Schwarze Sulm: Baustart von Tumulten begleitet

Schwarze Sulm
Vermummte Aktivisten schossen Fotos auf Kraftwerksbaustelle. Daraufhin wurden sie offenbar von Arbeitern attackiert.

Auf der Baustelle des umstrittenen Kraftwerksprojekts am Gelände der Schwarzen Sulm (Steiermark) ist es am Dienstag offenbar zu tumultartigen Szenen gekommen. Einem der Umweltaktivisten, die zwecks Verhinderung des Baus am Gelände kampieren, wurde die Kamera abgenommen. Dies berichtete die steirische Grüne Landtagsklubchefin Sabine Jungwirth mit Berufung auf die Aktivisten.

Seitens des Bezirkspolizeikommandos Deutschlandsberg wurde bestätigt, dass es eine entsprechende Anzeige wegen versuchten Diebstahls gegeben habe. Die Amtshandlung sei bereits abgeschlossen. Projektbetreiber Peter Masser bestätigte, dass er die Kamera als "Pfand" bis zum Eintreffen der Polizei behalten habe.

Grüne: "Unerhörter Vorfall"

Die Grünen sprachen in einer Aussendung von einem "unerhörten Vorfall". Eine kleine Gruppe der Aktivisten sei "gerade auf dem Wanderweg zur Baustelle spaziert, als plötzlich Projektwerber Peter Masser mit Waldarbeitern auftaucht und diese die Gruppe tätlich angreifen: Einer der Aktivisten wurde zu Boden gedrückt, einem anderen die Hand verletzt. Die Waldarbeiter nahmen den Aktivisten außerdem ihre Kameras weg“, so Jungwirth. Die Verletzung wurde von der Polizei nicht bestätigt, es habe keine entsprechende Anzeige gegeben bzw. kein Vorliegen einer ärztlichen Bestätigung einer Verletzung. Jungwirth sah "dringenden Handlungsbedarf" bei Landeshauptmann Franz Voves (SPÖ) und erwarte sich von den Projektwerbern Masser und Alfred Liechtenstein eine Entschuldigung und Schadenswiedergutmachung.

Video des "Kameraraubs"

Seitens der Protestcamper hieß es, einige hundert Meter vor der Baustelle sei man auf den Bauherrn Peter Masser in Begleitung einiger Arbeiter getroffen. Diese seien aus ihren Fahrzeugen gestiegen und hätten begonnen, die Protestcamper zu fotografieren. Unerwartet habe Masser dann versucht, einen seinerseits filmenden Aktivisten seine Videokamera zu entreißen und diesen dabei zu Boden geworfen. Masser habe dann die Kamera in seinem Auto eingeschlossen. Laut den Aktivisten seien zwei Personen aus ihrer Gruppe an Handgelenk und Wirbelsäule verletzt worden. Man habe Anzeige erstattet, das gesamte Geschehen sei auf Video festgehalten und werde den Behörden übergeben.

Kamera als "Pfand"

Masser schilderte den Ablauf aus seiner Sicht: Die Aktivisten an der Zufahrt zur Baustelle seien gegen 6.30 Uhr "heute alle vermummt und verkleidet gewesen, mit Tüchern, Sonnenbrillen und Masken, damit man sie nicht erkennt. Sie haben den Baggerfahrern, die an einer Hangabsicherung und der Grube zum Krafthaus hätten arbeiten sollen, den Weg versperrt". Die Arbeiter seien verärgert gewesen und hätten die Aktivisten zum Weggehen aufgefordert. "Dann habe ich eine Kamera eingezogen, als Pfand, damit sie nicht weggehen, bis die Polizei da ist", sagte Masser, der zugab, die Kamera im Auto eingeschlossen zu haben.

Als die Polizei eingetroffen war, habe er den Apparat zurückgegeben. Die Aktivisten hätten ihre Personalien angeben müssen. Den Vorwurf eines Angriff auf die Protestierenden wies Masser zurück: Er habe lediglich einem der Aktivisten die Kamera weggeschnappt. Im übrigen würden aus seiner Sicht die Bauarbeiten "ganz normal" weitergehen.

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