Schulstart: „Der Herbst wird schwierig“

Schulstart: „Der Herbst wird schwierig“
Steirische Behörden raten, verschnupfte Kinder zu Hause zu lassen, um keine Corona-Verdachtsfälle zu provozieren.

„Ich werde jetzt immer gefragt, wie wird’s im Herbst?“, schildert Bildungs- und Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP). Und gesteht ein: „Das können wir jetzt noch nicht sagen.“

Fest steht knapp zwei Wochen vor dem Start in das neue Schuljahr in der Steiermark aber, wie die Corona-Ampel des Bundes auf die Bildungs- und Betreuungseinrichtungen im Bundesland umgelegt werden. Für die rund 40.000 Kinder in Krippen und Kindergärten gilt demnach ein nach den Ampelfarben Grün, Gelb, Oranges und Rot dezidiert ausgearbeitetes System.

Sport nur im Freien

Leuchtet etwa ein Bezirk gelb, gilt dort Maskenpflicht für Erwachsene im Eingangsbereich, Gruppen sollten nicht vermischt werden. Springt die Ampel auf orange, dürfen Gruppen gar nicht mehr zusammenkommen. Singen oder Sport wären dann nur im Freien erlaubt. Bei Rot tragen Betreuer Mund-Nasen-Schutz, die Kindergartenpflicht im letzten Jahr ist aufgehoben.

Diffiziler ist die Sache im Schulbereich. 140.000 steirische Kinder und Jugendliche starten am 14. September in das neue Unterrichtsjahr, für Tausende Taferlklassler erstmals. Die Tradition, von den Eltern in die Klasse begleitet zu werden, könnte Corona-bedingt ausfallen, überlegt Bildungsdirektorin Elisabeth Meixner. „Uns wäre es lieber, wenn die Eltern nicht in den Klassen sind.“ Die Abstandsregeln wären nicht mehr einzuhalten.

Differenzierte Schul-Ampel

Für die Schulen will Meixner in Abstimmung mit den Gesundheitsbehörden die Corona-Ampel differenzierter auslegen. „Wir sind an das System gebunden. Aber nur weil ein Bezirk auf gelb oder orange ist, heißt das nicht, dass auch alle Schulen im Bezirk auf gelb oder orange stehen müssen.“ Gäbe es nämlich am Schulstandort oder der Umgebung keinen Corona-Fall, hielte sie weiterhin grün für die Schulen für sinnvoll, betont Meixner.

Dennoch, auch die Maßnahmen für die Schulen stehen längst fest. Ab Gelb besteht etwa Maskenpflicht außerhalb der Klassen und Sport ist nur in Kleinstgruppen erlaubt. Orange bedeutet das Ende von Exkursionen oder des Gesangsunterrichts in geschlossene Räumen. Rot bringt Maßnahmen vergleichbar zum Lockdown: E-Learning, Maskenpflicht auch in den Klassen, die nur noch in Kleingruppen im Notbetrieb geführt werden.

Kinder sollen zu Hause bleiben

Damit es gar nicht so weit kommt, setzen sowohl Bogner-Strauß als auch Meixner auf die Mithilfe der Eltern: Verschnupfte, hustende Kinder sollten weder in den Kindergarten noch in die Schule gebracht werden. „Wir appellieren an die Eltern, dass es gescheiter ist, sein Kind ein, zwei Tage zu Hause zu lassen, damit es an der Schule erst gar nicht zu einem Verdachtsfall kommt“, mahnt Bogner-Strauß.

Tatsächlich können nämlich die Symptome eines grippalen Infekts nicht so ohne Weiteres von jenen einer Covid-19-Infektion unterschieden werden, erläutert Primar Reinhold Kerbl, Leiter der Kinder- und Jugendheilkunde am LKH Hochsteiermark in Leoben. „Der Herbst und der Winter werden schwierig. Da kommen die Viren, die wir jedes Jahr haben.“

Symptome nicht zu unterscheiden

Ob nun grippaler Infekt oder Influenza nur weitere Tests machen klar, ob nicht doch eine Covid-19-Infektion vorliegt. „Die Kollegen im niedergelassenen Bereich sind verunsichert“, beschreibt Kerbl. „Sie sagen, eigentlich müssten sie jedes schnupfende Kind als Corona-Verdacht betrachten. Da haben sie nicht ganz unrecht.“

Zehn Prozent Verdachtsfälle

Der Mediziner befürchtet, dass gerade in der kälteren Jahreszeit viele solcher Situationen auftreten: „Bei einem niedergelassenen Arzt werden pro Tag 50 bis 70 Kinder vorstellig“, zählt Kerbl auf. „Zehn Prozent als Corona-Verdachtsfälle einzustufen halte ich für realistisch. Darauf müssen wir vorbereitet sein.“

Doch Verdacht heißt zum Glück nicht Infektion – das bewiesen die Zahlen der vergangenen Monate. An den steirischen Schulen gab es nur 17 Ansteckungen, an der Kinderklinik Graz bei 1.100 Tests nur zehn positiv Getestete, auf Kerbls Station in Leoben gar nur ein infiziertes Kind. „Kinder sind keine Superspreader“, beruhigt Kerbl angesichts des Schulstarts.

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