Südtirol: Rätsel um „Katakomben-Schulen“

Südtirol: Rätsel um „Katakomben-Schulen“
Hunderte vorwiegend deutschsprachige Eltern haben ihre Kinder in Covid-Zeiten aus der Schule genommen und unterrichten selbst.

Aus Mailand ANDREA AFFICATI

Die genaue Zahl der Südtiroler Schüler, die heuer im Homeschooling sind, ist konfus. Medien schreiben von 600, der Landesrat spricht von 575, und die Eltern der Kinder geben keine Auskunft.

Es handelt sich dabei vor allem um Schüler im Grundschul- und Unterstufenalter, die zum Großteil in den Tälern leben. Wo sie unterrichtet werden, ist auch ungewiss, auf Bauernhöfen und in Gaststätten, heißt es.

Recht auf Unterricht

Ein italienischer Journalist hat deswegen den Begriff „Katakomben-Schulen“ wieder ausgegraben. Diese gab es im Faschismus. Benito Mussolini hatte sich vorgenommen, Südtirol zu italienisieren, und deshalb verboten, auf Deutsch zu unterrichten. Die deutschsprachige Bevölkerung trickste die Verordnung aus, indem sie die Kinder am Vormittag in die italienische Schule schickte und am Nachmittag in geheimen Stätten auf Deutsch unterrichtete.

„Die italienische Verfassung erlaubt es den Eltern, ihre Kinder selber zu unterrichten“, bestätigt der Südtiroler Schullandesrat Philipp Achammer, er hebt aber hervor, dass es nicht sein kann, „die Schüler wegen den Covid-Vorschriften aus der Schule zu nehmen. Kinder haben das Recht, den normalen Unterricht zu besuchen.“

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