"Wir zahlten den Eintritt und nahmen vier Rodeln", startet die Schilderung der Familie. Betont wird, dass es keinerlei Einschulung oder ähnliches gab.
"Bevor ich die erste Kurve erreichte, versuchte ich, den Bremshebel zu aktivieren", schildert das Mädchen. "Aber er reagierte nicht ordentlich, offenbar war irgendwas kaputt bei der Handbremse. Als Folge davon war die Rodel kurz davor, aus der Bahn zu fliegen. Doch ich wurde plötzlich vom Schlitten in die Bahn geworfen."
Schwere Verletzungen vom Sommerrodeln
Die Folge des versprochenen "Urlaubserlebnis der besonderen Art" war ein komplizierter Knöchelbruch, der bisher drei Operationen zur Folge hatte. Dabei hatte die 17-Jährige noch Glück, denn ihre Schwester und ihr Vater hinter ihr konnten rechtzeitig bremsen.
Die drei verließen zunächst die Bahn. Weder stoppten andere Menschen, noch gab es irgendwelche Möglichkeiten, Hilfe zu organisieren, heißt es in dem Protokoll. Mit der kaputten Rodel fuhr der Vater, das Mädchen mit einem gebrochenen Knöchel und dem Schlitten des Vaters langsam ins Tal.
Dort sprach der Polizeigeneral einen Bahnarbeiter an, der die Rodel sofort wegtrug. Weil keine Rettung gerufen wurde und es keine Erste-Hilfe-Maßnahmen vor Ort gab, fuhren die Urlauber laut der Schilderung selbst mit dem Auto ins Spital.
Laut dem Anwalt der Familie, Klaus Ainedter, tauchte dort plötzlich eine weitere Angestellte der Sommerrodelbahn auf. Sie legte ein Unfallprotokoll vor, das einen Fahrfehler als Ursache angab. Der Vater, des Deutschen nicht mächtig und gerade in Sorge um die schwerverletzte Tochter, unterschrieb das Papier im Krankenhaus. Ainedter sieht deshalb sogar einen möglichen Verdacht der Fälschung von Beweismitteln.
Staatsanwaltschaft involviert
Die Salzburger Polizei bestätigt jedenfalls, dass die Staatsanwaltschaft derzeit einen Anfangsverdacht auf Fremdverschulden prüft. Auf der Strobler Bahn scheppert es jedenfalls häufiger - amtsbekannt sind in den vergangenen fünf Jahren 17 gröbere Unfälle, der mit der 17-Jährigen war allein der zwölfte innerhalb der vergangenen 16 Monate.
"Der Vater meiner Mandantin kann die Untätigkeit der regionalen Behörden angesichts der Schwere der Verletzung seiner Tochter einerseits und der bisherigen Vorfälle im Zusammenhang mit der Benutzung der Rodelbahn andererseits nicht nachvollziehen", meint Ainedter.
Opferfamilie fordert via Anwalt Aufklärung
Und Ainedter weiter: "Die Familie möchte transparente Aufklärung, wie es sein kann, dass solch schwere Verletzungen offenbar immer wieder auf dieser Rodelbahn passieren und stets ein Fahrfehler des Benutzers seitens der Betreiberin ins Treffen geführt wird, um von einem eigenen Verschulden abzulenken." Gefordert wird auch Schadenersatz von der Betreibergesellschaft.
Die Verantwortlichen der Rodelbahn ließen zwei Anfragen des KURIER ebenso unbeantwortet wie die zuständige Bezirkshauptfrau Karin Gföllner (ÖVP). Letztere verwies allerdings auf das Land.
Vom Land Salzburg wiederum heißt es: "Die Sommerrodelbahn ist eine Sportanlage, auf der pro Jahr von 100.000 bis 150.000 Fahrten durchgeführt werden und vereinzelt auch Unfälle zu verzeichnen sind. Diese waren durchwegs auf Selbstverschulden zurückzuführen. Die Sommerrodelbahn Strobl verfügt über eine aufrechte veranstaltungsrechtliche Genehmigung der Behörde. Der Betreiber hat umfangreiche Kontrollpflichten, die er auch durchgehend einhält. Dazu gehören unter anderem tägliche Kontrollfahrten und wöchentliche Kontrollen der Schlitten. Zuletzt wurde die Anlage im Sommer von der Behörde mit einem Sachverständigen überprüft. Dabei waren keine technischen Mängel feststellbar. Die Anlage war und ist in einem guten Zustand. Weiters wird die Anlage auch von einem externen Sachverständigen überprüft."
Kommentare