Studentenwohnen im Anleger-Geviert in der Warteschleife

Eine Tiroler Pfarre kaufte im Stadtcarré fünf Wohnungen um 1,74 Millionen Euro. Und folgte damit einem Grundsatz der Diözese Innsbruck
In der Investoren-Wohnanlage „Stadt-Carré“ sind 48 Garconnieren für leistbares Studentenwohnen zum Kauf reserviert. Ob der über die Bühne geht, ist aber noch offen.

Für bis zu 320.000 Euro werden, wie berichtet, vom Immobilien-Unternehmen Zima für den Verkauf von „Mikroapartment“ im „Stadt-Carré“ in Innsbruck aufgerufen, das nur durch die Widmungspolitik der Stadt in dieser Größe und Dichte errichtet werden konnte.

Besagte Einheiten, gerade einmal 28,5 Quadratmeter groß, stünden „pünktlich zum Universitätsstart im September“ vollmöbliert zum Einzug bereit, wirbt das Unternehmer um Anleger, denen „attraktive Rendite“ versprochen wird.

Kaufrecht vereinbart

Im Gegenzug dafür, dass die Stadt die Investorenwünsche erfüllt hat, wurde mit dem Unternehmen ein öffentlicher Mehrwert verhandelt. Ursprünglich waren 25 Prozent der Wohnnutzfläche für leistbares Wohnen gefordert.

Geblieben ist ein ausgehandeltes Kaufrecht für das Internationale Studentenhaus (ISH) über 48 Garconnieren eben in jenem Block, in dem auch besagte Mikroapartments zum Verkauf stehen.

„Aber noch hakt es rechtlich“, sagte Bürgermeister Georg Willi (Grüne) vergangene Woche zum KURIER. ISH-Geschäftsführerin Huberta Scheiber bestätigt das. „Wir sind nach wie vor mit der Zima in verbindlichsten Verhandlungen. Aber wir müssen eine Entscheidung des Landes abwarten.“

Dass diese positiv ausfällt, hofft auch Willi und erklärt den Hintergrund: „Damit das ISH die Wohnungen kaufen kann, muss es aus dem Regime des Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes entlassen werden.“

SPÖ-Wohnbaulandesrat Georg Dornauer wurde mit der Causa bereits befasst, wie er auf Anfrage wissen lässt. Nähere Details zu der Rechtsfrage konnte er am Montag vorerst noch nicht nennen.

Niedrigere Preise ausgehandelt

Die 48 Wohnungen sind in eben jenem Gebäude des aus vier Blöcken bestehenden Stadt-Carrés vorgesehen, in dem auch besagte „Mikroapartments“ zum Verkauf stehen. Das ISH würde diese Kleinwohnungen aber weit unter den marktüblichen Preisen erhalten, sagt Scheiber: „Die Stadt hat einen deutlich niedrigeren Preis dafür ausgehandelt. Das ist sehr attraktiv für uns“, erklärt die ISH-Geschäftsführerin die Hintergründe.

Und diese Wohnungen würden dann zu „sozial verträglichen Preisen“ an Studenten vermietet, die unter den Benutzungsentgelten anderer Studentenheime liegen würden. Das Konzept sieht vor, dass die Garconnieren als eine gemeinsame Einheit, abgekapselt von den anderen Wohnungen in dem Gebäude funktionieren – also im Grund ein Studentenheim im Mehrparteienwohnhaus. Laut Scheiber sind auch Gemeinschaftsräumlichkeiten vorgesehen.

Mit Widmung gesichert

Doch ohne die Mithilfe des Landes steht das Projekt auf einem wackeligen Fundament. Und damit auch der öffentliche Mehrwert bei diesem Geviert, über das die Immobilien-Firma Zima und die Stadtpolitik beinahe ein Jahrzehnt gestritten haben, ehe es nun nach und nach besiedelt wird.

Scheiber macht aber auch klar: „Diese Wohnungen sind als Studentenheim gewidmet.“ Sie könnten also nicht ohne Weiteres Privaten zum Verkauf angeboten werden. Während SPÖ und auch FPÖ sich dagegen ausgesprochen hatten, dass die Zima eine Widmung und den nun ausgeführten Bebauungsplan von der Stadt erhält, wurde das Vorgehen von den Grünen unterstützt.

„Aus heutiger Sicht hätte man mehr herausholen müssen“, sagt Bürgermeister Willi zu dem, was die öffentliche Hand letztlich bei der Zima herausgeschlagen hat. „Das ist nicht mehr leistbar“, kommentiert er die im Stadt-Carré veranschlagten Verkaufspreise.

Dort haben sich, wie berichtet, nichtsdestotrotz acht Käufer drei und mehr Wohnungen gesichert – in einem Fall waren es sogar 45.

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