Salzburgs Seilbahner wehren sich gegen „Gästebashing“

Salzburgs Seilbahner wehren sich gegen „Gästebashing“
Die von der Stadt ausgehende Diskussion über Overtourism sorgt in den Gebirgsgauen für Unmut.

Die sommerliche Diskussion über zu viel Tourismus in Salzburg hat Erich Egger nicht gefallen. „Alle Gäste sind uns herzlich willkommen“, sagt der Vorstand der Schmittenhöhebahn in Zell am See. „Es tut mir weh, wenn eine Diskussion losgetreten wurde, die man als Gästebashing bezeichnen kann.“ Er ortet grundsätzlich unterschiedliche Voraussetzungen zwischen Stadt und Land Salzburg.

„Wenn die Stadt Salzburg hier bremsen will, dann ist das ihr legitimes Recht“, meint der stellvertretende Spartenobmann der Salzburger Seilbahnwirtschaft. In den Gebirgsgauen sehe man das aber anders. „Wir haben noch Bedarf an neuen Betten und zusätzlichen Hotels und einer Stärkung der auslastungsschwächeren Zeiten“, sagt Egger. Es gebe schon jetzt „mehr als genug freie Kapazitäten“.

Salzburgs Seilbahner wehren sich gegen „Gästebashing“

Schmitten-Chef Erich Egger kritisiert mit Veronika Scheffer die Overtourism-Diskussion.

"Sensibles Thema"

Egger räumt ein, dass es sich um ein „sensibles Thema“ handle und dass es Hotspots im Land gebe, die an der Belastungsgrenze sind. Aber die von Landeshauptmann Wilfried Haslauer ausgerufene Obergrenze wollen die Seilbahner so nicht stehen lassen.

„Wir wollen nicht, dass unseren Gästen glauben, dass sie nicht willkommen sind und sehen auch keine Grenze bei 30 Millionen Übernachtungen jährlich“, fügt Egger hinzu. Er vermutet ohnehin, dass sich die Debatte bald wieder in eine andere Richtung entwickelt. „Wenn die Wirtschaft einbricht, wird sich das sehr schnell wieder drehen.“

150 Millionen Euro

Aktuell nutzen auch die Seilbahnen noch das günstige Umfeld, um kräftig zu investieren. Heuer werden es alleine in Salzburg mehr als 150 Millionen Euro sein. Dabei stehen Skigebietszusammenschlüsse im Mittelpunkt. „Wir stehen im Wettbewerb mit anderen Alpenregionen. Weitere Erschließungen sind gesetzlich nicht möglich, da sucht man sinnvolle Verbindungen“, erklärt der Zeller Seilbahn-Chef.

So wurden mit einer 35-Millionen-Euro-Investition über mehrere Jahre die Skigebiete Zell am See und Saalbach verbunden. Die neue Verbindung startet mit dem kommenden Winter. Das lässt auch die Ticketpreise weiter steigen. In Saalbach und Zell sind es im kommenden Winter 56,50 Euro für das Tagesticket.

Buchungsplattform soll kommen

In Kaprun wird ein mehr als 80 Millionen Euro teures Projekt gerade abgeschlossen. Der Maiskogel wird mit den Gletscherbahnen verbunden. Damit gelangen Skifahrer ab dem kommenden Winter erstmals direkt aus dem Ortszentrum auf den Gletscher.

Eine weitaus kleinere Investition soll in den kommenden Jahren bei allen Seilbahnen des Landes ihre Wirkung entfalten. Die Seilbahner wollen den Gästen die Buchung erleichtern. „Wir wollen eine Plattform entwickeln, auf der der Gast vom Hotel über die Liftkarte bis zum Skikurs alles buchen kann“, erklärt Spartenobfrau Veronika Scheffer.

Bis zur Marktreife wird es noch dauern, in fünf bis zehn Jahren soll es soweit sein. Die Plattform soll vor allem Wertschöpfung in die Region zurückholen, die aktuell an internationale Buchungsseiten geht.

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