Salzburgs neuer Energieboss im großen Interview

Salzburgs neuer Energieboss im großen Interview
Michael Baminger ist seit sechs Wochen im Amt. Der Vorstandssprecher über Krise, Kundenfokus und Zukunft.

Sie haben in einer schwierigen Zeit übernommen. Gibt es eine Art erste Zwischenbilanz?

Eine Zwischenbilanz ist zu groß gegriffen. Was es auf jeden Fall gibt, ist ein erster Eindruck. Ich habe die ersten Wochen dazu genutzt, möglichst viele Standorte zu sehen. Was ich aus diesen Begegnungen mitgenommen habe, ist, dass wir sehr viele leidenschaftliche Mitarbeiter haben, deren Power wir jetzt dringend brauchen.

Gibt es in Salzburg am Energie-Sektor Spezifika im Vergleich zu anderen Bundesländern? Parallelen, Unterschiede?

Ich kenne die Branche schon seit 16 Jahren. Was aus meiner Sicht letztendlich heraussticht: Man hat in Salzburg die Spielräume eines Unternehmens in der Preisdiskussion sehr kundenorientiert und sehr weitreichend genutzt. Die Maßnahmen wie der Stromkostenzuschuss, den die Salzburg AG selbst für Kundinnen und Kunden mit Stromheizung oder Wärmepumpen ohne eigenen Zähler ausgesprochen hat, sind wichtige Beispiele dafür.

Wir haben aber trotzdem noch Kundinnen und Kunden, wo diese Systeme nicht oder zu wenig greifen. Wir kümmern uns darum, das Netzwerk rund um diese Kunden jetzt enger zu knüpfen.

Es gab eine Beschwerdeflut, weil Sie bei 80.000 Stromkunden die monatlichen Teilbeträge erhöhen. Wir erklären Sie das Betroffenen?

Es ist ein Irrglaube, zu meinen, ein Geschäftsführer könne freihändig Preise bestimmen. Es gibt enge Vorgaben. Man kauft langfristig ein, weil das eine möglichst breite Risikostreuung bedeutet. Preisentwicklungen kommen dadurch zeitverzögert beim Kunden an. Kurzfristige Lockangebote sind nicht unser Modell, weil es auf Dauer keinen Bestand haben kann.

Wenn wir jetzt nicht die monatlichen Teilzahlungsbeträge anpassen, würde das im schlimmsten Fall dazu führen, dass die Kunden später große Nachzahlungen haben. Das wäre der ganz falsche Weg.

Zu 70 Prozent fallen die Kunden mit ihrem Bedarf in der Strompreisbremse des Bundes. Die Hilfen, die es gibt, sind teilweise zu kompliziert nachzuvollziehen. Wir sehen unsere Aufgabe auch im Knüpfen weitere Netzwerke. Wir sind mit der Caritas in Kontakt oder haben auch mit Energieberatern schon einfache Lösungen gefunden. Es gibt nicht den einen großen Wurf, der alle Probleme löst. Man muss jetzt genau hinschauen. Es können auch Ratenzahlungsvereinbarungen helfen.

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