Tauziehen um Schwarze Sulm
Gerti Deutschmann stapft auf dem schmalen Forstweg durch den Wald und deutet auf den Boden. „Da, wo wir gehen, soll die Trasse für die Wasserrohre sein“, schildert sie und ärgert sich. „Wir haben unser Grundstück an der Sulm unter Schutz stellen lassen und gedacht, jetzt, haben wir es verhindert. Und dann ändern die Trasse.“
Die Weststeirerin tritt seit zehn Jahren gegen das Wasserkraftwerk auf, das Alfred Liechtenstein und Peter Masser an der Schwarzen Sulm in Schwanberg errichten wollen. Die nötigen Bescheide des Landes sind rechtskräftig, aber umstritten: Die Landesregierung hat gegen den eigenen gültigen Bescheid berufen, wurde aber heuer vom Höchstgericht zurückgepfiffen.
Seit vor drei Wochen der erste Bagger neben Deutschmanns Grundstück und auf dem Forstweg auftauchte, der laut der Weststeirerin zur Hälfte ihr Eigentum sei, schrillen bei Naturschützern die Alarmglocken. Die Schwarze Sulm, EU-Naturschutzgebiet, wird seither von Aktivisten bewacht.
Schwarz und Weiß
Zehn bis zwanzig Aktivisten wechseln sich im Camp ab. Sie harren auch bei Regen und sechs Grad unter Planen beim Lagerfeuer aus. „Wir bleiben so lange, bis es vorbei ist und die Sulm nicht angegriffen wird“, versichert Roman, 22. Rainer will „eines der letzten Naturparadiese Österreichs“ bewahren. „Das muss man doch schützen.“ Eine eigene Homepage sowie eine Facebook-Seite hoben das Camp auch in die virtuelle Welt.
Unterstützung kommt auch von erwarteter Seite. Die Grünen sind mehrmals pro Woche vor Ort, zuletzt sogar Bundessprecherin Eva Glawischnig. Ihre steirischen Parteifreunde fordern von Landeshauptmann Franz Voves, SPÖ, den Bescheid aufzuheben, das Kraftwerk dadurch abzudrehen. „Zu sagen, da muss man noch prüfen, ist eine Augenauswischerei“, kontert der Abgeordnete Lambert Schönleitner auf Voves’ Ankündigung, das erneute Überprüfungsverfahren dauere bis 2014. „Er ist ja sonst ein lauter Polterer. Nur da macht er sich klein und leise.“
Möglicherweise kommt Montag Bewegung in die verfahrende Sache: Naturschutzexperten des Bundes haben einen Termin im Land. Die Projektwerber pochen auf rechtsgültige Bescheide, geben sich abwartend: Man wolle keine „Radikalisierung der Situation“
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