Die Tote war Rumänin. Zwei Drittel der Frauen, die in Österreich als Sexarbeiterinnen kommen von dort, aus Ungarn oder Bulgarien. Österreichweit liegt die Zahl der Prostituierten bei etwa 7.000 Frauen und damit etwa wieder auf dem Niveau vor der Pandemie, sagt Gerald Tatzgern, Leiter der Abteilung gegen Menschenhandel und Schlepperei am Bundeskriminalamt. Weil viele Bordelle wegen finanzieller Probleme aber nicht mehr aufgesperrt haben, sind Frauen in die Illegalität abgerutscht und bieten ihre Dienste oft zu Hause oder als Escort über Internetseiten an. Die Dunkelziffer von Escort-Damen sei hoch.
Dieser Job sei aber besonders gefährlich. Die Agenturen vermitteln offiziell nur Begleitungen – zum Beispiel zum Essen oder zu anderen harmlosen Aktivitäten. Im Anschluss daran kommt es aber oft zu bezahlten, sexuellen Handlungen. „Die Polizei kann die Sicherheit dieser Frauen nur sehr schlecht gewährleisten, weil die Kontakte nicht in Rotlichtlokalen, sondern im privaten Bereich passieren“, erklärt Tatzgern. Werden die Frauen von Agenturen vermittelt, dann gehen diese oft sicher, dass sie ihre Mitarbeiterinnen nicht zu bekannten Gewalttätern schicken. Ob auch der verdächtige 34-Jährige zuvor schon auffällig wurde, ist derzeit ebenso unklar, wie das Verhältnis zwischen ihm und dem Opfer. Die Polizei konnte bisher noch nicht ermitteln, ob er die junge Rumänin vielleicht schon früher als Escort zu sich nach Hause bestellt hatte und vielleicht eine Art Beziehung zwischen den beiden bestand. Das würde erklären, warum die junge Frau ohne Schutz zum späteren Tatort gekommen war.
Die Staatsanwaltschaft Steyr hat U-Haft für den Verdächtigen beantragt. Seine Einvernahme dauerte am Montagnachmittag noch an. Die Rumänin ist in diesem Jahr die 15. Frau, die bei einem Gewaltverbrechen ihr Leben verlor. Die Ermittlungen müssen klären, ob es sich um einen Femizid handelt – also die Frau aufgrund ihres Geschlechts getötet wurde – oder ob andere Gründe vorliegen.
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