Diese Woche findet in Linz das Vernetzungstreffen „Gewalt Schule Medien“ statt, bei dem Expertinnen und Experten aus dem Bildungsbereich informieren, diskutieren und warnen.
Klare Botschaft
Eine von ihnen ist Silke Müller. Die 44-Jährige ist Schulleiterin und Digitalbotschafterin des deutschen Bundeslandes Niedersachsen. Im KURIER-Gespräch thematisiert sie die Herausforderungen und Gefahren der sozialen Medien, speziell für Kinder und Jugendliche.
Ihre Botschaft ist klar: „Kein Smartphone für unter 16-Jährige, nie für 14-Jährige und schon gar nicht an Kinder in der Volksschule. Am sinnvollsten wäre dazu einfach, ein generelles Smartphone-Verbot. Das würde es für alle einfacher machen und auch garantieren, dass Kinder nicht bei Freunden oder Schulkollegen verstörende Inhalte sehen können.“
Silke Müller, die viel international tätig ist, spricht von einem globalen Thema: „Die Inhalte sind überall die gleichen. Es geht um härteste Pornografie, Tierquälerei, Cybermobbing, Gewalt, Folter und Rassismus. Das alles könnte zu einem großen Demokratieproblem werden.“
Eine aktuelle Studie in Deutschland zeige: Jedes dritte Kind sei bereits abhängig von sozialen Medien. „Wir können nicht den Stecker ziehen, aber wir brauchen einen reflektierten Umgang.“
Die Verantwortung dafür sieht Silke Müller zu gleichen Teilen bei den Eltern, den Bildungsinstitutionen und der Politik. Von der fordert sie etwa, dass Plattformbetreiber in die Pflicht genommen werden, ihre Inhalte zu kontrollieren und zu filtern.
Wenn es um die Schulen geht, existieren bereits Initiativen: An jeder Mittelschule in Oberösterreich gibt es einen Ansprechpartner, falls es zu verstörenden Vorfällen in sozialen Medien kommen sollte. Schülerinnen, Schüler und Lehrende können sich an diese Person wenden. Die leitet SOS-Maßnahmen ein und vermittelt weiter.
„Wir sehen, dass die Überforderung der Jugendlichen und Eltern durch künstliche Intelligenz und soziale Medien weiter steigen wird. Das hat negatives Potenzial, da müssen wir gegensteuern“, sagt Peter Eiselmair, Geschäftsführer der Education Group, die unter anderem die Jugend-Medien-Studie in Oberösterreich durchführt.
Selbst Experte sein
„Erwachsene brauchen ein Bewusstsein dafür, was in sozialen Medien los ist. Sie müssen sich auskennen und selbst Experten sein“, fordert Silke Müller.
Das sieht auch Andreas Riedl, designierter Schulleiter der Digi-AHS in Leonding, so: „Für diese Herausforderungen braucht es nicht nur eine Adaptierung der Lehrpläne, sondern auch entsprechende Aus- und Weiterbildung der Lehrkräfte.“
Silke Müllers Idee wäre es zusätzlich, dass Eltern verpflichtend über Gefahren und Suchtpotenziale informiert werden, am besten beginnend mit den Eltern-Kind-Pass-Untersuchungen.
Kontroll-Apps für die Smartphones von Kindern und Jugendlichen hält die Bestseller-Autorin nur bedingt für sinnvoll: „Diese Einschränkungen sind prinzipiell gut und wichtig. Es kann aber auch in fünf Minuten schon viel passieren.“ Wichtig sei es deshalb umso mehr, Kinder zu stärken, ihnen Selbstvertrauen mitzugeben, auf Fragen einzugehen und Gefahren konkret anzusprechen.
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