Beobachter des Gesundheitsministeriums beäugen den Sonderweg skeptisch. Die Frage, ob er rechtens sei, kann man im Gesundheitsministerium weder mit Ja noch mit Nein beantworten. Das werde „stark davon abhängen, was gerade erarbeitet wird“, sagt eine Sprecherin.
Noch gibt es von der Bundesregierung keine Verordnung, wie die Öffnung der Schwimmbäder vonstattengehen könnte. „Die Regelung ist in Ausarbeitung“, heißt es.
Also bleiben vom Ländle bis ins Marchfeld alle Schwimmbecken trocken. Ebenso geschlossen sind die 17 Wiener städtischen Freibäder, auch wenn Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) ankündigte, das Liegen auf den Wiesen zu erlauben, so es die Bundesregelung zuließe.
Kein Alleingang in Wien
Doch wie könnte das in der Praxis aussehen? Martin Kotinsky, Sprecher der Wiener Bäder, ist etwas ratlos. „Wir warten auf die Vorgaben des Bundes. Alleingang wird es keinen geben.“
Die Klagenfurter Version käme schon einmal nicht in Frage. „Allein im Gänsehäufel haben wir 300.000 Quadratmeter Freifläche“, rechnet Kotinsky vor. „Wenn ich da Felder ausmessen muss, bin ich im September noch nicht fertig damit.“
Umweltmediziner Hans- Peter Hutter arbeitet aktuell an einem Leitfaden für die Öffnung der Wiener Bäder.
Unkomplizierter ist es da schon an frei zugänglichen Badeseen und -teichen. Außer im Burgenland gibt es keine Beschränkung und auch die Verordnung für den Neusiedler See gilt nur noch bis Donnerstag.
Solange die Abstandsregeln ein Meter an Land, zwei Meter beim Sport eingehalten würden, spreche nichts gegen einen Badetag am See, versichert man im Sportministerium.
Die Landesregierungen sehen auch keinen Grund, Zugänge allzu sehr zu erschweren, auch wegen des Tourismus: Österreicher, die nicht wie gewohnt ans Meer fahren können, dürften sich um einen Platz an einem heimischen See umschauen.
Letztlich liegt dort aber auch viel in der Hand der Bürgermeister: Sie könnten die Anzahl der Badegäste über die Parkplätze regulieren. Angedacht ist das vorerst nicht. „Wir sind gespannt, wie das im Sommer wird“, sagt Franz Steinegger, ÖVP-Bürgermeister von Grundlsee. „Die Situation ist heuer wohl anders.“
Ein Meter geht immer
Sperren für Auswärtige sind kein Thema. „Wenn alles im Rahmen bleibt und mit den Vorgaben der Bundesregierung übereinstimmt, haben wir kein Problem, wenn Gäste kommen“, sagt Steinegger. „Ein Meter Abstand auf der Liegewiese halten geht bei uns eigentlich immer.“
Auch in der Kärntner Gemeinde Weißensee sieht Bürgermeister Gerhard Koch (FPÖ) die Lage am Strand entspannt. „Wir haben hier genügend Platz, drei Viertel des Ufers sind grüne Fläche. Das geht schon.“
Koch, im Hauptberuf Hotelier, sorgt sich allerdings mehr um die Wirtschaft als um ein paar zugreiste Badegäste. „Wir sind eine reine Tourismusgemeinde“, sagt er. „Wenn die Hotellerie nicht schnell wieder hochfährt, dann ist es unser kleinstes Problem, ob jemand im See schwimmt oder nicht.“
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