400 Verletzte jährlich durch Pyrotechnik: So wird Silvester kein Rohrkrepierer

Feuerwerksverkauf
Lebensgefahr durch falschen Einsatz von Knallern, Raketen und Böllern. Die Polizei gibt Tipps für den sicheren Umgang.

Wenn Markus Herndlbauer vom Landeskriminalamt NÖ durch die "Böller-Akte" der vergangenen Jahre blättert, wird die Dramatik und das Leid, die solche Unglücke auslösen, auf grauenvolle Weise sichtbar.

Ein Fall bleibt besonders in Erinnerung: In der Silvesternacht auf das Jahr 2023 kostete eine illegale Kugelbombe – gekauft am Schwarzmarkt in Tschechien – zwei 18-jährigen Freunden in Ternitz (Bezirk Neunkirchen) das Leben. Dem Billig-Import aus Fernost fehlte der Verzögerungssatz, der in zertifizierter Pyrotechnik zwingend vorgeschrieben ist.

Dieser Mechanismus entscheidet im Fall hochexplosiver Silvesterböller meist über Leben und Tod oder zumindest schwere Verletzungen. Er bringt nach dem Zünden des Böllers acht Sekunden Zeit, um sich aus dem Gefahrenbereich zu entfernen.

Eine Person in Jeans und Fleecejacke steht inmitten von Rauch und umherfliegenden Partikeln.

Polizei warnt vor verbotenen Böllern (Symbolbild)

Risikogruppe Jugend

Zwischen 200 und 400 Personen müssen laut Daten des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) nach Unfällen mit Feuerwerkskörpern jedes Jahr im Krankenhaus behandelt werden. Rund zwei Drittel der Verletzten sind Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis 24 Jahre. Zu den häufigsten Verletzungen zählen tiefe Schnitt- und Risswunden, Amputationen von Gliedmaßen, Knalltraumata im Ohr, Wunden im Augenbereich sowie offene Brüche und Verbrennungen an Händen und Gesicht.

Die Experten des Ermittlungsbereiches für Brand-, Sprengstoff- und Explosionsdelikte der Polizei erklären das mit einer Mischung aus "jugendlichem Leichtsinn und Alkohol, der in vielen Fällen besonders in Silvesternächten im Spiel ist", sagt Herndlbauer.

Chefinspektor Markus Herndlbauer ist seit 2013 beim LKA Niederösterreich.

Chefinspektor Markus Herndlbauer ist seit 2013 beim LKA Niederösterreich

Kein Alkohol und viel Sicherheitsabstand

Für den Chefinspektor gibt es ein paar No-Gos. "Niemals im alkoholisierten Zustand mit Pyrotechnik hantieren", sagt der Experte. Es braucht immer den nötigen Sicherheitsabstand. Eine häufige Unfallursache ist laut Herndlbauer, wenn man sich im Umgang über brennende Zündschnüre, Feuerwerksraketen oder Böller beugt.

Verletzungen wie im Krieg

"Wenn ein Böller oder eine Rakete in die Luft steigt, passiert nichts. Aber wenn man den Kopf oder die Hände darüber hält, kommt es zum Unglück", mahnt der Chefinspektor zur Vorsicht.

Die enorme Druckwelle kann verheerende Folgen haben, laut Ärzten vergleichbar mit Kriegsverletzungen.

Der Kriminalist empfiehlt, Pyrotechnik ausschließlich aus legalen Quellen im österreichischen Fachhandel zu beziehen. "Nur so ist gewährleistet, dass die Produkte den strengen Qualitäts- und Sicherheitsstandards entsprechen", macht Herndlbauer bewusst.

Versager kein zweites Mal entzünden

Ein ganz wichtiger Sicherheitshinweis kommt im Umgang mit "Versagern" oder "Rohrkrepierern". Sollte ein Feuerwerkskörper nicht zünden, "niemals ein zweites Mal versuchen", sagt Herndlbauer.

Der Grundsatz lautet, einige Minuten zu warten, bevor man sich nähert. Feuerwerksreste können zudem lange nachglühen. Um kein Feuer im Müll zu verursachen, sollte man zuwarten, bis die Pyrotechnik vollständig abgekühlt ist.

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