dem Autoverladezug durch den Tauern. Für die kommenden fünf Wochen liegt die Wegzeit bei gut zwei Stunden - in eine Richtung.
Besonders aus dem Kärntner Mölltal pendeln die Menschen täglich in das Gasteinertal. Tätig sind sie etwa in den Thermen der Region, den Kurbetrieben, oder den Altersheimen. Viele dieser Betriebe stellen für die fünf wöchige Sperre nun sogar eigene Unterkünfte für das Personal zu Verfügung, um tägliches Pendeln zu vermeiden. Dabei ist die aktuelle Sperre erst eine Art Probelauf für das, was mit November 2024 kommt.
Sperre für acht Monate
Denn von November 2024 bis Juli 2025 wird der ÖBB-Tauerntunnel abermals komplett gesperrt. In dieser Zeit wird dann das Bauwerk und sein Wasserschaden grundlegend saniert. Die aktuelle Sperre kann man als eilige Vorsanierung betrachten.
Was die Pendler in dieser Zeit machen? Viele haben sich neue Jobs gesucht, einige lassen sich karenzieren. Doch in den Gemeinden und bei den betroffenen Betrieben gibt es nun auch andere Überlegungen.
Shuttle für Bad Gastein keine Lösung
Es wird nun überlegt für die Pendler einen eigenen Shuttlebus einzurichten. Das berichtete der ORF. Der Bus soll demnach zwischen Mallnitz und dem Gasteinertal täglich fahren. Laut dem Bürgermeister von Mallnitz, Günther Novak, würden sich die Kosten dafür auf 1.300 Euro pro Tag belaufen. In Summe rechnet man mit 250.000 bis 300.000 Euro. Die Kosten sollen Gemeinden und Betriebe übernehmen. „Aber zunächst führen wir mit Kärntner Gemeinden eine Bedarfserhebung durch. Weil der Bus würde nur 20 Minuten kürzer fahren, als das Alternativangebot der ÖBB.“ In gut zehn Tagen soll eine Entscheidung vorliegen.
Bad Gasteins Bürgermeister, Gerhard Steinbauer zeigt sich davon allerdings bereits jetzt wenig begeistert: "Ich halte das für einen praxisfernen Ansatz. Sollen die Leute 300 Kilometer täglich im Bus sitzen? Wir als Gemeinde werden so etwas nicht mitfinanzieren, das ist nicht unsere Aufgabe. Wir werden nicht dabei sein", bringt es der Salzburger Ortschef auf den Punkt. Viel eher hält Steinbauer neue Dienstzeitmodelle und Ersatzquartiere für sinnvoll.
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