Seilbahn in Linz: Jetzt wird es ernst

Die Stadtseilbahn im deutschen Koblenz
Das neue Regierungsprogramm soll nun der endgültige Anstoß für den Bau der Stadtseilbahn sein.

Mit der Seilbahn hoch über Linz schweben. Das hört sich ein bisschen nach einer Illusion an. Geht es nach Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) und Vizebürgermeister Markus Hein (FPÖ) soll aber genau das bald zur Realität werden. Das neue Regierungsprogramm stärkt die Stadt nun in ihrem Vorhaben.

„Die grobe Planungsphase ist bereits abgeschlossen“, sagt Vizebürgermeister Hein. Er ist zuständig für den Linzer Stadtverkehr. 8,4 Kilometer lang soll die Stadtseilbahn sein und dabei bis zu 100 Meter über dem Boden verlaufen.

Vom Bahnhof Ebelsberg im Süden könnten Pendler auf diese Weise künftig unkompliziert bis zum Pleschingersee im Norden der Stadt gelangen – und natürlich auch wieder zurück.

Zwei Varianten

Die optimale Variante der Seilbahn bestünde aus zwei Tragseilen und einem Zugseil, eine sogenannte Drei-Seil-Umlaufbahn, mit 167 Gondeln. Jede einzelne fasst 35 Personen und ist mit Klimaanlage und WLAN ausgestattet.

5.500 Personen pro Stunde könnten die Gondeln bei einer Geschwindigkeit von 29 Kilometern pro Stunde transportieren. 45.000 Personen könnten die Seilbahn so pro Tag nützen.

Integraler Bestandteil

Was sich gut anhört, kostet aber auch: 283 Millionen Euro wurden für das Gesamtprojekt berechnet. Die günstigere Variante mit kleineren Gondeln und einer Einseilumlaufbahn würde auf 175 Millionen Euro kommen.

Schon 2018 war klar, dass die Stadtseilbahn nur mit Unterstützung von Bund und Land realisierbar ist. Durch das türkis-grüne Regierungsprogramm schöpft die Stadt nun erneut Hoffnung für eine rasche Umsetzung:

Denn dieses beinhaltet nun explizit auch die Förderung von Seilbahnen. „Technische Innovationen, insbesondere betreffend Ökoeffizienzsteigerung und Nutzung von Seilbahnen als Verkehrsmittel werden begrüßt“, heißt es darin.

Seilbahn in Linz: Jetzt wird es ernst

Die Station am Ebelsberg würde 35 Meter in die Höhe ragen.

Für Vizebürgermeister Hein ein gutes Zeichen: „Es ist ein Zugeständnis. Wir hoffen, dass die Regierung hält, was sie sich vorgenommen hat“. Für Bürgermeister Luger überzeugt das Projekt an sich: „Es ist bis dato österreichweit das Einzige, das nicht für den Tourismus, sondern als integraler Bestandteil des öffentlichen Verkehrs gilt“.

Nun werde versucht, schnellstmöglich einen Termin bei der neuen Bundesministerin für Infrastruktur, Leonore Gewessler, zu ergattern. Dort wollen sie ihre Vision vorstellen und über einen Zuschuss aus der „Öffi-Milliarde“ sprechen. Bekommt die Stadt Linz eine Zusage, kann laut Hein die Detailplanung beginnen.

Neun Minuten

Ausständig ist nach wie vor, wo die Stützen für die Seilbahn hinkommen, welche Variante sinnvoller ist und ob alle drei Bauabschnitte parallel begonnen werden. Alternativ könnte auch vorerst nur Abschnitt eins – vom Ebelsberg bis zur Voestalpine – errichtet werden. Neun Minuten würden Pendler für diese Strecke in der Gondel verbringen.

„Innerhalb von drei bis vier Jahren könnte das Projekt fertig sein. Behördenwege sind dabei schon einkalkuliert“, sagt Vizebürgermeister Hein. Ob wirklich die Leute schon 2024 mit der Seilbahn über Linz zur Arbeit fahren, wird sich zeigen.

Fehlende Realisierungen

In Wien gab es in den vergangenen Jahren schon mehrere Ideen für eine urbane Seilbahn: Rund um die Ringstraße, von der Floridsdorfer Brücke bis zum Biberhaufenweg in Donaustadt  oder vom Kahlenberg herunter. Umgesetzt wurde bis dato noch keine davon.

Auch die Pläne für die Seilbahn über den Wörthersee in  Kärnten liegen in der Schublade. Nach Bekanntgabe hagelte es Kritik von der Bevölkerung: Die Talstation würde in einem  Landschaftsschutzgebiet stehen.

Auch die Stadt Salzburg lässt 2019 erneut mit der Idee aufhorchen, eine Seilbahn installieren zu wollen. Diese soll den Verkehrsproblemen entgegenwirken. Seither ist es jedoch wieder ruhig geworden.

Ähnlich in Tirol: Die Landeshauptmann-Stellvertreterin Ingrid Felipe ließ Ende 2018 etwa eine urbane Seilbahn für Telfs prüfen. Auch das dürfte sich im Sand verlaufen haben.

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