Jahreswechsel: Polizei stellte mehr als 4.600 Feuerwerkskörper sicher

Silvesterraketen (Symbolbild)
Es gab Dutzende Verletzte und viele Brände rund um Silvesterfeiern in Österreich. Rund 80 Personen wurden angezeigt.

Die vorläufige Einsatzbilanz der Polizei liegt vor: Demnach wurden in Österreich in der Silvesternacht mehr als 4.600 pyrotechnische Gegenstände sichergestellt, ließ  Innenminister Gerhard Karner ﴾ÖVP﴿ wissen. 55 Menschen wurden von Knallkörpern verletzt, unter ihnen auch zwei Polizisten.

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Zudem gab es Anzeigen bzw. Organmandate wegen Verstößen gegen das Pyrotechnikgesetz: Es gab demnach 42 Anzeigen wegen Sachbeschädigungen durch Pyrotechnik, elf Anzeigen wegen fahrlässiger Körperverletzung durch Pyrotechnik und 25 weitere Anzeigen wegen des Verdachts der Brandstiftung durch Pyrotechnik. In drei Fällen berichteten Beamte aus Wien und der Steiermark von tätlichen Angriffen gegen einschreitende Exekutivbediensteten.

Mehrere Festnahmen

Darüber hinaus gab es Körperverletzungen, Unfälle und Brände. Bundesweit kam es zu neun Festnahmen, etwa wegen Körperverletzungen, und weiteren sieben verwaltungsrechtlichen Festnahmen.  "Die Silvesternacht hat die Einsatzkräfte von Polizei, Rettung und Feuerwehr vor große Herausforderungen gestellt", merkte Karner an. 

Wien

In Wien wurde ein 13-Jähriger durch eine Rakete verletzt. Die Berufsrettung versorgte den Buben, dem einer Fingerkuppe abgetrennt wurde. Der Teenager erlitt außerdem Verbrennungen an den Händen. Es wurde eine Anzeige an die Staatsanwaltschaft Wien gegen eine unbekannte Täterschaft erstattet, berichtete die Polizei. Verletzungen an einer Hand und im Gesicht zog sich ein 23-Jähriger beim Zünden eines pyrotechnischen Gegenstandes im Kongresspark in Ottakring zu. Dabei wurde auch ein Holztisch beschädigt.

In der Wiener Landesleitzentrale der Polizei gingen ab Sonntag 4.655 Notrufe ein. Aus ihnen resultierten rund 1.930 Einsätze - unter anderem wegen Lärmerregungen, Sachbeschädigungen und wegen illegalen Zündung von pyrotechnischen Gegenständen.

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In Liesing kam es aufgrund des Einsatzes von Pyrotechnik zu einer schweren Sachbeschädigung an der Eingangstüre eines Jugendtreffs. Ein 14-Jähriger sowie ein Zwölfjähriger wurden angezeigt. Im Bezirk Landstraße gab ein 35-Jähriger an, von mehreren Jugendlichen attackiert und durch einen Messerstich verletzt worden zu sein. Um eine schnelle Versorgung sicherzustellen wurden dessen Hemd und T-Shirt aufgeschnitten. Im Zuge dessen trat der 35-Jährige wild um sich und verletzte einen Beamten im Gesicht. „Es konnte kein Messerstich wahrgenommen werden“, hieß es im Polizeibericht. In Floridsdorf brannte nach unsachgemäßer Verwendung von Pyrotechnik eine Gartenhütte.

Insgesamt gab es 198 Anzeigen und zehn Organmandate nach dem Pyrotechnikgesetz, es wurden 3.669 pyrotechnische Gegenstände sichergestellt. Die Berufsrettung meldete innerhalb von 24 Stunden 1.013 Einsätze. 

 

Kärnten

In Kärnten sind in der Silvesternacht Polizeiberichten zufolge vier Menschen nach Pyrotechnikunfällen ins Spital gebracht worden. Bereits am Sonntagabend wurde in Nikelsdorf (Bezirk Villach-Land) ein 55-Jähriger schwer an der Hand verletzt, als ihn eine Rakete traf. In Umberg (Bezirk Villach-Land) wurde ein 33-Jähriger im Gesicht getroffen. Handverletzungen erlitten ein 49-Jähriger in Rennweg (Bezirk Spittal/Drau) und eine 29-Jährige in Althofen (Bezirk St. Veit an der Glan).

Der erste Unfall ereignete sich um 18 Uhr im Garten des 55-Jährigen. Eine Rakete der Kategorie F2 traf das Mobiltelefon in der Hand des Mannes, der sich dem bereits gezündeten Feuerwerkskörper nach einer vermeintlichen Fehlzündung genähert hatte, meldete die Landespolizeidirektion Kärnten. Als er die Rakete neuerlich zünden wollte, feuerte sie ab und traf ihn aus kurzer Distanz. Nach Erstversorgung wurde er von der Rettung ins LKH Villach gebracht.

