Semesterferien: Wintersportorte für Ansturm gerüstet
Corona hat vieles durcheinander gebracht. Vor allem, was das Skifahren und winterliche Freizeitbeschäftigungen anbelangt, gibt es eine Ost-West-Umkehr. Während die Wintersportzentren in Tirol oder Salzburg verwaisen und teilweise die Lifte bereits stillstehen, können sich die niederösterreichischen und oststeirischen Tagesskigebiete im Wiener Umland kaum vor dem Ansturm erwehren.
Wenn am Samstag für mehr als 450.000 Schüler das Homeschooling in Wien und Niederösterreich vorerst endet und die Semesterferien beginnen, sind der Semmering, Annaberg, Mönichkirchen am Wechsel, Lackenhof oder das Hochkar mit einer noch nie da gewesenen Nachfrage konfrontiert. Untersuchungen der NÖ Bergbahnen zufolge, gibt es rund 1,8 Millionen potenzielle Wintersportler in den umliegenden Ballungszentren, für die heuer der klassische Skiurlaub in Westösterreich ins Wasser fällt. Als Alternative gibt es durch das eingeschränkte Corona-Kontingent gerade einmal 15.000 Tagestickets in den niederösterreichischen und grenznahen steirischen Skigebieten.
Menschen wollen raus
Dennoch haben die Regionen alles daran gesetzt, den beliebten Freizeitsport weiter zu ermöglichen. "Ich weiß, es ist nicht selbstverständlich, dass man in Zeiten der Pandemie Skifahren darf. Aber den Menschen fällt die Decke auf den Kopf", erklärt Tourismuslandesrat Jochen Danninger (ÖVP). Die Gästeanzahl streng zu limitieren und eine verpflichtende Online-Reservierung einzuführen, habe sich bewährt. "Schon bisher konnten aus Gründen der COVID-19-Prävention maximal die Hälfte der üblichen Gäste unsere Skigebiete besuchen, jetzt wird weiter reduziert", so Danninger. Um Besucherströme zu entzerren, haben die Strategen im Hintergrund das Angebot zeitlich begrenzter Skikarten forciert.
Weil heuer auch keine Hütten geöffnet haben und teilweise nur Take-away-Verköstigung angeboten werden kann, hat sich die durchschnittliche Aufenthaltsdauer auf der Piste deutlich reduziert. Daher werden auch Vormittags-, Nachmittags- oder Stundentickets besser angenommen, was die Frequenz wieder etwas erhöht. Im Fall der Annaberger Lifte komme man rechnerisch derzeit auf höchstens 1.075 gleichzeitig anwesende Gäste, "in der Praxis wird der höchste Füllstand aber unter 1.000 Personen sein. Bisher hatten wir ein Tageskontingent von 1.500, in normalen Wintern haben wir an stark besuchten Tagen 2.800 Gäste", erklärt Liftchef Karl Weber. Den Liftbetreibern stellt Danninger bisher ein gutes Zeugnis aus. "Sie machen das nicht aus wirtschaftlichen Überlegungen." Unter diesen Voraussetzungen mit der Kontingentierung lasse sich nicht positiv wirtschaften.
Appell an Eigenverantwortung
Was die Sicherheitskonzepte anbelangt, hätten alle ihre Hausaufgaben gemacht. "Mir ist kein einziger Corona-Cluster bekannt, der auf das Skifahren in Niederösterreich zurückzuführen ist", so der Landesrat. Ganz stark wird an die Eigenverantwortung der Besucher appelliert. "Es wird nur funktionieren, wenn alle mit Disziplin und Umsicht an diese Sache herangehen."
Wie die Erfahrungen der Weihnachtsferien zeigen, haben 100 Prozent der Gäste das Online-Ticketing (Infos unter www.winternavi.at) genutzt. Laut Isabella Hinterleitner von der Taskforce "Sicher rausgehen in NÖ" haben sich bereits 35 Prozent der Besucher ihre Keycard behalten und bei der nächsten Buchung ihr Ticket gleich automatisch von zu Hause aus auf diese Karte geladen. Damit erspart man sich das Anstellen an der Liftkasse und reduziert damit wieder die Kontakte.
Aufgrund der neuen Corona-Verordnung wurden Anstellbereiche bei den Liften neu organisiert. Zäune sollen den Seitenabstand unter den Besuchern vergrößern.
Neu ist, dass wegen der unsicheren Wetterlage und möglicher Liftsperren (beispielsweise durch Sturm) die Ticketkontingente erst drei bis fünf Tage im Vorhinein freigegeben werden.
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