Salzburgs zwiespältiges Verhältnis zu Windrädern

Salzburgs zwiespältiges Verhältnis zu Windrädern
Während 75 Prozent der Salzburger Windkraft befürworten, könnte sich der Lungau als ganzes dagegen entscheiden.

191 Gemeindevertreter stehen vor einer folgenschweren Entscheidung. Ausgerechnet am Tag des Windes, dem 15. Juni, werden die politischen Vertreter der 15 Lungauer Gemeinden entscheiden, ob es im Bezirk Windparks geben soll. Es entscheidet die Mehrheit der Gemeinden, laut Beobachtern ist eine Ablehnung nicht unwahrscheinlich. Das Ergebnis ist laut dem Lungauer Regionalverband rechtlich bindend, da es ins regionale Entwicklungsprogramme aufgenommen wird.

Auslöser für die Abstimmung war ein geplanter Windpark am Fanningberg mit acht Windrädern. Aufgrund der gleichermaßen aufgeheizten wie kontroversiellen Diskussion um den Windpark zog der Betreiber das Projekt im vergangenen Herbst zurück. Weißpriach, die betroffene Gemeinde, unterstützt die Pläne jedoch nach wie vor.

Weißpriach will Windpark

Sie sieht sich auch nicht an das Ergebnis der Abstimmung gebunden. Bürgermeister Peter Bogensperger verweist in den Salzburger Nachrichten auf das räumliche Entwicklungskonzept der Gemeinde. Nicht nur in Weißpriach scheint die Bevölkerung Windkraft positiv zu sehen.

Laut einer Umfrage der IG Windkraft (225 Teilnehmer) sprechen sich im Bundesland 75 Prozent der Befragten für Windkraft aus. „Soll die Windkraft auch in ihrem Bundesland zukünftig ausgebaut werden?“, lautete die Frage. Interessant: Diese Zahlen sind einigermaßen glaubwürdig, auch wenn sie vom Branchenverband der Windkraftwerke kommen.

Salzburgs zwiespältiges Verhältnis zu Windrädern

In der Steiermark sind Windräder auch im alpinen Gelände akzeptiert.

Steirer mit Akzeptanz

In einer Umfrage für die Bezirksblätter lehnten im Dezember 75 Prozent Windräder sogar in der eigenen Gemeinde nicht ab. Das Land ließ die Stimmung im März 2018 erheben. Damals sprachen sich 78 Prozent für einen Ausbau der Windenergie aus. Beispiele zeigen, dass sich Windparks auch in alpinen Regionen ohne größere Probleme betreiben lassen.

Nicht weit vom Lungau entfernt steht seit 16 Jahren in der Steiermark mit dem „Tauernwindpark“ Österreichs höchstgelegenes Windkraftwerk. Friedl Kaltenegger hat in seinem Skigebiet Salzstiegl zwei Windräder stehen. „Die Gästezahlen sind, seitdem wird die Windräder haben, immer gestiegen. Das muss nicht daran liegen, zeigt aber, dass sich Tourismus und Windkraft nicht ausschließen müssen“, sagt Kaltenegger. Die Windkraftgegner im Lungau sehen nicht nur negative Auswirkungen auf den Tourismus als Problem. Auch die Wirtschaftlichkeit und ob es ausreichend Wind gibt, wird in Zweifel gezogen.

Widerstand in Kärnten

Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft, ist überzeugt, dass ein gelungenes Projekt auch in Salzburg der Windkraft zum Durchbruch verhelfen könnte. „Es ist immer der Beginn das schwierigere“, sagt er. Ein Anschauungsbeispiel in der Nähe wäre hilfreich. „Dann zeigen sich viele Dinge, die befürchtet werden, als nicht zutreffend“, erklärt Moidl.

Auch in Kärnten gibt es aktuell Widerstand gegen einen Windpark. Auf der Kuchalm sollen ebenfalls acht Windräder entstehen, auch dort hat sich eine Bürgerinitiative gebildet. Die Landesregierung will die Windkraft forcieren, die FPÖ forderte am Donnerstag eine neue Energiestrategie für das Land.

Dass es die Ablehnung ausgerechnet in Salzburg und Kärnten gibt, ist angesichts der Umfrage nachvollziehbar. Gemeinsam mit Vorarlberg (75 Prozent) ist in Salzburg und Kärnten (76 Prozent) die Zustimmung zur Windkraft am geringsten. Moidl appelliert dennoch an die Gemeindevertreter. „Ich hoffe, dass nicht das Fenster für die Windkraft zugemacht wird“, sagt er.

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