Sexuelle Nötigung: Mozarteum-Rektor verurteilt

Wirbel um Rektor wirft Schatten auf das Mozarteum.
In seiner Münchener Zeit als Musikhochschulleiter soll er zwei Mitarbeiterinnen genötigt haben.

Der Rektor des Mozarteum Salzburg, Siegfried M., ist am Freitag vom Amtsgericht München wegen sexueller Nötigung zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und drei Monaten verurteilt worden. Der 61-Jährige soll eine Geldauflage von 25.000 Euro zahlen. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass er in seiner Amtszeit als Leiter der Musikhochschule München 2009 bzw. 2012 zwei Frauen massiv bedrängt hatte. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Das Gericht stützte seinen Schuldspruch insbesondere auf die Aussagen der beiden Frauen. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Haftstrafe von dreieinhalb Jahren gefordert, die Verteidigung dagegen eine Intrige hinter den Vorwürfen vermutet und auf Freispruch plädiert.

Auf eigenen Wunsch beurlaubt

Der Universitätsrat des Mozarteums hielt sich auf Anfrage vorerst bedeckt. Man werde "so rasch als möglich zusammentreten, um sich zu beraten". M. ist derzeit auf eigenen Wunsch beurlaubt, die Geschäfte der Salzburger Kunstuniversität werden von der Vizerektorin für Ressourcen, Brigitte Hütter, geführt.

Laut Universitätsgesetz kann der Unirat den Rektor unter anderem im Fall einer (rechtskräftigen) strafrechtlichen Verurteilung abberufen. Dazu ist entweder eine Zweidrittelmehrheit im Rat oder (auf Antrag des Uni-Senats) eine einfache Mehrheit in Senat und Uni-Rat erforderlich.

In einem vergeblichen Antrag auf Einstellung des Verfahrens betonte die Verteidigung im April vor dem Amtsgericht München, der Professor bestreite energisch, 2009 und 2012 zwei ihm unterstellte Mitarbeiterinnen bedrängt zu haben.

Während der Verhandlung im April schilderte die erste Nebenklägerin detailreich, was sich 2009 im Büro ihres damaligen Vorgesetzten zugetragen haben soll. Bei einer Besprechung habe sie der Angeklagte nach dem Betreten des Raums sofort gegen die Tür gedrückt und geküsst. Mitten im folgenden Gespräch "sprang er plötzlich auf und drückte mich sehr stark an sich", ergänzte die Leiterin der Abteilung für historische Aufführungspraxis.

Der damalige Vizerektor, der in diesem Moment das Büro betrat, habe ihr empfohlen, sich an die Frauenbeauftragte zu wenden. Auf deren Rat verlangte die heute 56-Jährige eine Entschuldigung, die auch per SMS erfolgte. In der Folge kam es der Zeugin zufolge zu weiteren Annäherungen und einer neuerlichen Entschuldigung.

"Konnte unabsichtlich sein"

Der zweite verhandelte Übergriff soll im Juli 2012 stattgefunden haben. Die 60 Jahre alte Dozentin war mit dem heutigen Rektor des Mozarteums Salzburg befreundet. Als seine Hand am 15. Juli 2012 kurz an ihrer Brust lag, "konnte das unabsichtlich sein", wie sie aussagte. Aber dabei sei es nicht geblieben, schilderte die Nebenklägerin. Jedoch: "Er war mein Chef."

Der Angeklagte hörte vor dem Amtsgericht im April konzentriert zu, schüttelte ab und zu leicht den Kopf. Er ließ seine drei Anwälte reden, die immer wieder Einwände hatten und Anträge stellten. Verteidiger Stephan Lucas äußerte mit Blick auf die zahlreichen Zuhörer aus dem Hochschulbereich die Befürchtung, Zeugen könnten beeinflusst werden. "Es steht sehr viel auf dem Spiel", mahnte Lucas. Letztlich gehe es "um die Existenz des Mandanten".

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