Semmeringtunnel: Der letzte Kilometer ist der schwerste

Zu graben ist nur noch ein Kilometer – allerdings durch die „komplexeste geologisch-tektonische Struktur der Ostalpen“. Die sogenannte Grasberg-Nordrand-Störung mit ihrem inhomogenen Material hat den Zeitplan für den Bau des Semmering-Basistunnel um fast vier Jahre nach hinten geworfen. Die Kosten sind – aus heutiger Sicht – von 3,5 auf 3,9 Milliarden Euro in die Höhe geschnellt.
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Obwohl bereits 96 Prozent der 27,3 Kilometer langen Röhren zwischen dem niederösterreichischen Portalbahnhof Gloggnitz und Mürzzuschlag in der Steiermark fertig gebaggert, gebohrt und gesprengt sind, wird der Basistunnel frühestens 2030 für den Verkehr freigegeben.
Wassereinbrüche
Das anfallende Bergwasser in der Störungszone des Bergmassivs macht mit über 10 Bar Wasserdruck den Baggervortrieb bereits seit 2019 zu einem heiklen Unterfangen für die Mineure. Mit einem Voraustunnel und Zement-Injektionen in das Karbonatgestein müssen die Röhren gegen weitere Wassereinbrüche gesichert werden. Höchstens einen Meter pro Tag arbeiten sich die Teams auf dem Abschnitt im Schichtbetrieb vorwärts. Wie der Projektleiter des Semmering-Basistunnel, Gerhard Gobiet, immer wieder betont, gibt der Berg das Tempo vor. Was die Schwere der Komplikationen anbelangt, sei im Grasberg auch fast alles eingetreten, was man befürchtet habe.

Vier Jahre nach dem Baustart im Mai 2019 wurde vor wenigen Tagen die Eröffnung des neuen Bahnhofs in Mürzzuschlag gefeiert. Da der Basistunnel direkt im Bahnhofsbereich aus dem Berg kommt und endet, musste der Abschnitt komplett modernisiert werden, mit Rücksichtnahme auf das UNESCO-Weltkulturerbe Semmeringbahn und das Bundesdenkmalamt. Ein Gestaltungsbeirat hatte von Anfang an bei den Maßnahmen das letzte Wort und die Aufsicht.
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Was die Verbindung von Wien in den Süden und umgekehrt anbelangt, läutet der Semmering-Basistunnel eine neue Zeitrechnung ein. Die Fahrzeit zwischen Wien und Graz verkürzt sich von 2.40 Stunden auf 1 Stunde und 50 Minuten. Die Höchstgeschwindigkeit im Tunnel liegt bei 230 km/h.
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