Rund 13.800 Saisonarbeiter und Erntehelfer kommen jedes Jahr aus dem Ausland nach Österreich, um in der Landwirtschaft zu rackern. Der Anteil der Rumänen ist mit 4.800 Erntehelfern am größten, gefolgt von Ungarn (2.800 Arbeiter) und Polen (1600 Personen). Doch es vergeht kein Jahr, indem es nicht einen Engpass bei den Erntehelfern gibt.
Hatte im Vorjahr die Covid-Pandemie die Einreise von ausländischen Arbeitskräften vor allem aus Rumänien und Ungarn fast zum Erliegen gebracht, so stellt sich heuer ein neues Problem.
Da in der deutschen Landwirtschaft deutlich höhere Löhne als in Österreich gezahlt werden, zieht es viele polnische, ungarische und rumänische Landarbeiter nach Deutschland. Dort erhalten sie brutto für netto 9,50 Euro in der Stunde. Diese Arbeiter sind im Vergleich zu Österreich aber deutlich billiger, weil eine Beschäftigung bis 102 Tage von der Sozialversicherung befreit ist.
Zum Vergleich: In Österreich beträgt der monatliche Bruttolohn 1.522 Euro, das sind etwa 8,78 Euro brutto in der Stunde.
Da die Arbeitskräfte aus der EU fehlen, müssen Österreichs Gemüse- und Obstbauern auf Personal aus Drittstaaten zurückgreifen, vor allem auf Ukrainer. „Es gibt heuer eine große Nachfrage nach Drittstaatenangehörigen“, sagt Spargelbauer Werner Magoschitz vom Verein Marchfeldspargel zum KURIER. Der Zustrom ist durch Kontingente geregelt, die das AMS freigibt.
500 ha Spargel
In ganz Österreich können in der Regel nur 3.046 Arbeiter aus Drittstaaten in der Landwirtschaft beschäftigt werden. Diese Latte kann maximal um 30 Prozent auf 3.956 Personen erhöht werden. Allein im Marchfeld werden für 500 Hektar Spargelanbaufläche zumindest 1.000 Erntehelfer benötigt.
„Wir haben in Niederösterreich nur 550 Kontingentplätze“, sagt Magoschitz. „Niederösterreich hat zwar 60 Prozent der Gemüseanbaufläche, aber nur 18 Prozent der Kontingentplätze. Das rührt daher, dass früher in Niederösterreich mehr Grenzgänger aus der Slowakei und Ungarn beschäftigt wurden.“
Diese Länder haben aber mittlerweile ihr Lohnniveau angehoben, die Grenzgänger werden weniger. „Wir brauchen eine Aufstockung bei den Drittstaatenangehörigen“, sagt Magoschitz. Der niederösterreichische AMS-Chef Sven Hergovich bestätigt dem KURIER, dass derzeit rund 500 offene Anträge für Landarbeiter aus Drittstaaten in der Pipeline sind. Viele Betriebe haben aber laut Magoschitz negative Bescheide vom AMS erhalten.
Kurden beschäftigt
Auch der Spargelbauer Georg Sulzmann aus Mannsdorf beschäftigt Arbeiter aus Drittstaaten. „Wir haben 80 beantragt, aber nur 20 Personen bis Ende April bekommen“, sagt Sulzmann zum KURIER. „Wir brauchen 20 Leute für sechs Monate und für zehn Wochen die restlichen.“ Laut seinen Informationen sei das Kontingent in NÖ nun auf 640 Drittstaatenangehörige erhöht worden.
„Das ist bloß Kosmetik“, sagt Sulzmann. „Wir beschäftigen heuer kurdische Arbeitskräfte aus der Türkei, weil wir mit denen im Gegensatz zu den Rumänen kommunizieren können.“ Sulzmanns Mutter ist Kurdin.
Auch in Oberösterreich ist der Mangel an Erntehelfern ein Dauerproblem. Das Kontingent an Drittstaatenangehörigen liegt derzeit bei 1.165 Personen. „Wir haben schon jahrelang zu wenig Leute“, sagt Ewald Mayr, Obmann der Obst- und Gemüseproduzenten OÖ. „Bei uns waren früher Polen tätig, die sind durch Ukrainer und Kosovoalbaner ersetzt worden.“
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