Salzburg: Unternehmergruppe will Seilbahn auf den Gaisberg errichten
Über 90 Jahre nach dem Aus für die Zahnradbahn auf den 1.287 Meter hohen Gaisberg in der Stadt Salzburg liegt nun ein konkreter Plan für den Bau einer Seilbahn auf das Gipfelplateau vor. Eine Unternehmergruppe will das 20 Millionen Euro schwere Projekt bereits in den nächsten Monaten bei den Behörden einreichen. Je nach Verfahrensdauer könnte der Baustart schon in zwei Jahren erfolgen. Nach Fertigstellung soll der motorisierte Verkehr auf den Gipfel stark beschränkt werden.
Vorgesehen ist eine Seilbahn mit einer Förderleistung von 800 bis 1.600 Fahrten pro Tag. Die Menschen sollen dabei in Achtergondeln auf den Berg und zurück ins Tal transportiert werden. Dabei wird ein Höhenunterschied von knapp über 600 Metern überwunden. Die Talstation samt Parkplatz soll direkt an der Wolfgangsee-Bundesstraße (B158) entstehen und gut an den Öffentlichen Verkehr angebunden sein. Auf Höhe des Gaisberg-Rundwanderwegs ist eine Mittelstation geplant, die Bergstation soll in Form einer unterirdischen Kaverne mit Zu- und Ausstieg auf Koppler Gemeindegebiet errichtet werden. Der Gaisberg und sein Gipfel liegen nur zum Teil auf Salzburger Stadtgebiet, dort ist das Plateau großteils als „Geschütztes Grünland“ deklariert.
Hinter der Projektidee steht die „GUG drei GmbH“, ein Firmengeflecht mehrerer Investoren aus Salzburg und Oberösterreich, welches derzeit das denkmalgeschützte Gut Guggenthal in der Gemeinde Koppl (Flachgau) unweit der geplanten Talstation revitalisiert. „Die Vorarbeiten für das Projekt laufen seit rund eineinhalb Jahren“, sagte am Donnerstag der Sprecher der Unternehmensgruppe, der Anwalt Christoph Bamberger, in einer Pressekonferenz. Derzeit fänden Abstimmungsgespräche mit Behörden und Naturschutz statt, im Bereich der geplanten Bergstation seien noch Vorgespräche mit Landesumweltanwaltschaft und Behörden ausständig.
Stadt und Land Salzburg und die Gemeinde Koppl (Flachgau) stehen hinter dem Projekt, finanzieren den Bau aber nicht mit. Offen ist auch, wie viel die Berg- und Talfahrt einmal kosten wird. Besitzer eines Klimatickets oder einer Jahreskarte des Salzburger Verkehrsverbunds werden aber ohne zusätzlich Kosten auf den Gaisberg fahren, betonten die Projektbetreiber heute.
Starker Autoverkehr
Der mit einer Straße erschlossene Gaisberg ist ein beliebtes Ausflugsziel, leidet aber besonders bei schönem Wetter am starken Autoverkehr. Wild parkende Pkw und eine verstopfte Buskehre am Gipfel sind dann oft die Folge. Die Stadt Salzburg hat erst in den vergangenen Jahren reagiert und verdichtet derzeit an schönen Wochenenden kurzfristig den Bustakt. Eine Sperre des Gipfels für Autofahrer wurde aber meist nur halbherzig umgesetzt. Mit der neuen Seilbahn soll der Individualverkehr über die Zistelalm in rund 1.000 Metern Seehöhe hinaus der Vergangenheit angehören.
In welcher Form der Gaisbergbus nach Fertigstellung der Seilbahn weiterbetrieben wird, stehe noch nicht fest, sagte der Salzburger Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP) am Donnerstag auf APA-Nachfrage. „Wir müssen schauen, wie sich die Nachfrage entwickelt und wie lange wir den Busverkehr bis zur Spitze bzw. bis zur Zistelalm aufrechterhalten können. Zwei Öffis parallel machen aber vermutlich keinen Sinn.“
Die Historie
Von 1887 bis 1928 fuhr eine Zahnradbahn vom Bahnhof Parsch auf den Gaisberg. Pläne für eine (Seil)bahn gab es seitdem immer wieder. Zuletzt war im Jahre 2012 ein konkretes Projekt am Widerstand der Stadt gescheitert. Der damalige Bürgermeister Heinz Schaden sah das Gipfelplateau für Massentourismus nicht geeignet. Es fehle die Infrastruktur für eine große Anzahl an Besuchern, argumentierte er damals. Die aktuellen Projektbetreiber sehen in der Seilbahn hingegen ein Instrument zur Besucherlenkung.
Kritik von der Politik
Das Bekanntwerden des Projekts sorgte am Donnerstag auch für Kritik: Für die grüne Bürgerliste könnte der Hausberg der Salzburger auch ohne Seilbahn sofort autofrei gemacht werden. „Wenn Stadt und Land das wollen“, sagte Klubobfrau Ingeborg Haller. Zudem seien Fragen offen. „Wer betreibt die Bahn und was passiert, wenn sich der Investor zurückzieht?“ Dazu kämen Bedenken Landschafts- und Naturschutzrechtlicher Natur.
FPÖ-Stadtparteiobmann Dominic Maier forderte, dass der Gaisberg nicht nur für die Öffis, sondern auch für Pkw zugänglich bleiben müsse. Und KPÖ-Plus-Gemeinderat Kay-Michael Dankl warnte davor, dass aus dem Gaisberg ein „teurer Touristenberg“ werden könnte - vor allem wenn der günstigere Gaisbergbus dem Sparstift zum Opfer fallen sollte. Beim Zwölferhorn am Wolfgangsee koste die Berg- und Talfahrt 33 Euro. Leistbare Tickets für die Salzburger müssten dann wohl von Stadt und Land subventioniert werden.
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