Kritik an Spitalsreform: Ärzte in NÖ blasen zur Aktion Herzalarm

Im Landeskrankenhaus Waidhofen an der Ybbs soll es einschneidende Umstrukturierungen geben. Dagegen regt sich Widerstand.
Im Waidhofen an der Ybbs kämpft ein Mediziner-Komitee um den Erhalt der kardiologischen Abteilung im Spital und um den Notarztstützpunkt.

Demonstrationen, Petitionen und Diskussionen untermauern die Kritik an vielen Vorhaben im niederösterreichischen „Gesundheitspakt 2040+“ in den Landesvierteln. Weil in dem im März von der Landespolitik abgesegneten Reformplan auch wichtige und funktionierende Institutionen aus dem Landesklinikum (LK) Waidhofen/Ybbs abgezogen werden sollen, formiert sich jetzt auch im Ybbstal Widerstand.

Es ist eine honorige Runde, die als „Komitee Herzalarm“ vor allem die geplante Absiedelung der Herzkatheter-Station im LK Waidhofen und die Auflassung des Notarztstützpunktes in der Stadt als Verschlechterung und Fehler aufzeigen und mit den Verantwortlichen konstruktiv diskutieren wollen.

„Wir sind nicht gegen die Politiker, wollen ihnen aber Argumente vorlegen und Nachteile für die Bevölkerung aufzeigen“, kündigt der Waidhofner Mediziner Alfred Lichtenschopf an. Er war bis zur Pensionierung ärztlicher Leiter des Reha-Zentrum Weyer (OÖ).

Know-how-Verlust

An seiner Seite kämpft der langjährige Primar der internen und kardiologischen Abteilung des Waidhofner Spitals, Martin Gattermeier, gegen den Verlust „unwiederbringlicher Expertise“ am LK an. 2022, bei seiner Pensionierung, wurde er seitens der Landesgesundheitsagentur (LGA) mit Dank als Pionier der Kardiologie bezeichnet. Mit im Boot ist auch der Internist und frühere ärztliche Klinikleiter Rudolf Aschauer. Der Primar hatte die Herzstation, in der bisher Tausende Katheter-Operationen und Koronarangiografien (Untersuchungen) durchgeführt wurden, aufgebaut.

Weitere bekannte Ärzte oder auch der Waidhofner und 2022 in den Ruhestand gewechselte Ex-LGA-Vorstand Helmut Krenn sollen die Aktion Herzalarm unterstützen, berichtet Lichtenschopf.

Kritik an Spitalsreform: Ärzte in NÖ blasen zur Aktion Herzalarm

Sprechen für das Ärzte-Komitee:  Dr. Lichtenschopf, Primar Gattermeier (v. li.).

Kardiologie

Im Gesundheitspakt ist vorgesehen, neben der Urologie die kardiologische Station bis 2035 nach Amstetten zu verlegen. „Hier gibt es den Platz, dort muss neu ausgebaut werden. Hier arbeitet ein bestens eingespieltes Team, dass sich sicher mit dem Stationswechsel in alle Richtungen verlaufen würde“, haben Lichtenschopf und Gattermeier größte Bedenken, „dass eine der am besten funktionierenden kardiologischen Abteilungen verschwinden soll“.

Ein Fachärzteteam mit zahlreichen Zusatzqualifikationen biete internistische Spezialbereiche in hoher Qualität an. „Die Station bildet außerdem auf hohem Niveau den Nachwuchs aus und kann immer viel mehr Bewerbungen für Assistenzarztstellen vorweisen, als im Dienstpostenplan vorgesehen sind“, schildert Primar Gattermeier weiters. Auch viele Ärzte aus Deutschland kämen zur Ausbildung.

In der Waidhofner Internen werden nicht nur Herzpatienten aus dem Ybbstal und den Nachbarbezirken bis Lilienfeld, sondern auch aus den Grenzbezirken in und der Steiermark betreut. Doppelt schlimme Folgen für dieses Versorgungsgebiet sehen die Mediziner, wenn zum Wegfall der Kardiologie auch noch die angekündigte Auflösung des Waidhofner Notarztstützpunktes kommen sollte. Wie berichtet, soll ja die Zahl der Notarztstützpunkte in NÖ laut neuem Plan von 32 auf 21 reduziert werden.

Herzinfarkte

Für die effiziente Behandlung akuter Herzinfarkte zählt jede Minute. Für Fälle aus Göstling oder Lunz würde sich die Fahrzeit im Rettungswagen, falls kein Hubschrauber verfügbar ist, dann nochmals um die Fahrtzeit von Waidhofen nach Amstetten massiv verlängern. Gattermeier und Lichtenschopf sind sich einig: „Da droht eindeutig eine Verschlechterung für die Bevölkerung“.

Fallen Kardiologie und Urologie mit den Operationen sowie die Notarztdienste weg, wird der Standort für Anästhesisten, die ja hauptsächlich Notfallmediziner sind, unattraktiv. Das ziehe wiederum die interne Abteilung und das ganze Spital in eine negative Spirale, befürchten die zwei Ärzte.

„Wir sind nicht gegen die Politiker, wollen ihnen aber Argumente vorlegen und  Nachteile für die Bevölkerung aufzeigen.“

von Alfred Lichtenschopf Ex-Leiter Reha-Klinik Weyer

Dass Waidhofen laut Gesundheitspakt als Schwerpunkt für Altersmedizin ausgebaut werden soll, sieht Gattermeier nüchtern: „Geriatrische Betten haben wir jetzt schon, man müsste nur in der Internen die Schilder an die Zimmertüren montieren. Wichtig ist, dass auch Fachärzte aus der Kardiologie oder der Urologie da sind“.

"Gesammeltes Wissen"

Seitens der LGA wird in einer Stellungnahme darauf hingewiesen, dass das LK Waidhofen zu einem Zentrum der Altersmedizin ausgebaut werden soll. Zur Verlagerung von Urologie und Herzstation ins Schwerpunktklinikum nach Amstetten wird darauf verwiesen, dass man dort dann das „gesammelte medizinische Wissen an einem Ort“ habe. Zu Veränderungen komme es erst, wenn vergleichbare oder bessere Leistungen zur Verfügung stünden.

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