Lkw-Lawine: Semmering-Basistunnel sorgt für Ärger bei Anrainern

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Derzeit werden für das Projekt täglich 1.000 Kubikmeter Beton verbaut. Das hat zu einer deutlichen Zunahme des Verkehrs geführt – zum Ärger der Anrainer.

Genau vor einem Jahr wurde der letzte Meter Tunnel fertig gegraben. Gloggnitz (NÖ) und Mürzzuschlag (Stmk.) sind seither auf 27,3 Kilometer Länge unterirdisch durch zwei Röhren miteinander verbunden.

Mit dem Meilenstein sind die Arbeiten bei der Portalbaustelle des Semmering-Basistunnels in Gloggnitz in eine entscheidende Bauphase eingetreten. Und das bleibt auch an der Oberfläche nicht unbemerkt.

In der Stadt Gloggnitz stöhnt man derzeit über einen "massiven Anstieg“ des Schwerverkehrs, beklagt die Bürgerinitiative BISS. Die Fertigstellungsarbeiten an der Beton-Innenschale der beiden Tunnelröhren laufen auf Hochtouren, was auch zu einer deutlichen Zunahme des Lkw-Verkehrs geführt hat.

12.300 Lastwagen mehr

Laut aktuellen Verkehrszählungen wurden an der eingerichteten Messstelle des Landes von Mai bis Oktober um 12.300 mehr Laster registriert (80.331) als im selben Zeitraum 2024 (67.986), kritisiert die BISS.

"In vielen Vorgesprächen zum Bau des Tunnels haben wir immer vereinbart, dass bei deutlicher Verschlechterung der Belastungen die Gemeinde und die Bürgerinitiative informiert werden. Das ist nicht passiert“, kritisiert Horst Reingruber von der BISS.

Bauarbeiter arbeiten im Inneren eines großen Tunnelbauprojekts mit schwerem Gerät.

Im Fröschnitzgraben finden die finalen Arbeiten an der Betonverkleidung statt. Die beiden Tunnelröhren warten bereits auf den Einbau der Technik

Sand, Schotter, Zement

Die Zunahme des Schwerverkehrs ist leicht erklärt: Es werden derzeit Unmengen an Beton benötigt. Im südlichen "Gleis 1“ werden die Sohle und das Gewölbe betoniert, in der nördlichen Tunnelröhre sind die Gewölbearbeiten im Finale – mit dem Bau der Innenschale. Für einen zwölf Meter langen Gewölbeblock werden pro Abschnitt 350 Kubikmeter Beton benötigt. Das ist noch lange nicht alles.

Parallel laufen nämlich unter Tage die Betonarbeiten für die Füllung der nicht mehr benötigten Zugangsschächte.

"Außerdem sind, für alle weithin sichtbar, bereits das Betriebsgebäude und das Portalbauwerk in Gloggnitz im Entstehen. Insgesamt werden so bei allen Betonbaustellen pro Tag rund 800 bis 1.000 Kubikmeter Beton verbaut. Das bedeutet auch eine beträchtliche Menge an Zusatzstoffen wie Sand, Schotter und Zement, die mittels Lkw antransportiert werden“, heißt es vonseiten der ÖBB.

Im Tunnel wird derzeit die Schale betoniert

Im Tunnel wird derzeit die Schale betoniert

200 Lkw-Fahrten pro Tag genehmigt

Die Anzahl der täglichen Lkw-Fahrten zur Baustelle ist daher seit einigen Monaten höher als während der Vortriebsarbeiten, wo das Ausbruchmaterial schienengebunden, mit 2.374 Zügen, abtransportiert wurde.

Bei den ÖBB weist man aber ausdrücklich darauf hin, dass die Verkehrszählung alle Lkw-Fahrten erfasst und diese nicht einem Verursacher zugeordnet werden können. Im Genehmigungsverfahren für den Bau des Basistunnels wurde das Thema Schwerverkehr genau geregelt. Man sei von rund 200 Fahrten pro Tag im Zeitraum von 6 bis 20 Uhr ausgegangen, die auch so genehmigt wurden.

"Selbst wenn man alle in der Beschwerde angeführten 12.000 Mehrfahrten, das sind etwa 100 Lkw pro Tag, dem Semmering-Basistunnel zuordnen würde, wäre man immer noch deutlich unter der genehmigten Zahl“, so ÖBB-Sprecher Christopher Seif.

Inbetriebnahme 2030

Die "aktuell intensive Bauphase“ sei notwendig, um die Fertigstellung bzw. die geplante Inbetriebnahme des Tunnels 2030 zu gewährleisten. Im Fröschnitzgraben wird gerade der erste 400 Meter tiefe Schacht umgebaut. Zwei dieser Schächte, die während des Vortriebs als riesiger "Materialaufzug“ gedient haben, werden zu Entlüftungsröhren.

Und von Mürzzuschlag aus hat im Herbst die technische Tunnelausrüstung begonnen. In dieser Phase werden in den Röhren alle für den Bahnbetrieb notwendigen technischen Anlagen eingebaut, also die Gleisanlagen, Leitungen und technische Anlagen. 1.000 Kilometer Kabel werden verlegt. Aufgrund der gewaltigen Dimensionen des Tunnels sind dafür über drei Jahre notwendig.

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