Salzburger Festspiele wachsen in den Berg

Salzburger Festspiele wachsen in den Berg
335 Millionen Euro werden in Sanierung und Ausbau der Festspielhäuser investiert. Der Generalplaner steht nun fest.

Meilenstein. Ein großer Schritt. Die dringend notwendige Weiterplanung einer lebendigen Kulturstadt. Man wolle sorgsam damit umgehen und die „Kunst der Nachhaltigkeit“ verstehen: Mit ehrgeizigen Plänen und Kommentaren stimmten die Verantwortlichen bei der Präsentation in die Lobeshymnen auf die geplante Sanierung der Festspielhäuser mit Erweiterung in den Berg ein.

Kostenpunkt: Die Experten der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) korrigierten die ursprüngliche Schätzung noch vor der Pandemie von 262,8 auf rund 335 Millionen Euro bis 2030. Nervosität sei wegen der Kosten aber noch nicht angebracht. Auch Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) hofft auf eine Beruhigung bis zur Ausschreibung der Arbeiten. Der Bund sagte bereits eine 40-prozentige Kostenbeteiligung zu, den Rest zahlen Stadt und Land.

Unbestritten ist, dass der Festspielbezirk dringend ein Facelifting und eine Grundsanierung von Bereichen wie Technik oder Brandschutz braucht. Das Große Festspielhaus, das aus den 1960er-Jahren stammt, sei zwar noch betriebsfähig, stößt aber an Grenzen. Es kam 2018 sogar so weit, dass es während eines Gewitters bei einer Vorstellung in den Zuschauerraum regnete. Von einer Komplettsanierung inklusive Technik sollen auch viele weitere Kulturinstitutionen, die über das Jahr den Festspielbezirk nutzen, profitieren.

Werkstätten im Berg

Die Festspiele standen bei den Bauüberlegungen auch vor der Grundsatzentscheidung, wo die Werkstätten in Zukunft beheimatet sein sollen. Man entschied sich, sie am Standort zu belassen. Die Festspiel-Gebäude wachsen deshalb in den Mönchsberg hinein. Zentraler Teil ist ein Neubau im Innenhof zwischen den Festspielhäusern. Die achtstöckige Erweiterung macht Orchesterprobenräume und auch neue Logistikräume möglich. Rund 90.000 Kubikmeter Fels müssen weichen, deutlich weniger als in der ersten Projektstudie angenommen. Die Altstadt soll durch eine neue Lkw-Zufahrt im Berg entlastet werden.

Salzburger Festspiele wachsen in den Berg

Neues Werstätten-Gebäude

Wiener Büro gewinnt

In einer international besetzten Fachjury wurde unter 15 eingereichten Projekten jetzt ein Sieger für die Generalplanung des Jahrhundert-Projektes gekürt. Die Wahl fiel auf die Wiener Architekten Jabornegg & Pálffy, die Spezialisten im Umgang mit historischer Bausubstanz sind. „Das Überraschende der Arbeit besteht in der Einfachheit und Klarheit, wie hochkomplexe Aufgaben gelöst werden“, so der Juryvorsitzende Volker Staab. Es galt hier, „die Eier legende Wollmilchsau“ unter den Büros zu finden, wie Staab betonte.

Die Erweiterung soll sich gut in die Umgebung einfügen, aber durchaus zeitgenössisch sein. Kein neuer architektonischer Anziehungspunkt ist gefordert, sondern vielmehr höchste Funktionalität. Schlagwort: Kurze Wege. Spielstätten sind künftig mit Garderoben auf direktem Weg verbunden.

Das oberste Geschoß ergänze dezent die bestehende Dachlandschaft, so das Urteil der Jury. Wer durch die Altstadt schlendert, soll von dem Umbau aber gar nichts bemerken. Betonfertigteile für den Neubau ermöglichen eine möglichst kurze Bauzeit.

Geht alles nach Plan, könnte im Herbst 2024 der Baustart erfolgen. Der kaufmännische Direktor Lukas Crepaz betont, dass sämtliche Expertengremien wie Denkmalschutz oder die Welterbe-Schützer von ICOMOS bereits einbezogen wurden. Jetzt werden erst einmal Verhandlungen mit dem Generalplaner aufgenommen.

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