Zwei Unfälle mit Feuerwerksbatterien

In Umberg hatten zwei Wiener im Alter von 33 und 36 Jahren um Mitternacht eine mit zwei Zündschnüren versehene Feuerwerksbatterie gezündet. Der 33-Jährige sei aus unbekannter Ursache zu nahe an der Batterie geblieben und sei beim Abfeuern im Gesichtsbereich verletzt worden. Nach Erstversorgung durch einen Notarzt brachte ihn die Rettung ins Klinikum Klagenfurt. 

Ebenfalls eine Feuerwerksbatterie um Mitternacht zündete der 49-Jährige in Rennweg. Er sei bei der Batterie geblieben, weil er geglaubt habe, dass die Zündung nicht funktioniert habe, gab der Deutsche an. Die Batterie feuerte ordnungsgemäß ab und verletzte ihn an einer Hand. Mit offenbar leichten Verletzungen wurde er von der Rettung ins Krankenhaus Spittal an der Drau gebracht.

Pyrotechnischer Gegenstand detonierte in der Hand

Beim Unfall in Althofen detonierte der pyrotechnische Gegenstand in der Hand einer 29-Jährigen, die dabei unbestimmten Grades verletzt wurde. Die Rettung brachte sie nach Erstversorgung ins Krankenhaus Friesach. Die Erhebungen zur Unfallursache seien noch nicht abgeschlossen, hieß es von der Polizei.

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Kastenwagen in Wels mit Pyrotechnik gesprengt 

In Wels ist kurz nach Mitternacht ein Kastenwagen durch brennende Pyrotechnik gleichsam gesprengt worden. Das geht aus einem Video auf einem Handy hervor, das die Polizei gesichtet hat. Der gesamte Motorraum des Fahrzeugs sei in die Luft gesprengt worden, es sei ein Totalschaden entstanden. Man ermittle in der Sache, teilte die Exekutive mit.

Eine Polizeistreife war kurz nach Mitternacht in die Traunaustraße gerufen worden: Ein Kastenwagen sei von mehreren Jugendlichen zerstört worden, hieß es. An Ort und Stelle fanden die Beamten rund 80 Menschen sowie das schwer beschädigte Fahrzeug vor.

Feuerwehrzufahrt blockiert

Mehrere Jugendliche entfernten sich aus der Menschenmenge in verschiedene Richtungen. Einen davon konnten Polizisten kurz darauf anhalten. Der 15-Jährige gab an, nichts mit der Beschädigung des Autos zu tun zu haben. Auf seinem Handy fanden die Polizisten das Video vom Hergang des Vorfalls. Ein weiterer Vorfall beschäftigte die Welser Feuerwehr über Gebühr: Als sie bei einer Siedlung zum Brand eines Müllraums ausrückte, fand sie die Zufahrt blockiert, unter anderem hatten Unbekannte Einkaufswagerln und Baumaterialien dort abgelegt. Die Einsatzkräfte mussten deshalb einen Umweg fahren.  

FPÖ ruft nach "Sicherheitsgipfel"

Die Vorfälle der Silvesternacht rufen auch die Politik auf den Plan: Gerhard Kroiß, FPÖ-Vizebürgermeister von Wels, will einen "Sicherheitsgipfel" einberufen: Er sieht sich an die "Vorkommnisse zu Halloween in Linz" 2022 erinnert.

Mehrere Oberösterreicher sind in der Silvesternacht durch Böller verletzt worden. Dennoch sei es alles in allem eine ruhige Nacht gewesen, berichtete die  Polizei am Montag. Das Rote Kreuz versorgte in Oberösterreich mehr als 50 Nachtschwärmer. Sieben mussten wegen Unfällen mit Feuerwerkskörpern ins Spital gebracht werden, darunter zwei mit einer schweren Gesichts‐ und einer mit einer schweren Handverletzung, so das Rote Kreuz in einer Presseaussendung am Montag.

Hunderte Helfer im Einsatz


120 Rettungsautos und 280 Rettungs‐ und Notfallsanitäter sowie 18 Notarztwagen mit je 18 Notfallsanitätern und Notärzten waren im Einsatz. Sowohl in Eberschwang ﴾Bezirk Ried﴿ als auch in Hinterstoder ﴾Bezirk Kirchdorf﴿ und Pupping ﴾Bezirk Eferding﴿ wurde je ein Mann beim Hantieren mit Feuerwerkskörpern, die detonierten, verletzt.

Burgenländischer Postkasten gesprengt

Auch aus dem Burgenland gibt es erste Meldungen von Sachbeschädigungen. 

