Studie: Die Österreicher hatten 2024 durchschnittlich 55 Tage Stress
An durchschnittlich 55,3 Tagen haben die Menschen in Österreich im zu Ende gehenden Jahr "großen Stress" verspürt, 20,3 Mal haben sie geweint und 17,8 Mal gestritten.
Das geht aus den Angaben von 1.000 Personen hervor, die für das digitale Markt- und Meinungsforschungsinstitut Marketagent 2024 Revue passieren ließen.
Demnach flossen heuer deutlich mehr Tränen und flogen mehr Fetzen als 2020 und 2017, und der Stresslevel stieg im Vergleich zu 2020 stark an (2020: 42,6 Tage).
Die hohe Belastung im Alltag sei ein zentrales Ergebnis der Umfrage, besonders angespannt waren demnach die Generation Z (von 1994 bis 2010 Geborene, auch "Generation Smartphone" genannt) und die Millennials (1980 bis 1993 geboren, die ersten "Digital Natives"). Diese Altersgruppen berichteten mit 68,5 bzw. 72,1 Tagen noch einen deutlich größeren Leidensdruck als die Generation X mit den Geburtsjahren von 1965 bis 1979 (54 Tage) und die Babyboomer (1946 bis 1964, 26,6 Tage).
Mehr Stress als 2020
Besorgniserregend sei auch der zeitliche Vergleich: Der Stresslevel nahm den Angaben zufolge gegenüber 2020 signifikant zu (damals: 42,6 Tage). Im ersten Coronajahr konnte die Bevölkerung offenbar zumindest teilweise tatsächlich von einer gewissen Entschleunigung profitieren, hieß es. Doch auch der Anstieg im Vergleich zu 2017 zeige, dass die Menschen immer mehr Tage mit großem Stress erleben (2017: 51,8 Tage).
"Alles in allem scheinen die Emotionen der heimischen Bevölkerung schneller und stärker hochzukochen", so die Analyse der Meinungsforscher.
"Die gesteigerte emotionale Intensität - mehr Stress, häufiger Streit und auch mehr Tränen - spiegelt die Herausforderungen unserer Zeit wider", meinte Studienleiterin Andrea Berger. "Die Kombination aus globalen Krisen und individuellen Belastungen scheint die emotionale Belastbarkeit auf die Probe zu stellen. Gleichzeitig kann dies aber auch ein Hinweis auf eine zunehmende Sensibilität für eigene Gefühle und zwischenmenschliche Beziehungen sein."
Fitness- und Bewegungstrend
Einen positiven Trend ergab die Befragung in Sachen Bewegung und Fitness: "Im Schnitt war die heimische Bevölkerung dieses Jahr 14,6 Mal im Fitnessstudio", die Jungen mehr als die Älteren, die eher auf Aktivität im Freien setzen: Durchschnittlich 12,4 Mal waren die Österreicherinnen und Österreicher dieses Jahr wandern.
Die Babyboomer brachen im Schnitt sogar 20,4 Mal zu einer Wanderung auf. Aber nur an sehr mageren durchschnittlich 1,8 Tagen wurden die Ski bzw. das Snowboard angeschnallt. Eine ernüchternde Bilanz für "die selbst ernannte Ski-Nation Nummer 1" und noch ein bisschen weniger als früher (2017: 2,1 Tage), so Marketagent.
Zudem gab es diesen Daten zufolge mehr Krankenstände und weniger Alkohol: "Durchschnittlich 8,8 Tage verbrachten die Österreicherinnen und Österreicher krank im Bett bzw. im Krankenstand (2020: 7,6 Tage), suchten 6,6 Mal einen Arzt bzw. eine Ärztin auf, griffen 10,1 Mal zur Kopfwehtablette und litten 3,8 Mal an einer Verkühlung."
Damit war man wieder mehr krank als 2020, als Masken und Corona-Lockdowns auch andere Erreger in Schach hielten. Im Schnitt 5,7 Mal waren die Menschen betrunken. "Das ist fast drei Mal seltener als 2020 (8,5 Mal) und auch im Vergleich zu 2017 (7,5 Mal) ein deutlicher Rückgang", hieß es.
Kultur wird anders konsumiert
Die Rückkehr ins Kulturleben erfolgte mit Abstrichen: Ging man 2017 durchschnittlich 3,6 Mal im Jahr ins Kino, war dies 2020 nur 1,1 Mal und im aktuellen Jahr auch nur 2,2 Mal der Fall. "Die moderaten Besucherzahlen bei Kultur- und Sportveranstaltungen, insbesondere im Kino, deuten darauf hin, dass sich die Prioritäten verändert haben", sagte Thomas Schwabl, Geschäftsführer von Marketagent.
"Kultur ist weiterhin gefragt, aber die Art und Weise, wie sie konsumiert wird, befindet sich im Wandel."
Kommentare