Stauchaos in Salzburg: "Müssen Autos reduzieren"

Fast jeder zweite Salzburger wird durch NO2-Ausstoß von Pkw gefährdet.
Nach der Stadt präsentierte der zuständige Landesrat seine Vorschläge zur Lösung der Verkehrsprobleme.

Der 3. Oktober ist stauerprobten Autofahrern in der Stadt Salzburg noch in Erinnerung: Am Tag der Deutschen Einheit fuhren Tausende zum Einkaufen über die Grenze nach Salzburg. Der Verkehr kam in weiten Teilen der Landeshauptstadt zum Erliegen – wieder einmal. Die Politik in Stadt und Land hat der Verkehrskollaps offenbar zu einem Umdenken bewegt. Der öffentliche Verkehr soll in den kommenden Monaten aufgewertet werden.

Peter Haibach beobachtet die Salzburger Verkehrspolitik seit mehr als drei Jahrzehnten. Der 71-Jährige ist der Obmann der Plattform Forum Mobil. "Salzburg ist im Vergleich zu anderen Bundesländern immer mehr ins Hintertreffen geraten", meint Haibach. Dabei sei bereits 1992 festgelegt worden, dass dem öffentlichen Verkehr sowohl in der Stadt als auch in ihren Umlandgemeinden Vorrang einzuräumen ist. "Seit es keinen Konsens mehr gibt, vor allem unter den Stadtparteien, hat sich nichts mehr bewegt."Als Vorbild solle nun Tirol dienen, wo zwischen der Stadt Innsbruck, deren Umlandgemeinden und dem Land Einigkeit herrsche. "Man kann ein Jahresticket für das ganze Bundesland aber erst machen, wenn es ein Angebot gibt. Und das sollte in die Köpfe der Politiker hinein", sagt Haibach. "Wir müssen die bestehenden Linien mit Leben füllen." Er schlägt vor, zunächst die Takte jener zehn Bus- und sechs Bahnverbindungen von und nach Salzburg zumindest auf 30 Minuten zu verdichten. Erst dann solle man sich auch Gedanken über eine teils unterirdisch verlaufende Regionalstadtbahn machen, die immer wieder aufs Tapet kommt, meint Haibach.

Stauchaos in Salzburg: "Müssen Autos reduzieren"
Wege aus der Staumisere - Bestandsaufnahme und Lösungsansätze Erich Lobensommer, Landesvereinsdirektor ÖAMTC Salzburg, Landesrat Hans Mayr und Peter Haibach, Obmann Forum Mobil
Für die Takt-Ausweitung rechnet der 71-Jährige mit rund acht Millionen Euro im Jahr – Geld, das anstelle in den rund 200 Millionen Euro teuren Gitzentunnel-Projekts(geplanter Umfahrungstunnel bei Bergheim)in den öffentlichen Verkehr fließen solle.

Umsetzung ungewiss

Verkehrslandesrat Hans Mayr (SBG) bekannte sich am Montag zu den Vorschlägen der Stadt, die ihre Maßnahmen bereits am Freitag präsentierte. "Wir müssen die Autos im Individualverkehr reduzieren", sagt Mayr. Sieben seiner acht Punkte seien sofort umsetzbar. Der Landesrat will etwa zu den 7000 von der Stadt anvisierten Park-and-Ride-Stellplätzen 1000 weitere schaffen. Ob ausreichend Mittel vonseiten des Landes zu beschaffen sind, ist aber ungewiss. Einen Zeitplan für die Umsetzung blieb Mayr schuldig.

Der Stadt habe er jedenfalls seine Hand gereicht, sagt er in Richtung von Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ), der am Freitag einen Schulterschluss mit dem Land gefordert hatte. Ein Gespräch der beiden sei aber noch nicht vereinbart worden. "Wir sind noch beim medialen Mitteilungsprozess", meint Mayr.

Während vom Koalitionspartner SPÖ in der Linzer Stadtregierung positive Signale für diese Maßnahme kommen, wird der Plan von der ÖVP heftig kritisiert. Dem FPÖ-Stadtrat fehle ein Gesamtkonzept für das wertvolle Jahrmarktgelände, dieses müsse nachhaltig entwickelt werden und müsse eine Schlüsselrolle in der Linzer Stadtentwicklung bekommen, nur Einnahmen zu lukrieren um Budgetlöcher zu stopfen sei zu wenig, meinte ÖVP-Klubobmann Martin Hajart. Hein konterte: „Ein solches Konzept gibt es von der FPÖ bereits seit 2014.“

Kommentare