In der Gemeinde St. Andrä (Bezirk Wolfsberg) zündeten unbekannte Täter einen pyrotechnischen Gegenstand in einem Postkasten, der dadurch beschädigt wurde. In Spittal an der Drau brannte am Abend eine Müllinsel, weil dort abgebrannte Batteriefeuerwerke zu früh entsorgt wurden. Mindestens drei Batterien seien im Inneren einer Kunststoffmülltonne gefunden worden, berichtete die Landespolizeidirektion Kärnten. Nach der Alarmierung durch einen Mann, der gegen 22.00 Uhr Rauchentwicklung bemerkt hatte, konnte die Feuerwehr den Brand rasch löschen.

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Böller bei Polizeiauto in Salzburg gezündet

In Salzburg haben unbekannte Täter am Silvesterabend mit Pyrotechnik ihren Unmut gegenüber der Polizei bekundet. Wie die Landespolizeidirektion Salzburg mitteilte, wurde am Sonntag um 21.47 Uhr ein Böller bei einem Polizeiauto vor der Inspektion des Stadtteils Itzling gezündet. Dabei fiel lediglich eine Radkappe vom Fahrzeug. An der Windschutzscheibe wurde ein Zettel mit der Aufschrift "Nique La Police" (französisch für "Fick die Polizei") aufgefunden.

In Sighartstein (Flachgau) geriet ebenfalls schon am Abend eine Mülltonne in einer Parkbucht der B1 in Brand. Wie die Polizei mitteilte, war dort eine abgefeuerte Leuchtbatterie ohne vorheriges Ablöschen entsorgt worden. Die Mülltonne wurde stark beschädigt.

Rakete verletzte Mutter in Feldkirch: Baby unversehrt

Eine Mutter ist kurz nach Beginn des neuen Jahres in Feldkirch durch eine Rakete verletzt worden. In nächster Nähe befand sich ihr Kleinkind in einem Kinderwagen. Laut der Polizei schlug das Geschoss auf dem Sparkassenplatz in einem Gebäude ein und explodierte dort. Die Mutter erlitt Verbrennungen unbestimmten Grades an den Beinen, das Baby blieb unverletzt.

Drei Jugendliche feuerten laut den Polizeiangaben die Rakete vom Boden Richtung einer Gruppe Menschen. Ermittlungen wurden aufgenommen. Zeugen sind gebeten, sich bei der Polizeiinspektion Feldkirch zu melden (Tel. +43 (0) 59 133 8150).

Zwei Brände durch Feuerwerkskörper in Tirol

Durch unsachgemäß entsorgte Pyrotechnikgüter ist in Tirol in der Nacht auf Montag der Müllraum eines Gästehauses in Maurach (Bezirk Schwaz) in Brand geraten. Wie die Landespolizeidirektion Tirol mitteilte, hatten zwei deutsche Urlauber gegen 0:30 Uhr mehrere Silvesterraketen und zwei Feuerwerksbatterien in der Meinung entsorgt, dass sie erloschen seien. Bereits am Sonntagabend geriet in Hopfgarten (Bezirk Kitzbühel) eine Thujenhecke durch eine Silvesterrakete in Brand.

Den Brand in Maurach hatte einer der deutschen Urlaubsgäste gegen 1:30 Uhr selbst bemerkt, als er durch sein gekipptes Fenster Brandgeruch, Rauch und Knistergeräusche wahrnahm. Gemeinsam mit dem Hausbesitzer begann er, das Feuer mit Feuerlöschern zu löschen. Die alarmierte Feuerwehr konnte den Brand vollständig löschen. Es waren 25 Feuerwehrleute im Einsatz.

Der Heckenbrand in Hopfgarten brach gegen 19:30 Uhr aus, vermutlich durch eine von einer angrenzenden Skiwiese abgefeuerte Rakete. Der Brand konnte von der Feuerwehr gelöscht werden. Es entstand erheblicher Sachschaden, Verletzte gab es nicht.

Rakete traf Schlafzimmerfenster

In Zirl (Bezirk Innsbruck-Land) traf eine Silvesterrakete gegen 23:40 Uhr das Schlafzimmerfenster eines Einfamilienhauses. Dabei zerbrach die äußere Scheibe der Doppelverglasung. An der Innenscheibe seien Rußrückstände zurückgeblieben. Eine 40-jährige Frau, die sich zum Zeitpunkt des Aufpralls im Schlafzimmer aufhielt, habe einen Schock erlitten.

Anzeigen wegen Besitzers und Zündung verbotener Feuerwerkskörper

Die Polizei zeigte zudem zwei Männer wegen des Besitzes und der Zündung verbotener Feuerwerkskörper an, die "vermutlich aus dem Osten eingeführt" worden seien. Der 18-Jährige und 27-Jährige hatten die Pyrotechnik-Güter gegen 18:20 Uhr in Völs (Bezirk Innsbruck-Land) gezündet. Die noch nicht abgefeuerten Feuerwerkskörper seien sichergestellt worden. Der 18-Jährige sei schon am Christtag wegen des Besitzes von mehreren Hundert verbotenen Feuerwerkskörpern angezeigt worden, hieß es.

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