Salzburger Drogenbande steht ab heute vor Gericht
Es ist der größte Prozess am Landesgericht Salzburg seit Jahren. Ab Mittwoch steht eine Drogenbande aus dem Pinzgau vor Gericht, und die Dimensionen des Verfahrens sind bemerkenswert. Die Anklageschrift gegen 15 Beschuldigte umfasst 144 Seiten, 22 Verhandlungstage bis Ende Juni sind vorerst angesetzt.
Den Angeklagten wird großspuriger Suchtgifthandel im Rahmen einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Sie sollen mindestens 2,3 Kilo Kokain, 12,6 Kilo Speed und 7,5 Kilo Cannabis sowie mehrere Tausend Ecstasy-Tabletten nach Österreich eingeführt und hier verkauft haben.
Chef drohen 20 Jahre Haft
Als Chef der international agierenden mutmaßlichen Drogenbande ist ein 50-jähriger Kroate hauptangeklagt. Ihm drohen bis zu 20 Jahre Haft, da er „führend tätig“ war, wie es im Suchtmittelgesetz heißt. Sieben Österreicher, drei Kroaten, ein Niederländer, ein Belgier, eine Slowenin und eine Deutsche sitzen ebenfalls auf den Anklagebänken.
Das Verfahren hätte ursprünglich schon Mitte März starten sollen, wurde aber wegen der Maßnahmen gegen das Coronavirus verschoben. Auch jetzt machen die Regelungen zur Virusvermeidung (Details siehe rechts) das umfangreiche Verfahren noch einmal aufwändiger.
Wohnung als Lager
Das Landesgericht hat extra für den Prozess das Kolpinghaus als Ausweichquartier gemietet und entsprechend adaptiert. Das letzte Mal wurde das Kolpinghaus beim Prozess zur Brandkatastrophe in der Seilbahn von Kaprun als Ausweichquartier genutzt.
Dabei steht nicht einmal die ganze Bande vor Gericht. Insgesamt soll sie mindestens 22 Mitglieder umfasst haben, die teilweise gesondert verfolgt werden. Die Drogen sollen aus Belgien, den Niederlanden, aber auch der Dominikanischen Republik zwischen April 2018 bis März 2019 nach Österreich geschmuggelt worden sein.
13 Angeklagte sind im Pinzgau wohnhaft, eine Wohnung nahe Zell am See, in der auch der Hauptangeklagte gewohnt hat, soll als Drogenlager gedient haben. Den Großteil der Suchtmittel soll der 50-Jährige per Auto aus Belgien und den Niederlanden eingeführt haben – inklusive Fahrzeugwechsel auf ein präpariertes Auto in Deutschland. Den Verkauf soll dann ein Ring an einheimischen Subdealern übernommen haben.
Auch Touristen als Abnehmer
Die umfangreichen Ermittlungen in der Causa haben sich sogar in der Kriminalitätsstatistik für 2019 niedergeschlagen. Da haben die Suchtgiftdelikte in Salzburg um 15,4 Prozent auf 2.765 Anzeigen zugenommen. Den Zuwachs machen zum Teil die Anzeigen aus, die zu dem Großverfahren geführt haben, bestätigt Christian Voggenberger, Leiter des Landeskriminalamtes. Der ausgeprägte Tourismus im Bezirk spiele ebenfalls eine Rolle, allerdings keine übergeordnete, betont Voggenberger.
Im Zuge der Ermittlungen sei man auf einige 100 Abnehmer gestoßen. „Da waren Touristen darunter genauso wie Einheimische“, sagt Voggenberger. Die Drogen seien auch nicht nur im Pinzgau verkauft worden, sondern auch im Pongau, in Bayern und teilweise nach Kroatien weiter geliefert worden.
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