Spionagefall Ott: Wann folgt der Haftbefehl gegen Martin Weiss?

Spionagefall Ott: Wann folgt der Haftbefehl gegen Martin Weiss?
Der Niederösterreicher ist in Dubai untergetaucht. Doch die Justiz schweigt zu dem "Freund" eines der meistgesuchten Männer des Landes.

Wo ist Martin Weiss? Der einstige Abteilungsleiter im Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) gerät durch die Ermittlungen rund um seinen Ex-Mitarbeiter Egisto Ott und dessen mögliches Spionagenetz, das jahrelang agiert haben soll, zusehends unter Beschuss.

Ott und Weiss sollen im Auftrag Russlands, genauer gesagt auf Betreiben des flüchtigen Wirecard-Managers Jan Marsalek, der nach Moskau geflüchtet sein soll, gemeinsam Österreich ausspioniert haben. Ott befindet sich deswegen seit Ostersonntag in U-Haft. Am kommenden Montag wird darüber entschieden, ob er dort bleibt.

Doch warum ist Martin Weiss, einer der engsten Vertrauten und wohl Fluchthelfer von Jan Marsalek nach wie vor auf freiem Fuß? Weiss soll, wie berichtet, Marsalek im Jahr 2020 vom Flugplatz in Bad Vöslau aus über Minsk bis nach Moskau zu seiner Flucht verholfen haben.

Nur einen Tag, nachdem Wirecard am 18. Juni 2020 ein mögliches Bilanzloch von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt hatte.

Weiss taucht auch in jenen Chats auf, die die aktuellen Ermittlungen in Österreich ins Rollen brachten. Darin dürfte sich Marsalek mit Orlin Roussev unterhalten, der als Anführer eines bulgarischen Russenspionagerings in Großbritannien gilt.

Chats führten zu Ermittlungen

Der britische Geheimdienst hatte Roussev und mittlerweile fünf weitere Personen unter dem Verdacht der Spionage verhaftet. Dabei waren Chats ausgelesen worden, die schließlich auch Ermittlungen in Österreich auslösten und wohl das vermutete Spionagenetz rund um Ott auffliegen ließen.

In diesen unterhält sich Marsalek mit Roussev offenbar auch über „unseren Freund“, dessen „Evakuierung“ nach Dubai er organisiert haben will. Gemeint ist wohl der 60-jährige Martin Weiss.

Dieser ist offenbar zu Aufenthaltsermittlungen ausgeschrieben. Doch warum gibt es keinen Haftbefehl gegen jenen Mann, über den es im Ermittlungsakt heißt, "ab dem Jahr 2015 bis zum heutigen Tag Österreich im Auftrag Russlands ausspioniert zu haben"?

Bei der Staatsanwalt Wien heißt es auf KURIER-Anfrage, dass zu dem Fall keinerlei Auskünfte erteilt werden. 

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