Spaghetti als Glaubensfrage

Rund 550 Anhänger hat das Spaghettimonster in Österreich. Sie kämpfen um Anerkennung
Hunderte Mitglieder müssen für das Fliegende Spaghettimonster aussagen.

Es sind durchaus philosophische Fragen, die seit Montag im Bundesverwaltungsgericht in Wien zu klären sind. Eine davon formuliert Richter Thomas Marth so: "Hat das Fliegende Spaghettimonster Sie erschaffen, oder haben Sie das Fliegende Spaghettimonster erschaffen?"

Rund 550 Mitglieder (Pastafaris) hat die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters in Österreich. Ob das für eine anerkannte Glaubensgemeinschaft reicht, das wird aktuell rechtlich geklärt. Rund 300 Mitglieder sollen aussagen.

Reis statt Nudeln

So wie ein Beamter. Ob er glaubt? "Ja natürlich! Ich esse auch gerne Nudeln, aber viel lieber Reis. Aber hier ist alles sehr tolerant, das ist ja auch das Schöne dran."

Ein Erkennungsmerkmal der Bewegung – das Nudelsieb – hat er in seiner Aktentasche mit. Ein faltbares Sieb aus Plastik. "Sehr praktisch", sagt er, und führt es dem Richter vor. "Und auch nicht so kalt wie Metall."

Spaghetti als Glaubensfrage
Fliegendes Spaghettimonster, Wolfgang Pechlaner, Doris Nußbaumer

Wolfgang Pechlaner und Doris Nußbaumer haben sich sogar nach dem Pastafari-Ritus trauen lassen. Vom damals "obersten Makkarone" und Neos-Abgeordneten Niko Alm. "Wir haben dann eine Nudel verzehrt wie Susi und Strolch im Film", erklärt Nußbaumer. Ihr Mann hat sie zum Spaghettimonster-Glauben geführt. "Er hat mir damals darüber erzählt. Ich fand das interessant und witzig."

Für Anwalt Wolfgang Renzl ist die Sache klar: "Das Fliegende Spaghettimonster mag vielen als skurril erscheinen. Aber das ist die unbefleckte Empfängnis auch. Es sind doch alles Fiktionen, die der Mensch im Kopf hat."

Schon im April 2014 hatte die Satire-Religion einen Antrag auf offizielle Anerkennung als religiöse Bekenntnisgemeinschaft in Österreich gestellt. Doch das Kultusamt ließ das nicht durchgehen. Nach mehreren Stationen landete die Causa vor dem Verwaltungsgerichtshof. Dieser erklärte im Herbst 2016 wiederum das Bundesverwaltungsgericht für zuständig.

Richter Marth interessieren unter anderem die Glaubensinhalte. Ob die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters denn auch gelebt wird? "Ja", erklärt ein Software-Entwickler. "Beim Essen sagen wir RAmen (Anm. japanisches Nudelgericht)." Ein Student erklärt es so: "Ob das Spaghettimonster herumfliegt oder nicht, kann ich nicht sagen. Aber ich glaube an die Möglichkeit. Außerdem an die Nächstenliebe und an die Freiheit, das zu tun, was man für richtig hält."

Ein Kulturmanager gibt zu, inhaltlich nicht allzu gefestigt zu sein. Wesentliche Inhalte hat er trotzdem für sich entdeckt – etwa das Leben nach dem Tod. Denn das wird laut den Pastafaris durch einen Biervulkan und Stripperinnen versüßt. "Ja und was haben die Frauen davon?", pocht der Richter auf Gleichberechtigung. "Es gibt ja auch Stripper."

Messen gibt es übrigens nicht. Stattdessen gemütliche Treffen in Gasthäusern. "Da wird gegessen, getrunken und geplaudert", beschreibt ein Mitglied.

Die Bewegung kommt ursprünglich aus den USA. Physiker Bobby Henderson gründete die Religionsparodie. In Neuseeland wurde sie bereits anerkannt. Auch in Deutschland hat sie den Status einer "Weltanschauungsgemeinschaft".

Sollte das Bestreben der Pastafaris nach Anerkennung als Bekenntnisgemeinschaft in Österreich erfolgreich sein, ist der Weg zur Anerkennung als Religionsgemeinschaft dennoch ein weiter: Erst bei einer Mitgliederzahl von mindestens zwei Promille der Bevölkerung (ca. 17.000 Menschen) und einer Bestehensdauer von 20 Jahren im Inland kann ein entsprechender Antrag gestellt werden.

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