Sexarbeit in Österreich: Kaum massive Gewalt, Zahl der Bordelle sinkt

Sexarbeit in Österreich: Kaum massive Gewalt, Zahl der Bordelle sinkt
Massive Gewalttaten laut Experten relativ selten. Corona-Pandemie brachte Zunahme an versteckter Wohnungsprostitution.

Nach dem Dreifachmord von drei Frauen in einem Massagestudio in Wien ist die Sexarbeit wieder stärker ins öffentliche Interesse gerückt. 7.000 bis 8.000 Personen sind in Österreich als Sexarbeiterinnen oder Sexarbeiter tätig, vor Ausbruch der Corona-Pandemie gab es landesweit rund 800 Lokale, in denen derartige Dienstleistungen angeboten wurden. 

Dazu zählten aber auch zum Teil illegale Betriebe, so ein Experte aus dem Bundeskriminalamt gegenüber der APA. Mit der Pandemie ging die Zahl der Sexarbeitenden, deren Tätigkeit der Exekutive bekannt ist, jedoch auf 5.000 bis 6.000 zurück. 

„Ein größerer Teil ist in die versteckte Wohnungsprostitution verschwunden“, lautet die Erklärung für diese Entwicklung. Dieses Dunkelfeld, zu dem auch Escort-Service zählt, wird auf 2.000 bis 3.000 weibliche Personen geschätzt. 

Betriebe finden keine Sexarbeiterinnen

Der Trend sei, dass Sexarbeiterinnen inzwischen von der sichtbaren in die versteckte, verbotene Prostitution verschwunden sind und so ihre Dienstleistungen in Hotel oder Privatwohnungen anbieten - das sei vor der Pandemie nicht in diesem Ausmaß der Fall gewesen. Das wirke sich wiederum auf die Zahl der zur Sexarbeit betriebenen Lokale aus, so der Experte. 

Diese stünden inzwischen vor dem Problem, überhaupt Sexarbeiterinnen zu finden - infolge sperren Etablissements zu und die Zahl sei in ganz Österreich rückläufig. 

Grundsätzlich sei es so, dass die noch bestehenden sichtbaren und erkennbaren Örtlichkeiten regelmäßig von der Polizei zu Kontrollzwecken aufgesucht werden, auch präventive Beratungsgespräche zur Sicherheit werden dabei angeboten. Fehlt einem solchen Betrieb wie einer Sauna, einer Bar oder einem Studio die Genehmigung, werden indes verwaltungsrechtliche Maßnahmen fällig.

Was Gewalt gegenüber Sexarbeiterinnen betrifft, so gebe es keine spezielle Statistik, jedoch zeige die Erfahrung, dass massive Gewalttaten relativ selten seien - derartige Delikte werden den zuständigen Ermittlungsbereichen im Landeskriminalamt bzw. Bundeskriminalamt gemeldet und von auffallend vielen Gewalttaten könne in diesem Segment nicht die Rede sein. 

Es werde in Lokalitäten zur Sexarbeit natürlich jeweils auch versucht, die Sicherheitssituation zu evaluieren, um möglichst alle Schutzmechanismen sicherzustellen. Sicherheitsstandards. In den genehmigten Lokalen gibt es jedenfalls diesbezügliche Vorschriften, so sind etwa Notschalter zur Alarmierung, Fluchtwege und die Anwesenheit von Betreibenden oder deren Vertreter Vorgaben. 

Die Beratungsstelle für Sexarbeiter „Sophie“ der Volkshilfe Wien rät bei Sexarbeit in Clubs oder Studios unter anderem zu installierten Kameras beim Eingang und einem Türsteher sowie zu einem von innen zu öffnenden Notausgang und Alarmknopf an Tür und Bett. 

Woher kommen die Sexarbeiterinnen in Österreich?

Was die Herkunft der Sexarbeiterinnen betrifft, die Zahl der Sexarbeiter ist laut dem Experten mit rund 100 sehr gering, so würden in den vergangenen Jahren Personen aus den EU-Staaten Rumänien Ungarn und Bulgarien rund zwei Drittel ausmachen - ansonsten seien es zum Teil österreichische, tschechische und slowakische Frauen, Asiatinnen seien quantitativ eher im niedrigen Bereich zu verorten.

„Straßenprostitution“ ist wiederum nur in Wien erlaubt, jedoch mit örtlichen Einschränkungen. In Wien und im Burgenland gibt es zudem eine Meldepflicht für Sexarbeit, in der Bundeshauptstadt ist hier Landespolizeidirektion zuständig, um Burgenland die jeweilige Gemeinde.

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