In ganz Österreich wurden in der Pandemie Messen sowie Kongress- und Veranstaltungszentren zu Impfstraßen umfunktioniert. Mit den für 5. März geplanten Öffnungsschritten wollen die Unternehmen aber nach und nach wieder in den Normalbetrieb zurückkehren, dann brauchen sie über kurz oder lang ihre Hallen wieder selbst.
Aber nicht nur deshalb ist offen, wie es mit den großen Impfstraßen weitergeht. Angesichts der Flaute bei den Stichen stellt sich für die Länder auch die Frage, wie viel Sinn es noch macht, den Betrieb in der jetzigen Form noch aufrechtzuerhalten.
Angesichts der Zahlen eine logische Konsequenz: 60.309 Corona-Schutzimpfungen wurden in der vergangenen Woche verabreicht österreichweit, darunter nur 5.136 Erststiche, also nur noch rund 730 pro Tag.
„Bedauerlich, aber rational erklärbar“, sagt Wolfgang Wlattnig, stv. Landesamtsdirektor in der Steiermark, und nennt Gründe: „Die prognostizierte abflauende Pandemie, der fehlende äußere Druck durch Öffnungsschritte für die Ungeimpften.“
Aber auch die Diskussion über eine möglicherweise straflose Impfpflicht „drücken die Bereitschaft bei der Erstimpfung auf ein Minimum“. Die steirischen Impfstraßen bleiben zwar in Betrieb, jedoch ab 1. März mit kürzeren Öffnungszeiten, sonntags öffnen sie dann gar nicht mehr.
In Tirol fährt der Zug ebenfalls in diese Richtung. Das größte Impfzentrum des Landes in der Innsbrucker Messe wird zwar nicht geschlossen, aber verkleinert.
„Die Impfinfrastruktur wird man in der Größe sicher nicht aufrechterhalten können“, sagt auch ein Sprecher von Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Bei den Impfcontainern werde ohnehin ständig evaluiert. Fehlt es an Nachfrage, werden sie von ihren Standorten abgezogen.
Personal reduziert
In Wien ist derzeit im Austria Center auch noch die größte Impfstraße Österreichs in Betrieb. „Wir haben hier schon weniger Personal im Einsatz“, so der Hacker-Sprecher. Immerhin koste ein Arzt 150 Euro pro Stunde.
Der Vertrag mit dem Austria Center läuft vorerst noch bis Mitte des Jahres. Wie es dort weitergeht, hänge letztlich auch von der weiteren Teststrategie des Bundes ab. Denn das Kongresszentrum wird von der Stadt auch als Testzentrum genutzt.
Wie ein Rundruf zeigt, stehen die Impfstraßen derzeit in mehreren Bundesländern auf dem Prüfstand. So ist am Donnerstag etwa in Niederösterreich eine große Lagebesprechung angesetzt, wo auch Thema sein wird, dass in den großen Impfzentren wieder Veranstaltungen stattfinden sollen.
In Salzburg heißt es auf Nachfrage im Büro von ÖVP-Gesundheitslandesrat Christian Stöckl: „Wir überlegen gerade, wie wir die Struktur aufrecht erhalten, aber adaptieren können, da es weniger Nachfrage gibt.“
In Salzburg wurde zwar ohnehin von Anfang an stark auf Impfungen durch niedergelassene Ärzte gesetzt – sie haben 70 Prozent der Stiche gesetzt. Beim Boostern oder der Verkürzung der Gültigkeit von Impfzertifikaten hat sich aber gezeigt, dass jederzeit Bedarf entstehen kann, möglichst viele Menschen in kurzer Zeit zu impfen.
Dieser notwendige Balanceakt lässt derzeit in den Ländern die Köpfe rauchen. „Die in Vorarlberg eingeführten Impfstrukturen werden aufrechterhalten, aber im Angebot angepasst werden“, sagt dazu ÖVP-Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher.
Die Impfstraßen in der Dornbirner Messe und in Nenzing würden weiter offenbleiben, die Öffnungszeiten aber eingeschränkt. Wie genau, sei noch in Abstimmung.
Aus für Impfkojen
Fix ist indes bereits: Ab kommender Woche werden aufgrund der geringen Nachfrage die Impfkojen in den vier großen Einkaufszentren in Vorarlberg abgebaut.
Rüscher betont aber, dass die Angebotsreduktion so gestaltet werde, „dass wir sehr schnell – wenn der entsprechende Bedarf besteht – wieder auf das aktuelle Ausmaß aufstocken können.“
Laut Statistik Austria sind mit Stand Anfang Februar 69 Prozent der Österreicher geimpft, neun Prozent genesen, 22 Prozent weder geimpft noch genesen.
Kommentare