Sommertourismus bleibt in Österreich im Höhenflug

Sommertourismus bleibt in Österreich im Höhenflug
Die Branche ortet eine "Renaissance der Sommerfrische". Und sieht für die Zukunft Vorteile im Wettbewerb mit den Mitbewerbern an der Adria.

Das gab es noch nie: 80,9 Millionen Nächte haben Österreichurlauber aus dem In- und Ausland im Sommer 2023 in den heimischen Beherbergungsbetrieben verbracht. Der höchste Wert, seit es statistische Aufzeichnungen im Tourismus gibt. 

Mit dem nahen Juli-Ende geht es in die zweite Hälfte der laufenden Saison. Zeit für eine erste Zwischenbilanz. 
„Bis jetzt okay“, lautet das wenig euphorische Fazit von Alois Rainer, Sprecher der Tourismusbranche in Tirol. „Wir hätten uns mehr erwartet.“ 

Jammern auf hohem Niveau

Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Denn: „Wir sind auf einem ähnlichen Niveau wie im Vorjahr, es ist etwas schwächer.“ Und 2023 brachte auch in Tirol einen Rekord: 6,3 Millionen Gäste wurden begrüßt – so viel wie in keinem Sommer zuvor, aber auch mehr als in jedem Winter, der über 30 Jahre das Maß der Dinge war. 

„Der Sommer wird immer wichtiger“, sagt Rainer auf Nachfrage. Was die viel härtere touristische Währung als die Ankünfte betrifft – nämlich die Nächtigungen –, hat die Skisaison mit Ausnahme der Pandemiejahre aber weiterhin deutlich die Nase vorne.

Klaus Ehrenbrandtner, Chef der Kärnten Werbung, ist mit dem bisherigen Geschäft weitaus zufriedener als Rainer. Wie im ganzen Land hatte der Tourismus auch im Berg- und Seenland im Süden Österreichs im Mai und Juni mit erschwerten Rahmenbedingungen zu kämpfen: 

Fußball-EM und schlechtes Wetter

Etwa schlechtem Wetter oder einem Fußballgroßevent am wichtigsten Quellmarkt Deutschland, den nicht nur eingeschworene Fans in den Public-Viewing-Zonen in der Heimat miterleben wollten. „Die Vorsaison war herausfordernd. Aber der Juli läuft sehr gut. Jetzt sind wir auf der Sonnenseite der Medaille“, sagt Ehrenbrandtner. 

Er geht davon aus, „dass das ein guter Sommer wird.“ Mit kommendem Wochenende starten die einwohnerstarken deutschen Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg in die Ferien. Für die einen, die sich in Massen auf den Weg Richtung Süden machen, ist Österreich das Ziel. Für die anderen das Meer.

Brände, Hitze, Quallen

Aus den Urlaubsländern im Süden Europas kommen aber auch heuer wieder Nachrichten, die nicht unbedingt Urlaubsfreude wecken. Von Bränden, Algen, Quallen, enormer Hitze und einer Tropikalisierung der Adria mit Wassertemperaturen bis zu 30 Grad ist zu lesen. 

Der Klimawandel lässt grüßen. Was aber heißt das mittel- und langfristig für den heimischen Tourismus?  

Ehrenbrandtner ortet „eine Renaissance der Sommerfrische“ und positive Faktoren im Vergleich zu den mediterranen Mitbewerbern. „Wir sehen das Potenzial, das wir haben. Wir haben sehr bekannte Seen mit höchster Wasserqualität“, so der Chef der Kärnten Werbung. 

Hitzeflucht in die Berge

„Man kann es warm haben, aber wer es kühler will, ist schnell in den Bergen oder im Wald.“ Tirols Tourismussprecher Rainer, der ein Hotel samt Gasthof im Zillertal betreibt, sieht ebenfalls ein Comeback der Sommerfrische. „Aus den Erzählungen meiner Eltern weiß ich, dass vor 40 Jahren der Sommer die beste Saison war.“ 

Er sieht ebenfalls Vorteile darin, dass Gäste der Hitze im Tal am Berg entkommen können. „Die für den Winter geschaffene Infrastruktur wird im Sommer immer besser genutzt“, beobachtet der Unternehmer die zunehmende Nutzung der Skilifte durch Wanderer oder Biker. Trotzdem gilt für ihn weiter: „Der Winter ist die wichtigere Saison.“

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