Organisierte Kriminalität: Attentate und Entführungen in Österreich
Ein Messerattentat durch islamistische Rockerbanden, deutsch-arabische Clans oder Entführungen durch ukrainische Gruppierungen. Der aktuelle Sicherheitsbericht, der am Montag im Parlament präsentiert wurde, enthüllt zahlreiche brisante Aktivitäten in Österreich.
In vielen Fällen gibt es bereits eine Arbeitsteilung der mafiös agierenden Banden: "Vorwiegend türkisch dominierte kriminelle Gruppierungen gehen Kooperationen mit anderen ethnischen kriminellen Vereinigungen (Tschetschenen, Albaner etc.) ein. Die 'Geschäfte' erfolgen arbeitsteilig", heißt es im Sicherheitsbericht des Innenministeriums.
So seien in Lokalen, die österreichische oder türkischstämmige Betreiber haben, Tschetschenen als Türsteher beschäftigt. Suchtmittel würden in den Lokalen von den türkischstämmigen Betreibern beziehungsweise deren türkischstämmigen Handlangern verkauft, aber auch den Türstehern zum Weiterverkauf übergeben.
Revierkämpfe
Afghanische Tätergruppen stellen demnach "eine zunehmende Herausforderung in unterschiedlichen Deliktsbereichen dar beispielsweise beim Suchtmittelhandel, der Schutzgelderpressung und dem Straßenraub". Es komme bereits vereinzelt zu gewalttätigen Revierkämpfen, insbesondere mit tschetschenischen Gruppierungen.
Arabische Clans und ukrainische Banden
Aktiv sind aber auch zunehmend arabische Clans aus dem deutschen Nordrhein-Westfalen. Deren "Betätigungsfeld sind betrügerisch agierende Notdienste (Schlüsseldienste, Installations- und Elektronotdienste)".
Aufgrund der rechtlichen Situation würde allerdings meist nur "Sachwucher" angezeigt, wodurch Telefonüberwachungen oder Observationen zur Ausforschung der Hintermänner rechtlich unmöglich seien, monieren die Ermittler.
Speziell im Visier sind Tätergruppen aus der Ukraine. Diese "nutzen Österreich sowohl zur Begehung von Straftaten wie Erpressungen und Entführungen, als auch als Rückzugsort bei Ermittlungen in ihrem Heimatland und zur Legalisierung ihres teilweise beträchtlichen Vermögens. Ukrainische Tätergruppen sind in allen Bereichen der OK wie etwa dem Drogen- und Waffenhandel aktiv. Sie gelten als äußerst gewalttätig", heißt es.
Internationale Haftbefehle
"Es musste jedoch festgestellt werden, dass sich eine verhältnismäßig hohe Anzahl von Personen ukrainischer und russischer Staatsangehörigkeit im Bundesgebiet niedergelassen hat, gegen die in der Ukraine Strafverfahren wegen OK-Delikten beziehungsweise damit verbundener Korruption eröffnet wurden und die zum Teil auch mittels internationaler Haftbefehle von der Ukraine gesucht werden."
Ein Grund dafür ist laut dem Papier, dass Auslieferungsbegehren sowohl nach Russland als auch an die Ukraine aufgrund der anhaltenden Kampfhandlungen nicht stattgegeben wird.
Tschetschenen sind führend
Beherrscht wird der Bereich Organisierte Kriminalität in Österreich aber von Tschetschenen, die laut Ermittlern auch besonders brutal und rücksichtslos agieren.
Andere Gruppen müssen sich mit diesen arrangieren, wenn sie in Österreich aktiv sein wollen. Tschetschenen haben bereits die Macht in den "Bereichen Wirtschaftskriminalität, Cyberkriminalität, Geldwäsche, Erpressung sowie im Drogen- und Waffenhandel. Zudem übernehmen sie immer mehr die Kontrolle über Deliktsfelder, die im Zusammenhang mit der Umgehung gesetzlich regulierter Bereiche stehen, wie dem illegalen Glücksspiel, Tabak- und Zigarettenschmuggel oder dem Betrieb illegaler Shisha-Bars."
Vernetzungen mit anderen Banden passieren etwa bei Kampfsport-Veranstaltungen.
Neue Aktivitäten gibt es im Bereich der Motorrad-Banden. So wollen die Bandidos entgegen den Abmachungen mit den Hells Angels in Österreich aktiv werden.
Neu im Spiel sind die irakisch-islamistischen Rocker von "Al-Salam 313", die ein Messerattentat auf einen irakischen Regimegegner verübt haben sollen. Sie sind auch bekannt für Angriffe von Frauen, die sich nicht der Sharia unterwerfen. Aktiv war die Gruppe mit Verbindungen zu irakischen Paramilitärs bisher vor allem im nordeuropäischen Drogenhandel.
Mehr Vergewaltigungen und Waffengewalt
Zwei weitere Auffälligkeiten finden sich in dem Bericht, der eine tiefer gehende Analyse der Kriminalitätszahlen von 2022 beinhaltet. Bei den Vergewaltigungen war ein Anstieg um 8,1 Prozent auf 1.139 angezeigte Straftaten zu verzeichnen (964 davon vollendet). 860 Männer und zwölf Frauen wurden wegen vollendeter Vergewaltigung angezeigt.
Im Bereich der Gewaltkriminalität stieg die Zahl der Anzeigen auf 78.836, was eine Steigerung der Straftaten um 16 Prozent bedeutet. Davon wurden 3.296 Gewaltdelikte unter Verwendung von Schuss-, Hieb- oder Stichwaffen begangen. Mit 2.393 Fällen machen Stichwaffen den größten Anteil der verwendeten Waffen aus.
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